Es gibt keine offiziellen Angaben zu den in Europa stationierten US-Atomwaffen. Neben Deutschland sollen sie aber auch in den Niederlanden, Belgien, Italien und in der Türkei lagern. Expertenschätzungen zufolge sollen es insgesamt noch etwa 100 sein. Sie haben eine Sprengkraft von bis zu 50 Kilotonnen - etwa das 13-fache der ersten US-Atombombe, die 1945 die japanische Großstadt Hiroshima fast vollständig zerstört hat. Mit Großbritannien und Frankreich besitzen zwei weitere Nato-Staaten eigene Atomwaffen.
Auch baltische Staaten fordern keine Atomwaffen
Möglicherweise wird auf dem Nato-Gipfel in der litauischen Hauptstadt Vilnius im Juli darüber gesprochen, wie es mit der nuklearen Abschreckung der Nato weitergehen soll. Aber auch aus den baltischen Staaten kommen bislang keine Forderungen, Atomwaffen innerhalb des Bündnisgebiets nach Osten zu verschieben. Lettland und Litauen - die neben Belarus auch direkt an Russland grenzen - wollen sich stattdessen für neue Sanktionen stark machen. Die geplante russische Atomwaffen-Stationierung in Belarus sei nichts Neues und stelle keine größere Bedrohung dar als Russland insgesamt, sagte etwa der lettische Nato-Botschafter Edgars Skuja im lettischen Radio.
Litauens Verteidigungsminister: Verteidigung gewährleistet
Auch der litauische Verteidigungsminister Arvydas Anusauskas sieht keine Notwendigkeit, unmittelbar auf die russische Pläne zu reagieren. "Wir sollten uns davon nicht ablenken lassen und schreien "Was wird jetzt passieren?"", meinte er nach Bekanntgabe der russischen Atom-Pläne. "Die Verteidigung eines Nato-Landes gegen die Bedrohung durch Atomwaffen ist gewährleistet, unabhängig davon, ob diese Waffen westlich unserer Grenzen, östlich oder nördlich stationiert sind." Damit spielte er darauf an, dass auch in der russischen Exklave Kaliningrad östlich von Litauen oder im Gebiet um St. Petersburg im Norden Atomwaffen sein könnten.
In Kaliningrad hatte Russland schon vor einigen Jahren Iskander-Raketen stationiert, die mit Atomsprengköpfen bestückt werden können und eine Reichweite von 500 Kilometern haben - sie könnten damit bis nach Deutschland fliegen. Dass solche Raketen zusammen mit umgebauten Flugzeugen, die taktischen Atomwaffen tragen können, nun auch nach Belarus verlegt werden sollen, kommt für den litauischen Armee-Chef Valdemaras Rupsys "nicht unerwartet". Natürlich sei das eine "Herausforderung", sagte er. Eine Verlegung von Atomwaffen nach Litauen hält er aber nicht so ohne weiteres für möglich - selbst wenn der politische Wille da wäre. Dafür müssten zunächst die Bedingungen geschaffen werden, sie zu lagern.