Klinikum Bayreuth Fit für den Alltag

Die Unterstützer und Entwickler des Therapie-Gartens inspizierten gemeinsam die dafür vorgesehene Fläche. Foto: Ulrich Jörs

Treppensteigen und Fortbewegung mit Gehhilfen sind nach Operationen für ältere Menschen herausfordernd. In einem Therapie-Garten am Klinikum können sie künftig Alltagssituationen trainieren.

 
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Die Idee zu dem Therapie-Garten schwirrte schon eine Weile durch die Köpfe. Besonders Pavol Mikula, Leitender Oberarzt am Klinikum und Facharzt für Innere Medizin mit Schwerpunkt Gastroenterologie und Geriatrie, setzte sich für das Vorhaben ein. Auf 600 Quadratmetern Fläche im Freien bietet das Klinikum künftig Physio- und Ergotherapie an. Dieses ergänzende therapeutische Angebot diene der Unterstützung geriatrischer und onkologischer Patienten, erläuterte Mikula. „Die Patienten können hier in einem geschützten Bereich unter realitätsbezogenen Bedingungen alltagsbezogene Bewegungsabläufe üben.“

Vom Dschungel zum Therapie-Parcours

Der zugewachsene Innenhof habe vor wenigen Wochen noch einem „Dschungel“ geglichen, sagte der Leitende Oberarzt bei der Vorstellung des Konzepts am Montagvormittag. Am 20. Februar sei mit dem Pflanzenrückschnitt und kleineren Erd- und Pflasterarbeiten begonnen worden. Zugleich entstehe ein Therapieparcours mit Treppen zum Üben und mit Wegen aus unterschiedlichen Belägen, um die Gangsicherheit zu trainieren.

Damit eröffnen sich zugleich neue Möglichkeiten für Gruppentherapien. So soll zum Beispiel auch eine Sitzgruppe entstehen. Sobald es der Gesundheitszustand zulässt, üben Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten mit den Patientinnen und Patienten Alltagssituationen, um ihnen bis zur Entlassung so viel Sicherheit wie möglich zu geben.

Hauptsächlich Demenzpatienten mit hohem Bewegungsdrang profitierten von dem Garten. Auf einem über 100 Meter langen Rundweg könnten sie dort spazieren gehen, so Mikula. „Ihr Tag-Nacht-Rhythmus verbessert sich dadurch. Sie schlafen danach besser und nehmen weniger Medikamente ein.“

Koordination und Kondition verbessern sich

Die Treppen, bei denen noch das Geländer fehlt, sind dagegen für postoperative Bewegungstherapie vorgesehen. Auf dem kleinen Hügel mit anschließender Rampe und einer Bordsteinkante wird realitätsnahes Gehtraining ermöglicht. Ziel ist, einen sicheren Umgang mit Hilfsmitteln wie zum Beispiel Rollstuhl, Rollator und Gehstützen einzuüben. Die konditionellen Fähigkeiten wie Ausdauer, Kraft und Gleichgewicht werden ebenfalls verbessert. Dies unterstütze den Patienten bei der Wiedergewinnung seiner weitestgehenden Selbstständigkeit im Alltag. Weiterhin sind laut Mikula Hochbeete, ein Wasserbecken, eine Wassersäule, ein Qi Gong Pfad und Sonnenschirme eingeplant.

Der Leiter Bau und Technik am Klinikum, Bastian Pausewang, ist für die Umsetzung zuständig. „Ich gehe davon aus, dass ab Mai alles zum größten Teil vorhanden ist“, sagte Pausewang. Der Innenhof sei zuvor ein Aufenthaltsbereich gewesen und erhalte nun eine neue Bestimmung. „Die Qualität der Therapie wird künftig noch einmal eine ganz andere sein“, versicherte er. Der Garten sei gezielt umgebaut worden, damit ihn die Patienten in Begleitung nutzen könnten. Ganz in der Nähe sind die Räumlichkeiten für die Physiotherapie und die physikalische Therapie. Die Gesamtkosten schätzt Pausewang auf 40- bis 50 000 Euro.

Starthilfe vom Freundeskreis und dem Rotary Club Bayreuth-Wilhelmine

Eine Starthilfe bekam der Therapie-Garten vom Freundeskreis der Klinikum Bayreuth GmbH, dem Rotary Club Bayreuth-Wilhelmine und MLP. Sie unterstützen dieses Projekt mit einem Betrag von insgesamt 13 000 Euro. „Wo der Etat des Klinikums nicht ausreicht, helfen wir gerne“, sagte die Vorsitzende des Freundeskreises Lissi Weigel. Dieser trug 5000 Euro zum Therapie-Garten bei.

Der Direktor der Klinik für Geriatrie, Prof. Hans Jürgen Heppner, betonte, dass das realitätsnahe Gangtraining vor allem hilfreich für Menschen sei, die nicht für eine orthopädische Reha geeignet sind. Die alten Fähigkeiten müssten nach Freizeitunfällen, Hüft- und Oberschenkelbrüchen wieder erlernt werden. Zugleich fördere der Therapie-Garten die Kommunikation untereinander.

Die übrigen 8000 Euro stammen aus dem Erlös des ersten „Rotary Classics Benefizkonzert“ im vergangenen Jahr, das vom RCBTW Hilfswerk gemeinsam mit „MLP packt an“ organisiert und veranstaltet wurde. „Mit den eingenommenen Spendengeldern haben wir den Neubau des Therapie-Gartens für das Klinikum Bayreuth mitfinanziert“, sagte Projektleiter Christian Siebold.

Das nächste „Rotary Classics Benefizkonzert 2023“ ist am 9. Mai um 19.30 Uhr im Zentrum geplant. Erwartet wird der Pianist Maximilian Schairer. Er spielt „Gloaming- Fantasien für Klavier“ von Beethoven, Schubert und Mendelssohn Bartholdy. „Wir hoffen, alle Plätze besetzen zu können, um eine möglichst die hohe Spendensumme realisieren zu können.“ Statt eines Eintritts wird um eine freiwillige Spende gebeten.

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