Trump und seine Anwälte kritisierten bisher vor allem, dass in Pennsylvania noch per Post abgeschickte Stimmzettel berücksichtigt werden, die bis zu drei Tage nach dem Wahltermin eintrafen. Sie konnten eine Entscheidung des Obersten Gerichts erreichen, dass diese Briefwahlunterlagen gesondert gelagert und ausgezählt werden müssen. Allerdings würde es Trump nicht helfen, wenn selbst alle diese Stimmzettel nicht berücksichtigt würden. Biden führt in Pennsylvania mit mehr als 45 000 Stimmen, während nur rund 7800 Stimmzettel spät ankamen.
Die Chefin der Republikanischen Partei, Ronna McDaniel, räumte ein, dass sie nicht wisse, ob die rechtlichen Schritte ausreichen würden, um das Ergebnis zu Gunsten Trumps zu drehen. Trumps Sprecherin Kayleigh McEnany unterstellte den Demokraten in einer Pressekonferenz, dass diese Betrug gutheißen würden. Der TV-Sender Fox News, der in den vergangenen Jahren auf der Seite des Präsidenten stand, schaltete daraufhin ab, weil die Vorwürfe nicht belegt seien.
Die vergangenen Tage zeigten zugleich auch, dass Trump seine Partei weiterhin fest im Griff hat. Der Mehrheitsführer der Republikaner im US-Senat, Mitch McConnell, stärkte dem Präsidenten den Rücken bei dessen Versuchen, den Sieg von Herausforderer Joe Biden anzufechten. „Präsident Trump hat hundertprozentig das Recht, Vorwürfe über Unregelmäßigkeiten zu untersuchen und seine rechtlichen Optionen zu prüfen“, sagte er. Damit war klar, dass Trump von seinen Verbündeten im Kongress zunächst wohl keinen Druck zu befürchten hat. Nur vier republikanische Senatoren gratulierten Biden bisher zum Sieg.
Die Website „Axios“ berichtete am Montag, Trump erwäge laut Vertrauten bereits eine Kandidatur bei der Präsidentenwahl 2024. Das würde ihm die Möglichkeit geben, weiter Spendengelder zu sammeln - und seine Rolle in der Republikanischen Partei aufrechtzuerhalten.
„Nevada stellt sich als Jauchegrube falscher Stimmen heraus“, schrieb Trump am Montag bei Twitter und versprach „absolut schockierende“ Enthüllungen dazu. Twitter versah die Nachricht des Präsidenten umgehend mit einem Warnhinweis, weil es sich um eine umstrittene Behauptung handelte.
Trump schrieb außerdem, dass er den Bundesstaat Georgia, in dem Biden vorne liegt, gewinnen werde - „so wie in der Wahlnacht“. Biden hatte die Führung übernommen, nachdem die Briefwahlstimmen ausgezählt wurden. Angesichts der Corona-Pandemie hatten vor allem Wähler der Demokraten per Briefwahl abgestimmt.
Biden war am Samstag aufgrund der Prognosen der US-Medien zum Sieger erklärt worden. Staats- und Regierungschefs aus aller Welt, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), gratulierten Biden inzwischen zum Sieg. Biden bereitet sich unterdessen bereits auf die Übernahme der Regierungsgeschäfte vor. Am Montag stellte er einen Expertenrat zur Eindämmung der Corona-Pandemie vor.