Kein Investor Porzellanfabrik Walküre wird abgewickelt

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Foto: Ralf Münch/Archiv Quelle: Unbekannt

BAYREUTH. Das Aus für die traditionsreiche Porzellanfabrik Walküre ist endgültig besiegelt. Das Unternehmen hat beantragt, das im August begonnene Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung in eine Regelinsolvenz zu überführen. Dem hat das Amtsgericht Bayreuth jetzt entsprochen. Dem Insolvenzverwalter bleibt nun nur noch die Aufgabe, die Walküre abzuwickeln.

 
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„Der Geschäftsbetrieb ist und bleibt vollständig eingestellt“, sagte Insolvenzverwalter Ulrich Graf auf Kurier-Nachfrage. Die Suche nach einem Investor habe nicht zum Erfolg geführt. Die vor dem Insolvenzantrag noch gut 80 Mitarbeiter seien bis auf einen Buchhalter alle freigestellt.

Graf war im Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, bei dem die bisherige Geschäftsführung im Amt bleibt und eine Sanierung begleiten soll, auch schon als sogenannter Sachwalter eingesetzt.

Hoffnungen zerschlagen

Aus Kreisen der Mitarbeiter, von denen niemand seinen Namen in der Zeitung lesen will, heißt es, man sei von den Vorgängen gleich mehrfach völlig überrascht worden. Zwar habe man gewusst, dass sich die Auftragslage im vergangenen Jahr verschlechtert habe, worauf zunächst mit Kurzarbeit reagiert worden sei. Außerdem hätten sich in der Produktion zuletzt die Qualitätsprobleme gehäuft, doch mit einem so raschen Ende habe niemand gerechnet.

Erste Entlassungen habe es schon im Zusammenhang mit dem Insolvenzantrag Anfang August gegeben. Völlig unvermittelt sei es für die Mitarbeiter gekommen, als Anfang Oktober, wie berichtet, 46 der damals noch 72 Mitarbeiter entlassen wurden.

Die Betroffenen, darunter viele langjährig beschäftigte Frauen, hätten auf einer Betriebsversammlung ihre Freistellung quittieren müssen. „Es gab viele Tränen.“ Bis dahin hätten alle gehofft, dass der Betrieb – wenn auch verkleinert – gerettet werden kann. Auch danach habe es noch Hoffnung gegeben, dass wenigstens einzelne Bereiche weitermachen könnten, etwa die Dekor-Abteilung. Diese Hoffnung habe sich dann aber auch zerschlagen.

Anfang Oktober hatte Sanierungs-Geschäftsführer Martin Schoebe noch davon gesprochen, dass Gespräche mit Investoren „mit Hochdruck“ weiterverfolgt würden und es noch vorsichtigen Optimismus für eine Teil-Rettung gebe. Diese Investorensuche sei erfolglos geblieben, „obwohl mehr oder weniger die gesamte Branche vorbeigeschaut hat“, sagte Insolvenzverwalter Graf jetzt, und: „Mit zwei, drei potenziellen Investoren wurde konkret verhandelt.“

Schleichender Niedergang

Es habe sich dann aber schnell herausgestellt, dass die Porzellanfabrik Walküre „auf einem zunehmend schwierigen Markt als kleine Einheit nicht überlebensfähig ist“.

Bei dem Unternehmen habe es schon seit einigen Jahren einen eher schleichenden Niedergang gegeben. Die Lage habe sich dann aber im vergangenen Jahr plötzlich deutlich verschlechtert. Damit hatte das Unternehmen im August auch seinen Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung begründet. Es habe deutliche Umsatz- und Auftragsrückgänge gegeben, nachdem von Kunden größere Projekte und Abrufaufträge verschoben worden seien, hieß es damals.

Als Insolvenzverwalter werde er sich daran machen, noch bestehende Forderungen der Porzellanfabrik Walküre einzuziehen, später an die Gläubiger zu verteilen und das Unternehmen abzuwickeln, sagte Graf. Die Immobilien sowie das Werksgelände in der Gravenreuther Straße gehören dagegen seit einigen Jahren nicht mehr dem Unternehmen.


Info: Mit der Abwicklung der Porzellanfabrik Walküre geht eine 120-jährige Firmengeschichte zu Ende. Das Unternehmen wurde 1899 gegründet und zuletzt in vierter Generation von den Urenkeln des Gründers geführt. Es produzierte Geschirrporzellan vor allem für die Hotellerie und Gastronomie im In- und Ausland und hatte für sein Design immer wieder auch renommierte Auszeichnungen bekommen.

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