Keine einfache Zugfahrt Film über psychisch Erkrankten

Vanessa Lutz
Helena Lutz hat das Drehbuch für den Film "Fensterblick" geschrieben und wird Regie führen. Die Dreharbeiten beginnen am 2. August. Foto: Ralf Münch Foto: Vanessa Lutz

BAYREUTH. Erzwungene Gespräche, unangenehme Sitznachbarn oder einfach nur Schwelgen in Gedanken: Eine Zugfahrt hält so manche Situationen auf engstem Raum bereit. Aber es ist keine gewöhnliche Zugfahrt, die Helena Lutz in ihrem Abschlussfilm „Fensterblick“ zeigen wird. Die Studentin der Universität Bayreuth möchte einen psychisch kranken Mann porträtieren, der von der JVA in die Psychiatrie fährt. Sie sucht für die aufwendige Produktion weitere Sponsoren. 

 
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Die Idee für den Film kam ihr vor zwei Jahren. Die Tübingerin fahre oft Zug, sei viel unterwegs. „Ich finde es spannend, dabei Leute zu beobachten und Gespräche mitzuverfolgen. Zu sehen, wie Interaktionen im Zug funktionieren, auch unter Fremden“, sagt sie. In ihrem Film muss sich der Protagonist diesen Begegnungen stellen und auf seine Art damit umgehen. Seine Geschichte wird während seiner Fahrt in Rückblenden erzählt. 

Noch immer Stigmatisierung


„Es ist ein anspruchsvolles Thema“, sagt die 23-jährige Jungregisseurin, die auch das Drehbuch geschrieben hat. Doch gerade das reizt sie. „Ich möchte Dinge ansprechen, die in der Gesellschaft noch immer ein Tabu sind.“ Wie psychische Krankheiten, die laut Lutz noch immer zu Stigmatisierungen führen. Sie selbst habe einen guten Freund, der in der Psychiatrie sei. „Lange hat ihm keiner zugehört“, sagt sie. „Ich möchte, dass man diese Personen ernst nimmt.“

Kurier begleitet Dreharbeiten


Die Produktion wird am 2. August beginnen, der Kurier wird die Dreharbeiten begleiten und das Projekt finanziell unterstützen. Helena Lutz und ihr Team werden vier Tage lang mit erfahrenen Schauspielern in Nürnberg in einem alten Speisewaggon drehen, die Fahrt wird mit grünen Leinwänden nachträglich simuliert. Auch in Bayreuth wird es Drehorte geben, etwa in einer Wohnung oder in einem Hotel. 
Im Februar 2020 soll der Film fertiggestellt werden und auf einer Premiere in Bayreuth vorgestellt werden. Alleine kann die 23-Jährige all das aber nicht stemmen, sie wird unterstützt von Katrin Schiller und Daria Lüken, ebenfalls Studentinnen an der Universität. „Wir wollen den Film auch bei unterschiedlichen Wettbewerben ins Rennen schicken“, sagt die Jungregisseurin. 

Viel Erfahrung


Lutz ist kein Laie, die Liebe zum Film entwickelte sich bei ihr im Studium. Sie studiert Theater und Medien und betreute schon „viele kleinere Uniprojekte“, wie sie sagt. Beim Festival Junger Künstler war sie Regieassistentin bei der Inszenierung von „Liebestod“ und bei der Verfilmung von Katharina Wagners „Ring“ in der Maske tätig. Einen Film namens „Autoportrait en février“ hat sie auch gedreht. Obwohl sie selbst Schauspielerfahrung am Theater Lindenhof gesammelt habe, stehe sie lieber hinter der Kamera, sagt sie. 

In der Filmbranche bleiben


Nach ihrem Abschluss an der Universität Bayreuth möchte Helena Lutz „unbedingt“ in der Filmbranche bleiben, „am liebsten in der Regie oder Produktion“, sagt sie. Besonders das Drama als Genre habe sie gepackt. Ihr Lieblingsfilm? „Monsieur Mathieu“, sagt sie.

Info: Für das Projekt benötigen Helena Lutz und ihr Team noch Sponsoren. Auch der Nordbayerische Kurier unterstützt den Dreh. Informationen erhalten Sie über info@fensterblick-film.de.

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