Kinder aufklären Wenn sich der Pipimann in die Mumu kuschelt

Lisa Welzhofer
Über das Thema Aufklärung gibt es viele gute Bücher für Kinder und Eltern. Foto: picture alliance/dpa/dpa-tmn/Silvia Marks

Wie und wann Eltern Kinder am besten aufklären und welche Wörter sie dabei nicht verwenden sollten.

 
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Bei manchen Herausforderungen bekommen Eltern Hilfe von unerwarteter Seite. Zum Beispiel bei der Sache mit der Aufklärung. Im Fall der Tochter hat das nämlich ein pfiffiger Kitafreund erledigt. „Der Fritz hat heute erzählt, dass der Mann den Penis in die Scheide der Frau steckt. Dann geht der Samen in das Ei und ein Baby wächst“, erklärte die Fünfjährige eines Tages beim Abendessen stolz, um dann sofort in den Ekelmodus zu wechseln. Die Vorstellung findet sie nämlich „iiiiiihhhhhh!!!!“. Das Thema war für sie (und die Eltern) damit erst einmal erledigt.

Wann klären Eltern Kinder auf und wie? Und wann hatte sich für einen selbst das Mysterium der Babyentstehung gelüftet? In der Erinnerung wusste man das irgendwann einfach. Hatten die eigenen Eltern das Thema angestrengt? Waren die mit der Bienen-und-Blumen-Metapher dahergekommen? Oder hatten die anderen Kinder mit Wissensvorsprung aufgeklärt?

Wer fragt, sollte auch eine Antwort bekommen

Wie auch immer es war, heute geben Expertinnen und Experten klare Ratschläge dazu. Zum Beispiel diesen: „Jedes Kind, das alt genug ist für eine Frage, ist auch reif genug für die Antwort“, schreibt etwa die Techniker-Krankenkasse (TK). Will heißen: Als Mutter oder Vater darf man auch abwarten, bis das Kind selbst die Fragen stellt. Dann allerdings sollte es vorbei sein mit der Zurückhaltung. Dann sollten die Vorgänge und handelnden Organe klar beim Namen genannt werden. Auch das ist so ein Expertenrat. Also nichts mit „Der Pipimann kuschelt sich in die Mumu“.

Wobei da bereits die verbale Stolperei beginnen kann. Scheide beispielsweise ist mittlerweile ein umstrittener Begriff. Kritikerinnen sagen, er suggeriere, das weibliche Geschlechtsorgan sei vor allem eine Art natürlicher Verwahrort für das Schwert des Mannes (um mal in der Terminologie zu bleiben) – ohne eigenständige Funktion und Sinn. Auch das Wort Scham wird problematisch gesehen, weil es ausdrücke, frau müsse sich für diesen Bereich ihres Körpers schämen. Viele Frauen bevorzugen deshalb heute die Bezeichnungen Vulva und Vagina für ihre äußeren und inneren Geschlechtsorgane.

Sex und Liebe sind eine ganz normale Sache

Ist diese Terminologie aber verinnerlicht, ist es gar nicht mehr so schwer, die schamlosen Kinderfragen zu beantworten. Einfach, klar und immer nur das erzählen, wonach gefragt wurde, raten Bücher wie „Was kribbelt da so schön?“ von Magdalena Heinzl. Und am besten möglichst unverkrampft, denn: „Eine frühzeitige und ungezwungene sexuelle Aufklärung vermittelt einem Kind ein positives Gefühl gegenüber seinem Körper. So aufgeklärte Kinder halten Sex und Liebe für eine ganz normale Sache.“

Weitere Tipps von Sexualpädagogen: Doktorspiele bei kleinen Kindern geschehen lassen, sie werden von selbst wieder uninteressant. Wenn ein Kind in die Schule kommt, sollte es wissen, woher die Babys kommen. Ebenso: unbedingt vermitteln, dass jeder seine Grenzen bestimmt. Und für später: Gespräche über die Pubertät führen, bevor sie beginnt! Zu den Inhalten geben die Experten noch den Tipp, sich nicht nur auf die reine Wissensvermittlung zu konzentrieren, sondern zu erzählen, dass es beim Babymachen durchaus gefühlvoll und schön zugeht. Anders gesagt: In die „Iiiiigittt, wie eklig“-Rufe der Tochter sollte man nicht unbedingt miteinstimmen.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) verschickt kostenlose Broschüren zum Thema unter: www.bzga.de.

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