Das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz habe in den vergangenen Jahren ein rückläufiges Mobilisierungspotenzial des Dritten Wegs festgestellt, teilte ein Sprecher des bayerischen Innenministeriums mit. Schon im Vorjahr hätten sich nur etwa 120 Rechtsextremisten in Wunsiedel versammelt. Doch woran liegt das? Thomas Witzgall vom Portal „Endstation rechts“ sprach von einem Trend, dass Aufmärsche mit historischen Bezügen seltener werden in der rechtsextremen Szene. Der Dritte Weg habe in jüngerer Vergangenheit bereits „Standardtermine“ ausfallen lassen, so etwa eine Mahnwache für einen Holocaust-Leugner in München.
Entwickelt hatten sich die Aufmärsche in Wunsiedel, weil dort Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß begraben war. Das Grab wurde zwar 2011 aufgelassen, die Veranstaltungen der Szene kurz vor dem Volkstrauertag blieben aber.
Die Aufmärsche hätten auch immer der Nachwuchsgewinnung gedient, sagte Witzgall. Hier beobachte man, dass die Partei beispielsweise verstärkt auf Sportveranstaltungen setze. Ein Grund zum Aufatmen sei diese Entwicklung nicht. „Das Gedankengut ist noch da“, sagte Witzgall. Es sei auch unklar, ob Wunsiedel dauerhaft frei von Aufmärschen bleibe.