Klinikum Bayreuth: Die zweite Krisensitzung des Aufsichtsrates

 Foto: red

Der Geschäftsführer der Klinikum Bayreuth GmbH Roland Ranftl wird freigestellt. Das haben Aufsichtsrat und Klinikum-Zweckverband am Vormittag beschlossen. Außerdem sollen drei Kommissionen die Vorwürfe gegen das Klinikum aufarbeiten.

 
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Nach der außerordentlichen Aufsichtsratssitzung wurden am Dienstagmittag folgende Beschlüsse bekanntgegeben:

Geschäftsführer Roland Ranftl ist mit sofortiger Wirkung freigestellt. Der Aufsichtsratsvorsitzende, Landrat Hermann Hübner, wird mit Ranftl über einen "einvernehmliche Vertragsauflösung" verhandeln. Laut Hübner war eine Fortsetzung mit Ranftl nicht mehr möglich. Ranftl habe auch den Aufsichtsrat über "Grenzthemen" nicht ausreichend informiert.

Drei Kommissionen, die mit internen und externen Experten besetzt sein sollen, werden die Vorwürfe hinsichtlich der Vorgänge in der Geburtshilfe, bei Schlüssellochoperationen von Herzpatienten und bei zu langen Beatmungszeiten aufarbeiten. Hübner versprach, dass die Ergebnisse der Komissionen veröffentlicht werden.

Angedacht ist eine Ausweitung der Geschäftsführung. Neben einem Kaufmann soll künftig auch ein medizinischer Geschäftsführer und eventuell ein Pflegeexperte das Klinikum führen.  Ziel sei es, das Vertrauen der Patienten in das Krankenhaus wieder herzustellen. Hübner deutete auch einen Kurswechsel im Aufsichtsrat an: "Die öffentliche Hand muss ein Krankenhaus nicht gewinnbringend führen."

Die Chronik des Vormittags:

Pünktlich um 8 Uhr kamen die Mitglieder des Klinikum-Aufsichtsrates zu ihrer zweiten Krisensitzung innerhalb weniger Tage zusammen. Sie diskutierten erneut über Vorwürfe gegen das Klinikum. Eine erste Sitzung der Aufsichtsräte war am vergangenen Mittwoch nach mehr als sieben Stunden ohne greifbares Ergebnis beendet worden. Im Zentrum der aktuellen Kritik steht der Geschäftsführer des Klinikums Roland Ranftl. Ihm wird massives Missmanagement vorgeworfen: So soll unter anderem die Überlastung von Ärzten und Pflegern zu teils schwerwiegenden Behandlungsfehlern geführt haben.

Beobachter erwarten, dass heute Entscheidungen fallen. Ein Indiz dafür ist, dass unmittelbar nach dem Aufsichtsrat der Krankenhauszweckverband, dem neben Stadt und Landkreis die Rummelsberger Anstalten angehören, tagt. Grundlegenden Entscheidungen muss der Zweckverband zustimmen. Die Mitglieder des Verbandes sind gegen 9.45 Uhr im Klinikum eingetroffen, unter ihnen auch die stellvertretende Landrätin Christa Reinert-Heinz, Stadtrat Stefan Schlags und Wolfgang Gruber, der Chef des MedCenters. Auch die Bayreuther Bundestagsabgeordnete Anette Kramme (SPD) gehört dem Gremium an. In einem Interview plädiert sie für eine konsequente Aufklärung aller Vorwürfe und eine transparente Entscheidungsfindung.

Um 10.15 Uhr warten die Mitglieder des Krankenhauszweckverbandes noch auf den Beginn ihrer Sitzung. Sie rechnen damit, dass Klinikum-Geschäftsführer Roland Ranftl heute von seiner Aufgabe entbunden wird. Eine neue Doppelspitze mit einem kaufmännischen und einem medizinischen Geschäftsführer halten Zweckverbandsmitglieder in der jetzigen Situation für die beste Lösung.

Um 11.30 Uhr ist klar, dass der Aufsichtsrat die vorgesehene Sitzungsdauer deutlich überzieht. Die Zweckverbands-Mitglieder warten immer noch. Stefan Schlags, Stadtrat der Grünen und Unabhängigen und heute als stellvertretendes Mitglied des Krankenhaus-Zweckverbandes vor Ort, nimmt die Sache in die Hand: "Wir sind da jetzt mal reingestürmt! Man hat uns gesagt, dass in den nächsten fünf bis zehn Minuten eine Entscheidung fallen soll."

Es sollte schnell gehen. Eigentlich. Aber um 12.30 Uhr gibt es immer noch keine Entscheidung aus der (mittlerweile) gemeinsamen Sitzung von Klinikum-Zweckverband und Aufsichtsrat. Oberbürgermeisterin Merk-Erbe hatte ihre Vormittagstermine abgesagt; nachmittags wird sie aber andernorts erwartet. Ob das die Entscheidungsfindung beschleunigen wird?

Um 12.40 Uhr verlässt Aufsichtsrat Karl Lothes die gemeinsame Sitzung von Klinikum-Zweckverband und Aufsichtsrat. Ob Ranftl noch Geschäftsführer ist? "Ja", sagt Lothes, "die Entscheidung muss noch bestätigt werden."

Um 13.10 Uhr kündigen die Pressesprecher von Stadt und Landkreis, Joachim Oppold und Michael Benz, eine Pressekonferenz für 13.30 Uhr an. Die Aufsichtsräte verlassen das Klinikum.

Gegen 13.20 Uhr sickern die Beschlüsse langsam durch. Offenbar bleibt Roland Ranftl zunächst Geschäftsführer, wird aber mit sofortiger Wirkung freigestellt. Zudem soll eine interne Kommission die Vorwürfe gegen das Klinikum aufarbeiten. Diese Kommission soll extern kontrolliert werden.

14 Uhr: Ende der Pressekonferenz. Die vorab gemeldeten Ergebnisse haben sich konkretisiert.

fs/cb

Lesen Sie hier unseren ausführlichen Bericht zum Thema.

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