Kommentar Ein schlechter Witz

Symbolbild. Foto: picture alliance / Jan-Peter Kasper/dpa-Zentralbild/dpa | Jan-Peter Kasper

Verkehrsberuhigung in der Kulmbach Altstadt? Klingt auf den ersten Blick gar nicht so schlecht. Aber hält das gute Gefühl auch noch einem zweiten oder dritten Blick stand?  Da folgt schnell Ernüchterung.

 
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Betrachten wir das Thema mal ganz praktisch: Schon jetzt kommt es viele Male pro Woche vor, dass sich Autos, die in Richtung Altstadt unterwegs sind, bis in die Pestalozzistraße zurückstauen. Schon ein ungünstig geparkter Lieferwagen oder schnell hintereinander aktivierte Fußgängerampeln bremsen alles ein. Dass das mal wieder so ist, wissen Anlieger am Kino und drumherum, wenn mal wieder ungeduldige Autofahrer auf die Hupe drücken. Man mag sich das Hupkonzert  und die Länge des Rückstaus leicht vorstellen, wenn von der Buchbindergasse bis zum Spiegel alle nur noch 10 km/h fahren dürfen. 

Wo wir gerade bei den 10 km/h sind:  Die lassen sich nach Polizeiaussagen so gut wie nicht kontrollieren. Auf der Homepage des Zirndorfer Rathauses kann man dazu nachlesen, dass es auch gar nicht erlaubt wäre. Die Zirndorfer hatten schon Tempo-10-Zonen und mussten sie wieder abschaffen.

Und auch die Kontrollen hatten offenbar ihre Tücken: „ Der fehlenden Zuordnung eines Verkehrszeichens im amtlichen Verkehrszeichenkatalog geschuldet, durften Geschwindigkeitsüberschreitungen innerhalb der 10 km/h-Zone bereits seit 2014 nicht mehr geahndet werden“, schreiben die Zirndorfer.

Kommen wir zurück nach Kulmbach. All das kann man mit wenigen Klicks bei Google finden. Die Rechtseinschätzung des Landratsamts erfährt man mit einem Telefonat. Und wenn man mal bei jemandem nachfragt, der sich mit Autos auskennt, dann lernt man auch noch, dass es eine harte Herausforderung für jeden Autofahrer ist, Tempo 10 über eine längere Strecke einzuhalten.

Das bestätigen auch die Zirndorfer. Selbst die, die sich bemühten, waren am Ende mit 18 bis 22 km/h unterwegs. Von gleich zwei Stadtratsfraktionen hätte ich mir gewünscht, sie hätten ein bisschen mehr nachgedacht, nachgefragt und dann einen realistischeren Vorschlag unterbreitet, der sich nicht liest wie ein schlechter Witz.

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