Insolvenz Karstadt Bayreuth soll im Januar schließen

und , aktualisiert am 13.03.2023 - 18:18 Uhr

Nun sind die Befürchtungen doch wahr geworden: Die Bayreuther Filiale von Galeria Karstadt Kaufhof soll spätestens Ende Januar 2024 schließen, teilte der insolvente Konzern nach einer Aufsichtsratssitzung mit. Einen Funken Hoffnung gibt es aber wohl trotzdem noch.

 
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60 Jahre gibt es das Kaufhaus in der Maxstraße schon, doch in einem knappen Jahr soll Schluss sein. Die entsprechende Pressemitteilung aus der Konzernzentrale kam um 15.35 Uhr, doch da war die Hiobsbotschaft schon durchgesickert. Die Türen des Bayreuther Karstadt waren da schon länger geschlossen, weil gerade die Mitarbeiter informiert wurden. Rund 60 sind von einst 100 übrig geblieben,  und sie sind schockiert. Das sieht man ihnen an, als sie aus dem Hintereingang kommen. Sagen wollen die meisten nichts. „Dürfen wir nicht“, heißt es.

52 seiner bundesweit zuletzt noch 129 Warenhäuser will der Konzern, der sich im Oktober zum zweiten Mal innerhalb von nur drei Jahren in ein Schutzschirm-Insolvenzverfahren geflüchtet hatte, schließen. Rund 5000 Mitarbeiter dürften ihre Arbeit verlieren, heißt es aus dem Gesamt-Betriebsrat. Neben Bayreuth trifft es – sogar schon zur Jahresmitte – auch Coburg, während mit Bamberg der dritte oberfränkische Standort verschont bleibt. Konzernchef Miguel Müllenbach hatte  die explodierenden Energiepreise und die durch die hohe Inflation ausgelöste Konsumflaute in Deutschland als Gründe für das neuerliche Insolvenzverfahren genannt. 

Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger gibt sich derweil kämpferisch. „Wir geben nicht auf! Wir haben nach wie vor Gespräche laufen, damit der Standort Bayreuth nicht geschlossen wird“, sagt er. Es  gebe  offensichtlich noch gewisse Fristen, innerhalb der Erklärungen abgegeben werden könnten. Die Informationen habe er aus Kreisen, „mit denen wir in den vergangenen Wochen Gespräche geführt haben mit dem Ziel, Karstadt in Bayreuth zu retten“. 

Nach Informationen unserer Zeitung hat das Bayreuther Haus lange Zeit keine allzu schlechten Zahlen geschrieben, jetzt allerdings gehe es nach Ebersbergers Worten rein um die wirtschaftlichen Eckdaten – und „Bayreuth hatte wohl nicht die Zahlen, die man erwartet hatte“. Bei der letzten Schließungswelle hatte das wohl noch anders ausgesehen, damals habe es „eine Abstimmung mit den Füßen gegeben“, sagt Ebersberger Minuten, nachdem er die Information bekommen hat. Die Situation für das Bayreuther Haus, aber auch für die Innenstadt nennt Ebersberger „extrem problematisch“. Aber: Aufgeben gelte jetzt noch nicht. „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ 

Paul Lehmann,  der in Oberfranken für den Handel zuständige Verdi-Gewerkschaftssekretär, spricht gegenüber dem Kurier  eklatantem Management-Versagen, das die Mitarbeiter jetzt ausbaden müssten. Der Konzern hatte sich zu Beginn der Corona-Pandemie mit ihren teils drastischen Lockdowns schon einmal unter einen Schutzschirm begeben. Damals wurden bereits 40 Filialen geschlossen, außerdem wurden wund zwei Milliarden Euro an Schilden gestrichen. Dennoch musste der Handelsriese während Corona noch zweimal den Staat um Hilfe bitten und wurde mit 680 Millionen Euro unterstützt – vergeblich.

Sabine Köppel, Bezirksgeschäftsführerin des Handelsverbands Bayern, spricht von einem Tiefschlag für die Stadt und nicht zuletzt die Karstadt-Mitarbeiter. Sollte Karstadt wirklich schließen müssen, verliere die Innenstadt ihren wichtigsten Frequenzbringer – mit unabsehbaren Folgen.

Sehr vorsichtig optimistisch kann man die Worte von Bernd Deyerling deuten, dem Bevollmächtigen des Haus-Eigentümers in Bayreuth, der Ashkenaz-Gruppe. Er sagt am Montagabend auf Kurier-Anfrage: „Ende der vergangenen Woche waren wir in Essen, haben wir Gespräche aufgenommen, diese Gespräche laufen auch heute noch. Ich für meinen Teil bin zuversichtlich.“ 

Die Streichliste

Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung gehören zu den Schließungsfilialen zu Ende Januar 2024: Bayreuth, Berlin-Charlottenburg, Berlin-Müllerstraße, Bielefeld, Braunschweig, Bremen, Darmstadt, Dortmund, Düsseldorf-Schadowstraße, Essen, Esslingen, Frankfurt Zeil, Hanau, Heidelberg Bismarckplatz, Hildesheim, Kempten, Krefeld, Leonberg, Limburg, Lübeck, Mönchengladbach, Oldenburg, Pforzheim, Reutlingen, Rosenheim, Rostock und Schweinfurt.
 
Bis zu Ende Juni 2023 sollen schließen: Celle, Coburg, Cottbus, Duisburg, Erlangen, Gelsenkirchen, Hagen, Hamburg-Harburg, Hamburg-Wandsbek, Leipzig Neumarkt, Leverkusen, München Bahnhof, Neuss, Nürnberg, Nürnberg-Langwasser, Offenbach, Paderborn, Regensburg Neupfarrplatz, Saarbrücken, Siegen und Wiesbaden.

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