Kinderschutzbund Familienpaten werden gesucht

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PEGNITZ/BAYREUTH. Familienpaten – das Projekt des Kinderschutzbundes soll Familien begleiten, entlasten und unterstützen bei der Bewältigung von Alltagsproblemen. Der Zeitraum ist auf rund ein Jahr begrenzt. „Wir wollen das Angebot im südlichen Landkreis ausweiten und suchen deshalb vor allem dort neue Familienpaten“, sagt Ulrike Thoma-Korn, die das Projekt koordiniert.

 
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Monika Dannreuther (links) betreut zurzeit als Familienpatin eine alleinerziehende Mutter. Ulrike Thoma-Korn (rechts) vom Kinderschutzbund Bayreuth koordiniert das Patenprojekt. Foto: Frauke Engelbrecht Quelle: Unbekannt

Es gibt Anfragen aus Pegnitz, Pottenstein, Schnabelwaid und Speichersdorf, erklärt sie. Deshalb sei es sinnvoll, möglichst aus der Gegend auch Paten zu finden, die sich ehrenamtlich in dem Projekt engagieren wollen. „Die Paten sollten möglichst wohnortnah sein, um den Fahrweg so gering wie möglich zu halten“, so Thoma-Korn. Die Fahrtkosten werden erstattet. Der Besuch ist einmal in der Woche für etwa zwei bis drei Stunden.

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Unterstützung für Alleinerziehende

Die Familien melden sich selber beim Kinderschutzbund in Bayreuth oder über Vermittlung durch das Jugendamt, Beratungsstellen, Hebammen oder Flyer. Thoma-Korn führt dann mit ihnen Einzelgespräche, um die Beweggründe festzustellen und sucht den passenden Paten aus. „Es geht hier nicht um Haushaltshilfen“, stellt sie klar. Zum Beispiel geht es um die Unterstützung von Alleinerziehenden, dass sie mal ohne Kind zum Arzt, Einkaufen oder zu Behörden gehen können. Der Pate betreut während der Zeit den Nachwuchs. Oder es geht um Familien, die Zwillinge bekommen haben und Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags brauchen.

Altersspanne von 25 bis 70 Jahre

18 aktive Paten – sieben Männer und elf Frauen – arbeiten momentan bei dem Projekt mit, die Altersspanne geht von 25 bis 70 Jahre und ist bunt gemischt. Studenten, Lehrer, Beamte, Hausfrauen und Rentner, listet Thoma-Korn auf. „Wir haben sehr engagierte Leute“, lobt sie.

Die interessierten Paten bekommen am Anfang eine Sechs-Tage-Schulung, bei der es um Wertschätzung, den Umgang mit Nähe und Distanz sowie Kommunikation geht. Einmal im Monat gibt es ein Patentreffen, auf dem von Erfahrungen berichtet werden kann, ein Austausch stattfindet. „Da sein und zuhören, Unterstützung bei Alltagsentscheidungen, praktische Hilfe bei der Freizeitgestaltung der Kinder, Unterstützung bei schulischen Problemen, der Aufbau von Netzwerken und Lotsenfunktion zu Fach- und Beratungsstellen gehören zu den Aufgabenfeldern der Familienpaten“, erklärt Thoma-Korn.

Familiärer Schicksalsschlag

Monika Dannreuther aus Seidwitz (Stadt Creußen) ist seit zwei Jahren Familienpatin. Zurzeit unterstützt sie eine alleinerziehend Mutter mit einem elf Monate alten Kind. „Ich hatte vor einigen Jahren einen schweren familiären Schicksalsschlag und will nun wieder etwas zurückgeben“, erklärt sie ihr Engagement. Das Patenamt gebe ihr Erfüllung, sagt die 45-jährige Beamtin. Die Termine mit der Mutter sind meist fest, können aber auch mal spontan anfallen.

Vor allem der Austausch zwischen den Familien und den Paten sei wichtig, sagt Dannreuther. „Miteinander reden, Tipps geben, im Alltag individuell unterstützen“, sagt sie. Mit „ihrer“ Mutter steht sie auch zwischen den Treffen im Kontakt, ab und zu schreiben sie sich per Whatsapp. „Es sind da auch schon richtige Freundschaften entstanden, wenn die Betreuungszeit vorbei war“, sagen Dannreuther und Thoma-Korn.

Zurzeit betreut der Kinderschutzbund Bayreuth 35 Familien mit Paten. Und die Rückmeldung sei gut, die Familien fühlen sich gut aufgehoben, hat die Koordinatorin erfahren.

Psychische Belastung

Ramona Wlcek aus Kirchenpingarten hat 2016 ihren Mann durch einen Autounfall verloren. Die Zwillingsmädchen Sarah und Ellita der heute 42-Jährigen waren damals gerade drei Monate alt. „Ich hatte niemanden in der Nähe, der mir helfen konnte“, erzählt sie. Die Eltern wohnen in Thüringen, die Schwiegereltern in Mönchen-Gladbach.

Es sei sehr nervenaufreibend gewesen, habe an ihr gezehrt, zum einen die psychische Belastung durch den Tod des Mannes, zum anderen die Situation mit den zwei Neugeborenen. Sie hat verschiedene Stellen angeschrieben, unter anderem eben den Kinderschutzbund und dort von dem Familienpatenprojekt erfahren. „Ich brauchte Unterstützung für den Haushalt, dass ich einfach mal alleine einkaufen gehen oder mal eine Stunde schlafen konnte“, erinnert sich Wlcek.

Es hat alles gut funktioniert, die Mädchen hätten die Patin geliebt und es hat sich eine Freundschaft daraus entwickelt. Noch heute sind die Frauen im regelmäßigen Kontakt. Heute arbeitet Ramona Wlcek wieder, ist in einer Wirtschaftsprüfungspraxis 25 Stunden die Woche tätig. Die Kinder gehen in den Kindergarten. „Es ist jetzt einfacher, auch, weil die Kinder größer sind“, sagt sie. Sie ist immer noch froh, dass es das Familienpatenprojekt gibt und kann es nur weiterempfehlen.


Info: Weitere Informationen zu dem Familienpatenprojekt beantwortet Ulrike Thoma-Korn unter der Telefonnummer 09 21/51 16 99 oder familienpaten@kinderschutzbund-bayreuth.de.