Ruckzuck war es acht Uhr. Die Blumenfeen waren zufrieden. „Wir kommen um 9 Uhr wieder“, waren sie sich einig. Zu dieser Zeit hielt Pfarrvikar Dominik Urban den Freiluftgottesdienst zum Flurumgang, von den Einheimischen auch Pfingstprozession genannt.
„Die Mädels waren im Vorfeld schon überzeugt, dass sie das hinkriegen“, erzählte Stadträtin Maria Dreßel, die das Projekt begleitete. Da war dann noch die Sorge um das unbeständige Wetter. Aber das sah Dreßel nicht so dramatisch: „Ich kann mich an fast keinen Pfingstmontag erinnern, an dem der Flurumgang wegen schlechten Wetters abgesagt wurde.“ Die Jugend sei für alles offen, freute sich die Jugendbeauftragte. „Es ist unser ältestes Fest im Dorf. Am Pfingstmontag, 20. Mai 1772, war der erste Flurumgang. Im Normalfall schmücken wir vier Altäre. Wegen der Pandemie kann der diesjährige, wie auch schon der letztjährige Flurumgang am Pfingstmontag in Kühlenfels leider nicht stattfinden“, bedauerte sie. „Da kam uns die Idee einen Altar unmittelbar an der Kirche aufzubauen, um die Gottesdienstbesucher zumindest ein bisschen Pfingstmontag erleben zu lassen“, erklärte sie.
Die Mädels machten es möglich. Aus der Geschichte erzählte die engagierte Stadträtin: „Da in jeder Pfarrei einmal im Jahr eine Flur- und eine Fronleichnamsprozession stattfinden soll, wurde schon vor sehr langer Zeit festgelegt, dass in Kirchenbirkig die Fronleichnamsprozession und in Kühlenfels die Flurprozession sein soll. Die Pfarrei ist Kirchenbirkig und Kühlenfels ist eine Filialkirche.
Flurprozession für gute Ernte
„Die Flurprozession am Pfingstmontag war lange Zeit das einzige Fest, das im Jahreskreis gefeiert wurde – noch lange vor der Kirchweih“, ergänzte sie. Im Jahre 1771 wurde vom Ordinariat Bamberg ein Interdikt über die Filialkirche ausgesprochen. Die Kirche musste verschlossen gehalten werden. „Im darauffolgenden Jahr war infolge des lang anhaltenden Winters eine große Missernte zu befürchten. Auf inständiges Bitten wurde den Kühlenfelsern erlaubt, am zweiten Pfingstfeiertag einen Flurumgang abzuhalten. Danach wurde die Fortdauer des Interdikts wiederum verkündet“, erzählte Maria Dreßel aus der Geschichte. Im Jahre 1783 wandte sich die Gemeinde Waidach an den Fürstbischof mit der Bitte, das Interdikt aufzuheben. 1795 wurde es dann endlich aufgehoben und an Weihnachten wieder Gottesdienst gehalten.
„Bei einer Flurprozession steht eigentlich immer nur ein Altar in der Flur, zu dem gewallfahrtet wird“, bemerkte sie. „In Kühlenfels wurde das aber, soweit man sich erinnern kann, schon immer mit vier Altären gefeiert“, erzählte sie aus der Geschichte. Dazu passe auch das jetzige, lobenswerte Engagement der Mädchen, denen Dreßel im Nachgang ein Eis spendieren wird.
„Ja, man sieht doch, welche Bedeutung dieses Fest für die Kühlenfelser und Waidacher über Jahrhunderte hinweg hatte und auch heute noch hat“, stellte Maria Dreßel abschließend fest. „Es ist unsere Aufgabe, den Jugendlichen immer wieder Impulse zu geben und die Bedeutung der Tradition und des Kulturgutes näherzubringen. Dabei ist auch die Wichtigkeit zu unterstreichen, was das Leben in einem Dorf ausmacht. Ich bin auch überzeugt, dass dank unserer Jugend die Fest- und Feiertage in Kühlenfels und Waidach nicht so schnell an Bedeutung verlieren werden.“