Die Ukraine hat einen Nato-Beitritt als Ziel bereits in ihre Verfassung geschrieben. "Die Gewährung des Plans zur Mitgliedschaft wird zu einem klaren Signal für die Russische Föderation", erklärte Selenskyj. Die Beitrittsbemühungen müssten daher verstärkt werden. Aus Sicht der Nato steht das aber nicht auf der Tagesordnung.
Das Nachbarland Russland reagierte prompt. "Wir zweifeln sehr daran, dass das der Ukraine hilft, ihr inneres Problem zu lösen. Aus unserer Sicht wird das die Lage noch weiter verschärfen", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Russland warnt immer wieder vor einer Mitgliedschaft der Ukraine in der Nato, weil es sich davon in seiner Sicherheit bedroht sieht.
Russlands Außenminister Sergej Lawrow sieht indes auch Deutschland und Frankreich in der Pflicht. Es gebe "keine energischen Handlungen seitens unserer französischen und deutschen Kollegen, um die ukrainische Seite zur Vernunft zu bringen", sagte Lawrow bei einem Besuch in Indien. Berlin und Paris ringen seit Jahren gemeinsam mit Moskau und Kiew um eine friedliche Lösung des Konflikts.
Erst in der Nacht zum Dienstag waren trotz der geltenden Waffenruhe zwischen Militär und prorussischen Separatisten erneut zwei Regierungssoldaten getötet worden. Ein Soldat wurde nach Armeeangaben bei der Stadt Awdijiwka wenige Kilometer nördlich der Rebellenhochburg Donezk erschossen. Zu dem zweiten Toten gab es zunächst keine genaueren Informationen.
Am Abend informierte das Militär über zwei weitere Gefallene. Ein Soldat sei bei Mörserbeschuss getötet worden, ein weiterer durch einen unbekannten Sprengsatz, auf den ein Militärfahrzeug fuhr. Die Angaben der Armee ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Allein seit Jahresbeginn sollen mehr als 40 Menschen getötet worden sein. Selenskyj teilte bei Twitter mit, allein in diesem Jahr hätten die Regierungsstreitkräfte 24 Soldaten verloren.
Der Krieg zwischen prorussischen Kräften im Donbass und den ukrainischen Truppen brach nach dem Sturz von Präsident Viktor Janukowitsch vor sieben Jahren aus. Seither werden Teile der Gebiete Donezk und Luhansk entlang der russischen Grenze von moskautreuen Separatisten kontrolliert. Mehr als 13.000 Menschen starben nach UN-Schätzungen in dem blutigen Konflikt. Ein 2015 unter deutsch-französischer Vermittlung vereinbarter Friedensplan liegt auf Eis. Die EU hat wegen des Kriegs Sanktionen gegen Russland verhängt.
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