Keine Trauer wie jede andere Selbsthilfeverein Agus konzipiert Wanderausstellung

Von Anne Müller
Hilflosigkeit, Sprachlosigkeit und Angst: Die Situation nach einem Suizid ist für die Angehörigen oft mit einem Tabu behaftet. Die Ausstellung möchte das Thema davon befreien und dafür sensibilisieren. Foto: Anne Müller Quelle: Unbekannt

BAYREUTH. Die meisten Menschen dürften die Trauer nach einem Todesfall im Familien- oder Freundeskreis kennen. Nach einem Suizid jedoch ist die Trauer anders – und leider noch viel zu oft begleitet von Hilflosigkeit und Sprachlosigkeit. Sowohl die Trauernden selbst als auch ihr Umfeld sehen sich einer Situation gegenüber, die unbekannt, beängstigend und oft genug sehr tabubehaftet ist. Der Verein Agus – Angehörige um Suizid e.V. hat dazu die Wanderausstellung „Suizid – keine Trauer wie jede andere“ konzipiert.

 
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Seit 2009 macht diese Ausstellung Station im gesamten deutschsprachigen Raum. Das Hauptziel der dreiteiligen Ausstellung ist die Enttabuisierung der Todesart Suizid. Der erste Teil der Ausstellung „Wer stirbt durch Suizid?“ enthält Zahlen, Fakten, Erklärungsmodelle und Informationen. Im zweiten Teil „(K)eine Trauer wie jede andere?“ stehen die Besonderheiten der Suizidtrauer und die Situation der Angehörigen im Fokus.

Mehrere Berichte und Zeugnisse zeigen anschaulich die Erschütterung, die Lähmung, die Konfrontation mit Schuld, Scham und Tabu und die Unfassbarkeit des Geschehenen. Im dritten Teil schließlich finden sich Informationen, wie das Umfeld hilfreich agieren kann. Helfer durch die Trauer können Familienmitglieder, Freunde oder auch Trauerbegleiter und Therapeuten sein. Die Arbeit von Agus und den Selbsthilfegruppen wird in diesem Teil der Ausstellung vorgestellt. In den 80 Agus-Selbsthilfegruppen finden die Angehörigen nach einem Suizid Menschen, die ihnen aufgrund ihrer eigenen Erfahrung als Betroffene Hilfe in der Trauer nach einem Suizid geben können.


Das Programm

Am Sonntag, 6. September, wird die Ausstellung in der Bayreuther Stadtkirche im 10-Uhr-Gottesdienst eröffnet. Den Gottesdienst halten Stadtkirchenpfarrer Carsten Brall und Pfarrer Gottfried Lindner, Vorsitzender von Agus. Die Ausstellung ist bis zum 20. September in der regulär von 9 bis 18 Uhr geöffneten Stadtkirche zu sehen und wird von zwei Veranstaltungen in der Stadtkirche zum Thema Suizid und der Arbeit von Agus e.V. in Kooperation mit der Stadtkirchengemeinde ergänzt.

Am Freitag, 11. September, um 19 Uhr liest Renate Salzbrenner aus Erlangen aus ihren Gedichten „Auf einem Regenbogen“. Sie verlor 1992 ihren Sohn durch Suizid und verarbeitete seinen Tod durch das Schreiben von Gedichten. Agus gestaltete im Frühjahr 2020 mit eben diesen Gedichten ein Trauertagebuch, das bei diesem Termin auch vorgestellt wird.

Am Dienstag, 15. September, um 19 Uhr stellt Agus die Jubiläumsbroschüre zum 25-jährigen Bestehen des Vereins mit einem Interviewabend vor. Sowohl in der Broschüre als auch in den Interviews kommen Menschen zu Wort, die den Verein und die Arbeit in den Selbsthilfegruppen vor Ort mitprägten und auch heute noch aktiv gestalten. Dies sind Elfriede Loser (Gruppenleiterin in Bayreuth und langjährige Agus-Mitarbeiterin), Prof. Manfred Wolfersdorf (langjähriger Ärztlicher Direktor des Bezirkskrankenhauses Bayreuth) und Irene von der Weth (Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Oberfranken und ehemalige stellvertretende Vorsitzende von Agus). Der Eintritt zu beiden Veranstaltungen ist frei.

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