Klinikum Kulmbach Patienten haben Angst vor Corona-Infektion

red

KULMBACH. Trotz Herzinfarkt oder Schlaganfall scheuen sich Menschen, das Krankenhaus aufzusuchen.

 
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Patienten, die dringend eine stationäre Behandlung benötigen würden, haben offenbar Angst vor einer Corona-Erkrankung und bleiben zu Hause. Dies stellt die Geschäftsführerin des Klinikums Kulmbach, Brigitte Angermann, in letzter Zeit fest. Menschen blieben nach einem Herzinfarkt lieber zwei Tage daheim, als sich im Krankenhaus behandeln zu lassen.

Brigitte Angermann betont, dass es keinen Grund gibt, sich vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus im Krankenhaus zu fürchten: „Patienten, deren Corona-Infektion bestätigt ist oder die als Verdachtsfälle gelten, werden am Klinikum Kulmbach in einem vom Hauptgebäude räumlich völlig getrennten separaten Bettenbau behandelt“, macht die Geschäftsführerin deutlich. Seit einigen Tagen verfüge das Klinikum Kulmbach zudem über ein eigenes Laborgerät zur Testung von Corona-Verdachtsfällen. Ergänzend zu den externen Laboren könnten in geringem Umfang selbst Tests vorgenommen werden.

Brigitte Angermann appelliert an alle Menschen, die an einer ernsthaften Erkrankung wie einem möglichen Herzinfarkt leiden, einen Verdacht auf Schlaganfall haben oder bei denen ein sonstiger Notfall vorliegt, ein Krankenhaus aufzusuchen. „Gerade bei einem möglichen Infarkt oder einem Schlaganfall kommt es auf Minuten an. Da ist es lebenswichtig oder für eine spätere vollständige Genesung essenziell, schnellstmöglich behandelt zu werden.“ Dies gelte auch für zahlreiche weitere Notfallsituationen.

Bereits seit einiger Zeit habe die Entwicklung begonnen, sagt Brigitte Angermann. Nicht nur Patienten, deren planbare Behandlung verschoben werden musste, seien ausgeblieben. Auch in der Notaufnahme habe es spürbare Rückgänge gegeben.

Dabei handelt es sich nach Angaben der Klinikums-Geschäftsführerin keineswegs um ein Kulmbacher Phänomen. Ein ganz ähnliches Patientenverhalten werde deutschland- und europaweit festgestellt. Zahlreiche Kliniken, darunter das Münchner Klinikum rechts der Isar oder auch die Berliner Charité haben darauf bereits aufmerksam gemacht. „Wir können sehr gut verstehen, dass in diesen Zeiten viele Menschen Angst vor einer Ansteckung haben. Aber die Behandlung von Covid-19-Patienten ist bei uns wie auch in anderen Krankenhäusern strikt vom normalen stationären Betrieb getrennt. Das gilt natürlich auch für das Personal, das bei uns die Corona-Patienten betreut und selbstverständlich umfassende Schutzkleidung trägt.“

Das Klinikum Kulmbach sei für die nächsten Wochen, was das Thema Schutzausrüstung angeht, gut aufgestellt, auch dank der landkreiseigenen Produktion durch die AFW-Creativ-Stickerei in Marktleugast. „Seit zwei Wochen ist es daher möglich, dass alle Mitarbeiter, die in patientennahen Bereichen arbeiten, Mund-Nasen-Schutz tragen, um die Patienten zusätzlich zu schützen und unabhängig davon, ob eine Infektion vorliegt oder nicht.“ Es gebe keinen Grund, sich vor einem Krankenhausaufenthalt zu fürchten. Und in jedem Fall könne das vage Risiko einer Infektion die konkrete Gefährdung durch einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall oder durch eine abgebrochene Krebs-Therapie nicht aufwiegen.

Nach Auskunft der Berliner Charité ist in den vergangenen Wochen die Zahl der Patienten, die wegen Herzinfarkt oder Schlaganfall in die Notaufnahme eingeliefert worden sind, um rund 40 Prozent zurückgegangen.

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