Kastration für verwilderte Katzen

Von Katharina Steinhäuser
Kastrationsaktion des Tierheims Bayreuth für verwilderte Katzen: (von links) Tierheim-Mitarbeiterin Ivonne Schug, Kai Braunmiller vom städtischen Veterinäramt und Karin Stanzel, ebenfallsv Mitarbeiterin im Tierheim. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Das Bayreuther Tierheim will verhindern, dass sich verwilderte Katzen unkontrolliert vermehren. Gemeinsam mit dem Veterinäramt wird deshalb eine Kastrationsaktion gestartet. Das Geld dazu ist vorhanden, jetzt brauchen die Tierheim-Mitarbeiterinnen Ivonne Schug und Karin Stanzel noch Hilfe aus der Bevölkerung.

 
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Jedes Jahr werden etliche verwilderte Fundkatzen im Tierheim abgegeben. Das sei oft kein schöner Anblick, sagt Karin Stanzel, die als Ehrenamtliche im Tierheim arbeitet. Oft haben die Tiere Krankheiten oder Parasiten. „Vor allem die Jungkatzen sind zu einem hohen Prozentsatz betroffen“, erklärt Kai Braunmiller vom Veterinäramt Bayreuth. Manche der Krankheiten und Parasiten sind auch auf den Menschen übertragbar, wie Giardien - Parasiten, die Durchfall verursachen.

Wenn zum Beispiel Sandkästen auf Spielplätzen verunreinigt sind, können Kinder mit Erregern in Kontakt kommen. Darin sieht Braunmiller ein hygienisches Problem, denn logischerweise können Kleinkinder nicht selbst auf diese Gefahren achten. Das sei einer der Gründe, warum die Population wilder Katzen nicht ungehindert wachsen sollte. Auch aus Tierschutzsicht ist die Kastration sinnvoll.

Es sollen nicht unnötig weiterhon Tiere geboren werden

„Man verhindert, dass weiterhin unnötig Tiere geboren werden, die ein ganz armseliges Leben führen müssen, weil sie krank sind und ständig um Futter kämpfen müssen“, betont Stanzel. Durch die Mithilfe könne jeder aktiven Tierschutz betreiben. „Es ist wichtig, die Tiere jetzt noch zu erwischen, bevor sie im Frühjahr wieder gedeckt sind“, sagt Stanzel.

Eine Katze wirft im Jahr durchschnittlich zwei Mal. Dabei liegt eine Wurfgröße meist zwischen vier und sechs Jungen. Auch diese vermehren sich weiter. Dadurch könnten laut Angaben der Tierheim-Mitarbeiterinnen innerhalb eines Jahres bis zu 33 neue Katzen geboren werden, die auf eine Mutterkatze zurückgehen. Durch das Kastrieren soll verhindert werden, dass sich die streunenden Katzen ungebremst vermehren.

Finanzielle Unterstützung durch die Stadt

Die Stadt Bayreuth unterstützt das Vorhaben finanziell. Damit so viele wilde Katzen wie möglich kastriert werden können, bitten die Mitarbeiter des Tierheims die Bürger um Hilfe. Wem in seiner Umgebung verwilderte Katzen auffallen, der wird gebeten, das dem Tierheim zu melden. Dann wird besprochen, wie es weitergehen soll. Schon allein ein Hinweis kann helfen.

Möchte sich jemand darüber hinaus beteiligen, kann er vom Tierheim eine Falle ausleihen und diese betreuen. Außerdem werden Fahrer gesucht, die die Katzen zum Tierarzt und zurück bringen. Nach der Behandlung landen die Tiere nicht im Tierheim, sondern werden wieder am Fundort ausgesetzt.

Freiläufer werden wieder ausgesetzt

Der Aufruf bezieht sich ausschließlich auf verwilderte Katzen in Bayreuth ohne Besitzer, doch die Tierheim-Mitarbeiterinnen empfehlen Menschen mit freilaufenden Katzen, ihre Tiere auch kastrieren zu lassen. Katzenbesitzer, die nun Angst haben, dass ihr Tier aus Versehen in eine der Fallen tappt, können aufatmen. Es besteht kein Grund zur Sorge, denn die Tiere werden am Fundort wieder ausgesetzt. Braunmiller rät außerdem dazu, Katzen kennzeichnen und registrieren zu lassen, denn dann kann der Besitzer im Zweifelsfall sofort ermittelt werden.

Eine ähnliche Kampagne fand bereits im letzten Jahr statt, und Tierheim-Mitarbeiterin Stanzel hat erste Erfolge festgestellt: Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der im Tierheim abgegebenen Fundkatzen aus der Stadt Bayreuth erkennbar gesunken. Die diesjährige Kastrationsaktion soll diese Entwicklung weiter vorantreiben.

Info: Am Montag und Donnerstag jeweils zwischen 14 und 17 Uhr wurde eine Sprechstunde zur Aktion eingerichtet. Unter der Telefonnummer 0921/62634 nehmen die Tierheim-Mitarbeiterinnen Hinweise entgegen und erklären weitere Details.

Hintergrund: Katzen-Kastration

(kfe). Wilde Katzen vermehren sich viel zu schnell. Bereits 2013, als das Tierschutzgesetz geändert wurde, schätzte der Deutsche Tierschutzbund die Zahl der wilden Katzen in Bayern auf 100.000. Deutschlandweit sollen es inzwischen mehr als eine Million sein. Jedes Jahr kommen angeblich etwa 130.000 hinzu. Ob und wie Katzen kastriert und registriert werden, ist Ländersache, auch Kommunen können entscheiden. Nachdem vor knapp drei Jahren das Tierschutzgesetz geändert wurde, dürfen die Bundesländer eine Kennzeichnungspflicht für freilaufende Katzen einführen. Die Länder wiederum können die Befugnis auf ihre Kommunen übertragen. Viele Bundesländer haben mit Kastrationsprogrammen reagiert, auch einzelne Städte haben eine Kastrationspflicht erlassen. In Bayern handelt man politisch nicht danach, obwohl man es könnte.

Tierschützer kritisieren, dass der Politik das Problem überhaupt nicht bewusst sei. Die oberfränkische SPD-Landtagsabgeordnete und tierschutzpolitische Sprecherin ihrer Fraktion, Susann Biedefeld, bestätigt das. „Ich bin seit 22 Jahren im Landtag, und fast ebenso lange kämpfe ich für besseren Schutz." Von der CSU werde sie nur "belächelt“. Sie hat schon etliche Anträge für eine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für Katzen gestellt, zuletzt im Dezember 2015. Bisher wurde immer abgelehnt. Argument: Das ist Sache der Kommunen. Kosten würde ein landesweites Kastrationsprogramm lediglich eine halbe Million Euro.

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