Nachdem Franziskus' jüngste Auslandsreisen teils noch eher überschaubare Resonanz vor Ort hervorgerufen hatten, erinnerte der Mittwoch in Kinshasa wieder an große Papst-Events der Vergangenheit etwa mit Johannes Paul II. oder eben Franziskus selbst. Weil der Gottesdienst im sogenannten Zairischen Messritus mit landestypischen Gesängen gefeiert wurde, war er noch mal bunter und emotionaler.
Seit dem frühen Morgen, als die Sonne rot im Osten Kinshasas aufging, sicherten sich Tausende Menschen ihren Platz auf dem Rollfeld. Ein großer Chor samt Band sang sich für den Gottesdienst ein. Kleine Mädchen in weißen Kleidern übten Tänze. Einige junge Männer, die es nicht nah an den Altar heran geschafft hatten, kletterten auf alte Flugzeuge, um einen Blick zu erhaschen.
Félix wohnt rund 300 Kilometer von Kinshasa entfernt, am frühen Morgen war er mit anderen jungen Leuten angereist. "Franziskus ist ein guter Mann", sagte er. "Ich habe schon viel von ihm gehört, aber ich wollte hierher kommen, um ihn selbst zu erleben." Mit Freunden hat er ein Plakat mitgebracht, auf dem zwei kongolesische Märtyrer zu sehen sind. "Wir möchten, dass der Papst sie heiligspricht", sagte Félix. "Santi Subito", stand dementsprechend auf dem Banner.
Gewalt, Terror, Tod
Eine Heiligsprechung scheint ein Klacks im Vergleich zum Bestreben, dem ganzen afrikanischen Kontinent zum Frieden zu verhelfen. Zumal mancherorts unschuldige Menschen unfassbares Leid erleiden müssen. Am Abend traf sich Franziskus mit Opfern von Gewalt aus dem Osten des Kongo, die von furchtbaren, unmenschliche Erlebnissen berichteten.
Ein Jugendlicher erzählte, dass er mitansehen musste, wie sein Vater von Männern getötet und enthauptet wurde. Auch habe er miterlebt, wie seine Mutter entführt wurde. Eine Teenagerin berichtete, dass sie mit anderen Mädchen von Rebellen entführt und mehr als eineinhalb Jahre lang wie eine Sklavin gehalten und vergewaltigt wurde. Eine andere Frau sagte, dass sie in einem Flüchtlingslager gelebt habe, das 2022 überfallen wurde. Bei diesem Angriff seien Männer und Frauen auf zum Teil bestialische Art und Weise umgebracht und zerstückelt worden.
Die jungen Leute legten Gegenstände wie Macheten oder Stöcke auf den Fußboden neben den Papst, um an ihre Pein zu erinnern.
"Eure Tränen sind meine Tränen, euer Schmerz ist mein Schmerz", sagte der Papst zu ihnen. Er wolle jeder Frau und jedem Mann, dessen Dorf niedergerannt wurde, jeder vertriebenen Familie, den Überlebenden von sexueller Gewalt sowie jedem verletzten Kind und Erwachsenen sagen: "Ich bin bei euch, ich möchte euch die liebevolle Nähe Gottes bringen. Sein zärtlicher und mitfühlender Blick ruht auf euch."