Kleine Wasserkraft wird jetzt laut Kampf um Geld vom Staat

Über ihnen der blaue Nachthimmel, darunter das dunkle Wasser des Roten Mains: am Montagabend trafen sich Politiker und Wasserkraftwerksbetreiber an der Wiesenmühle Unterkonnersreuth. Gemeinsam wollen sie protestieren gegen den Wegfall der Förderung. Foto: Gabi Schnetter/Gabi Schnetter

Sie vertreten ihre Forderung nach Gleichbehandlung mit Nachdruck: die Betreiber kleiner Wasserkraftanlagen drängen auf Beibehaltung der Förderung.

 
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Wir sind viele und wir sind laut. Das Motto der Fridays-for-future-Demonstrationen ließe sich auch auf die Betreiber kleiner Wasserkraftwerke in Oberfranken anwenden. Sie kamen am Montagabend zahlreich zur Wiesenmühle von Fritz Linhardt nach Unterkonnersreuth, fanden erneut Unterstützung bei CSU-Politikern und Bürgermeistern, aber auch Einordnung der Problematik durch Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes und des Fischereiverbandes. Am Ende steht die Hauptforderung: Miteinander reden.

Keine Förderung mehr

Das ist geplant: Das Bundeswirtschaftsministerium will kleine Wasserkraftanlagen nicht mehr fördern. Der eingespeiste Strom aus Wasserkraftwerken unterhalb einer Leistung von 500 Kilowatt künftig von der Vergütung über die EEG-Umlage ausgeschlossen werden. Für bestehende Anlagen würde ein Bestandsschutz gelten, sie fielen jedoch bei einer mit einer Leistungssteigerung verbundenen Modernisierung aus der Förderung heraus. Da reicht es unter Umständen bereits, wenn die Turbine erneuert wird. Diese Befürchtung wurde laut.

Mindeststandards erfüllen

Boris Roth vom Wasserwirtschaftsamt Hof bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen schützenswerten, oft historischen Mühlenanlagen und den Wasserrahmenrichtlinien, die bindend seien. „Es müssen ökologische Mindeststandards erfüllt werden.“ Das sei aber nicht das eigentliche Problem, sagt Lisa Höhn von der Mühle in Altenplos. Umgehungsgerinne und Fischtreppen bestünden bei den meisten bereits. Aber dass keine Vergütung mehr gezahlt werden soll, bringe viele dazu aufzugeben. Gastgeber Fritz Linhardt hat 2009 eine Fischtreppe in seine Anlage eingebaut. „Damals war mir eine Vergütung von 11,67 Cent bis 2029 garantiert worden.“

Überall Panik erzeugt

„Ich fürchte, da wird zu ideologisch gedacht“, sagt Bundestagsabgeordnete Silke Launert. Überall werde Panik hinsichtlich der Energiesicherheit erzeugt, andererseits zwinge man die Wasserkraftwerksbetreiber in die Knie. „Das ärgert mich. Ich komme selbst vom Bauernhof. Und da ist man oft froh über jede kleine Einheit, die funktioniert.“ Froh ist sie über das Treffen. „Ich sehe jetzt die Chance, laut zu sein,“ und sie verspricht: „Ich glaube, es ist jetzt noch auf Bundesebene etwas zu retten.“

Keine Gleichbehandlung mehr

Für Fritz Höhn, Altenplos, ist bei der Novelle der Gleichbehandlungsgrundsatz verletzt. Was er aber auf keinen Fall will ist, dass es ein Gegeneinander bei den erneuerbaren Energien geben wird. „Man kann nicht eine Ungerechtigkeit durch eine andere kompensieren.“

„Eine einzige Nebelbombe“

Völlig unverständlich ist für Reinhard Moosdorf aus Pottenstein, Sprecher der IG Strom aus Wasserkraft, „dass wir bei den derzeitigen Strompreisen bei Direktverkauf mehr bekommen würden als über die Einspeisevergütung.“ Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer kontert: „Bloß wie lange, das ist halt ungewiss.“ Für Moosdorf ist das neue EEG „eine einzige große Nebelbombe. Der einzige, der am EEG verdient, ist momentan der Staat.“ Sein Appell an die Politiker: „Mach Sie parteiintern Druck!“

Rücksicht auf tierisches Leben

Rücksicht nehmen auf aquatisches Leben, darum bittet Michael Knott, der als Vorsitzender des Bezirksfischereivereins die 32 Kilometer Roter Main von der Wilhelminenaue in Bayreuth bis nach Dreschen im Landkreis Kulmbach beobachtet. „Zwischen Heinersreuth und Altenplos ist die einzige freie Strecke. Der Staat muss da etwas tun.“

Billig seien Vergleiche des Rotmilans mit dem Rotauge. „Der Rotmilan fliegt halt weg, wenn ihm etwas nicht passt.“ Und: Die Fischerei sei nicht per se Gegner der Wasserkraft, aber man müsse den Status quo verbessern. „Wir haben viele Auswirkungen, die noch nicht hinreichend erforscht sind.“ Launerts Vorschlag, sich zusammenzusetzen und zu definieren, was genau gefordert wird, findet Beifall. Und auch Brendel-Fischer sagt: „Gute Argumente austauschen und sich in der Mitte treffen.“

Entscheidend für Energiewende

Bereits im April gab der Wasserkraftverband VBEW bekannt, dass er gegen die geplante Gesetzesänderung „Sturm laufen“ will, so Geschäftsführer Fischer. Und im Bayerischen Wirtschaftsministerium und in der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag will man mit einer Bundesratsinitiative darauf dringen, den Gesetzentwurf zu überarbeiten. Auch kleine Wasserkraftwerke seien entscheidend für die Energiewende und – mit Blick auf witterungsbedingte Schwankungen beim Wind- und Sonnenstrom - auch für die Netzstabilität.


Insgesamt ist der Beitrag kleiner Wasserkraftwerke an der Stromerzeugung in Bayern gering: So kommen etwa 14 Prozent des gesamten, in Bayern erzeugten Stroms aus der Wasserkraft. 90 Prozent davon erzeugen aber nur rund 300 größere Anlagen mit einer Leistung über 500 kW – bei insgesamt mehr als 4000 Kraftwerken.

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