Kintopp Hollfeld Der Kampf ums Überleben

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Winfried Hartl, Vorsitzender des Kintopp-Fördervereins, will die Flinte noch nicht ins Korn werfen, hofft, die Hollfelder Kult-Einrichtung mit einem Paket von Maßnahmen in die Zukunft führen zu können. Foto: Archiv/Stefan Brand Quelle: Unbekannt

HOLLFELD. Er klingt nicht verzweifelt. Noch nicht. Aber eine gewisse Ratlosigkeit ist unüberhörbar, wenn Winfried Hartl über aktuelle Lage des Kintopps spricht. Der Vorsitzende des Fördervereins, der sich um die Geschicke dieser Hollfelder Institution kümmert, weiß nicht so recht, wie es weitergehen soll in und vor allem nach der Corona-Krise. „Ohne Spenden stehen wir wohl in absehbarer Zeit vor dem Aus“, sagt er.

 
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Es ist schon ein paar Tage her – am 16. März hatte das kleine Kino, dessen Atmosphäre nicht nur Einheimische schätzen, zum letzten Mal geöffnet. Und damit auch das Gastro-Bereich. Bei einer „Happy Hour“ gab es manches günstiger, mit guter Resonanz. Das war’s dann bis auf weiteres. Auch mit den Einnahmen. Die Konsequenzen sind hart: „Wir mussten sämtlichen Hilfskräften kündigen.“

Nur noch 15 statt 40 Stunden in der Woche

Für die beiden hauptamtlichen Mitarbeiter hat der Verein als Träger des Kintopps Kurzarbeit beantragt. Geschäftsführerin Ruth Dormann, die sich um die Organisation das Ordern von Filmen und die Veranstaltungen kümmert, ist jetzt nur 15 statt wie sonst 40 Stunden pro Woche im Einsatz. Wie auch Wolfgang Kupfer, der Mann für die Technik und den laufenden Betrieb im Haus.

Erst muss das Konto leer sein

Winfried Hartl trägt eine gehörige Portion Frust mit sich herum. Hat er doch schnell versucht, den staatlichen Rettungsschirm in Sachen Einbußen durch Corona in Anspruch zu nehmen: „Ich habe Soforthilfe beantragt, um Liquiditätslücken ausfüllen zu können.“ Nach fünf Tagen erhielt er eine Mail: „Es gebe nichts, solange unser Konto nicht leer geräumt ist, stand da zu lesen.“

Nur bedingt lustig

Irgendwie sei das schon eine „lustige Angelegenheit“, wenn die Situation letztlich nicht so ernst wäre, sagt Hartl. Denn der Verein habe einen Fehler gemacht, habe frühzeitig seine Mitgliedsbeiträge für das Jahr 2020 eingeholt. In der Überzeugung, vorbildlich zu handeln. Um „flüssig zu sein“. Doch genau das wurde dem Kintopp jetzt zum Verhängnis: „Es hieß, wir müssten nachweisen, dass wir innerhalb von drei Monaten illiquide sind.“

Spendenaufruf soll helfen

Mit den Beiträgen der rund 250 Mitglieder im Förderverein komme man aber sechs Monate über die Runden. Das Problem: „Dieses Geld ist eigentlich dafür gedacht, die schwachen Sommermonate zu überbrücken.“ Jene Zeit, in der die Menschen lieber grillen oder in den Urlaub fahren, als ins Kino zu gehen. Selbst wenn es im Mai oder Juni durch gelockerte Ausgangsbeschränkungen wieder möglich sei, das Kintopp zu öffnen, „kämen wir dann genau in die Flautezeit, das vorhandene Geld müssen wir ja aber jetzt schon verwenden, um die Corona-Null zu schaffen.“

"Bin stocksauer"

Er akzeptiere zwar grundsätzlich, dass Soforthilfen erst gewährt werden, wenn die Konten von Unternehmen wirklich leer sind, Sagt Hartl. Aber es sollte schon auch eine Einzelfallentscheidung geben, „da wird blindlings nach Vorgaben verfahren, das macht mich stocksauer“. Im Moment renne das Kintopp mit seinen Verantwortlichen „ins Nichts“. Doch aufgeben will er nicht, hat das Kino doch viele Fans und einen großen Freundeskreis. Mit dem Verkauf von Gutscheinen – „das läuft ganz gut an“ – lasse sich einiges machen, auch einen Spendenaufruf werde man starten. Hartl hofft, dass dieses Paket an Maßnahmen das Überleben sichern kann.

Für Auszeichnung empfohlen

Darauf hofft auch Bürgermeisterin Karin Barwisch: „Das Kintopp hat doch zahlreiche Anhänger, da müsste doch was gehen.“ Und dann gebe es da noch einen Hoffnungsschimmer – die Stadt das Kintopp auf Initiative der Caritas für einen Preis der Oberfrankenstiftung empfohlen. Diese werden in den Kategorien Soziales, Kultur und Denkmalpflege vergeben.

Preis würde weiterhelfen

Diese Preise sind jeweils mit bis zu 15000 Euro dotiert. Das Kintopp sei nicht nur eine kulturelle Einrichtung der besonderen Art, es sei zudem im sozialen Bereich höchst engagiert. Nicht nur mit seiner „Silberfilm“-Reihe für Senioren und Menschen mit Behinderung. Heike Blume von der Rathausverwaltung habe „das gesamte Portfolio ausgearbeitet, das waren mehrere Seiten“. So ein Preis wäre natürlich ein Rettungsanker in finanzieller Sicht, das weiß auch Winfried Hartl. Und ist „sehr dankbar“ für diese Unterstützung.

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