Liewald stellt aber andererseits überhöhte Erwartungen an junge Leute in Ausbildungsbetrieben fest. So herrsche die Vorstellung, den Lehrling schon nach dem ersten Jahr als Fachkraft einsetzen zu können. Da müsse man den Meister ein Stück weit herunterholen und ihm klarmachen: "Der ist hier, um zu lernen."
Berufsorientierung und Lebensbezug seien in der jetzigen Gymnasialform von ganz besonderer Bedeutung, erklärt Edmund Neubauer, der Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Oberfranken und Hofer Schulleiter. So hätten die sogenannten P-Seminare in der Oberstufe zum Ziel, Schülerinnen und Schüler möglichst früh mit der außerschulischen Lebenswelt in Kontakt zu bringen.
"Das moderne Gymnasium vermittelt auch Kompetenzen, die den jungen Menschen helfen, sich in unserer Welt in vielfältiger Weise zu orientieren." Neubauer ergänzt: "Ich denke zum Beispiel an den regen Gebrauch des Internets, den schon viele unserer Unterstufenschüler in hervorragender Weise beherrschen, und der bei sinnvoller Nutzung gut der Informationsbeschaffung dienen kann - und zwar über das in der Schule unmittelbar Gelernte hinaus."
Das Fach Wirtschaft und Recht, das es in Bayern gebe, behandele schon früh rechtliche und wirtschaftliche Themen - zum Beispiel Alltagskompetenzen wie Ernährungs- und Gesundheitsbildung, Verbraucher- und Konsumbildung. Und zwar mit dem Ziel, zu einer sinnvollen, individuellen Lebensführung beizutragen, betont der Gymnasiallehrer.
"Gerade das Gymnasium ist heute in der Gesellschaft in vielfältiger Weise vernetzt. Das Leben im Elfenbeinturm - ich zweifle, dass es für die Gymnasien je gegolten hat - ist für heutige Gymnasien jedenfalls unvorstellbar", so Neubauer.