Zunächst sah es in diesem Jahr gut aus für die Schweizer Gletscher: Es gab sehr viel Schnee im Winter. Doch dann kamen Saharastaub und hohe Sommertemperaturen.
Nach dem starken Schneefall im Winter 2023/24 sah es zunächst gut aus, teilt die Akademie mit, die sich auf Daten des Schweizer Gletschermessnetzes (Glamos) bezieht. Besonders oberhalb von 2200 Metern seien 30 Prozent mehr Schnee gefallen als im langjährigen Durchschnitt.
„Die mittleren Schneehöhen zwischen November und Mai gehören in der Höhe zu den höchsten seit Messbeginn“, heißt es weiter. Manche Zeitreihen gehen 90 Jahre zurück.
Dann kamen aber die heißen Sommermonate Juli und August. „Der August verzeichnete gar den größten Eisverlust seit Messbeginn“, berichtet die Kommission. Auf dem 3463 Meter hohen Jungfraujoch sei der August noch wärmer als gewesen als in den Hitzesommern 2003 und 2022.
In den Jahren 2022 und 2023 war das Gletschervolumen schon um insgesamt zehn Prozent geschrumpft, so viel wie nie zuvor in einer Zweijahresperiode. Damit sei innerhalb von zwei Jahren so viel Eis verloren gegangen wie insgesamt zwischen 1960 und 1990.
Negativer Einfluss des Saharastaubs
Negativen Einfluss hatte in diesem Jahr zudem Saharastaub. Er verfärbt den Schnee gelb-braun und führt dazu, dass der Schnee mehr Sonnenenergie absorbiert und dadurch stärker schmilzt.
Zudem sei über 3000 Metern zwischen Mitte Juni und Mitte September kaum Schnee gefallen. „Dies ist im langjährigen Vergleich außergewöhnlich, trat in den letzten Jahren aber immer häufiger auf“, heißt es in dem Bericht.
Nach zwei Jahren mit wenig Schnee und heißen Sommern geht der Permafrost in der Schweiz vielerorts weiter zurück. Die Zeitspanne von Oktober 2022 bis September 2023 ist demnach die wärmste Zwölfmonatsperiode seit Beginn der Messungen 1864 gewesen.
Seit Oktober 2022 war es der Akademie der Wissenschaften zufolge außergewöhnlich warm gewesen, mit Lufttemperaturen von 1,5 bis 1,9 Grad über dem langjährigen Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2010. Dazu sei ein später Wintereinbruch in den hohen Lagen gekommen und weniger Schnee als im Durchschnitt vergangener Jahre, heißt es.
Als Permafrost wird Untergrundmaterial wie Fels oder Schutt bezeichnet, das über mehrere Jahre nie über null Grad warm wird.
Es geht bei diesen Betrachtungen immer um das hydrologische Jahr, das von Oktober bis September des Folgejahres dauert. Dies, um eine bessere Bilanz von Niederschlägen ziehen zu können. Regen und Schnee von Oktober über den Winter fließen großteils erst im Folgejahr als Schmelzwasser wieder ab.
Auch 2024 hat die Auftauschicht in den Schweizer Permafrost-Gebieten im Sommer 2023 die Rekordwerte des vorangegangenen Jahres wieder erreicht. Hier einige Beispiele:
Am Schilthorn in den Berner Alpen war die Auftauschicht mit über 13 Metern im Jahr 2023 etwa dreimal so dick wie vor 20 Jahren.
An vielen Standorten taute der Permafrost bis in größere Tiefen.
Am Blockgletscher Schafberg oberhalb von Pontresina waren es einige Dezimeter.
Am Stockhorn oberhalb von Zermatt zum Beispiel plus zwei Meter.
Nach dem Hitzesommern 2022 und 2023 wurden an vielen Stationen des Schweizer Permafrost-Messnetztes PERMOS auch 2024 rekordhohe Oberflächentemperaturen erreicht. Sie übertrafen die Höchstwerte aus den Jahren 2003, 2015 und 2019, wie es heißt.
Weil die Bodenoberfläche wegen der fehlenden isolierenden Schneedecke im Winter deutlich abkühlte, erreichten die vorher hohen Oberflächentemperaturen die größeren Tiefen erst einige Monate verzögert und gedämpft.