Wie erklären Sie sich den Leistungsunterschied Ihrer Mannschaft innerhalb von zwei Tagen – zu Hause teilweise desolat, in Bad Tölz phasenweise herausragend?
Ich glaube, das ist vor allem eine mentale Geschichte. Die Mannschaft hat sich einfach zu viel Druck gemacht vor diesem Heimspiel. Wir waren die Favoriten, wollten das auch unbedingt zeigen und haben dann total verkrampft. Ich habe den Jungs aber beim Training vor dem zweiten Spiel gesagt, dass sie auch den Spaß nicht vergessen sollen. Sie sollen unsere letzten Spiele auch genießen, denn wir werden ja nicht mehr lange zusammen sein.
Klingt etwas wehmütig und auch danach, als habe der gute Teamgeist trotz vieler Misserfolge nicht gelitten?
So ist es auch. Die Probleme, die wir in dieser Saison hatten, waren nie Kabinenprobleme.
Woran lag es dann, dass diese mit so viel Vorschusslorbeeren ausgestattete Truppe jetzt in der zweiten Playdown-Runde steht und um den Klassenerhalt bangen muss?
Wenn du – wie Tölz übrigens auch – über eine lange Phase mit einem Kader von zehn bis 15 Mann auskommen musst, dann wird die Batterie automatisch irgendwann leer. Und umso schneller wird sie es, wenn du dann fast jeden zweiten Tag spielst. Hinzu kam die Schwächung unserer Defensive. Das frühe Saisonaus von Daniel Stiefenhofer und der lange Ausfall von Lubor Pokovic waren kaum zu verkraften. Aber wir sollten nicht zu sehr nach hinten schauen, sondern uns darauf konzentrieren, die Saison zu einem einigermaßen guten Ende zu bringen.
Es sieht so aus, als liege Tölz Ihrer Mannschaft etwas besser als Selb. Was sind die signifikanten Unterschiede?
Wie schon gesagt, den Tölzern geht es ein wenig wie uns. Ihnen fehlen wichtige Leute, sie sind geschwächt in diese Playdown-Serie gegangen. Die Selber waren gesund, konnten mit vier Reihen auflaufen und haben sich lange auf die Playdowns fokussieren können.
Was ist nun wichtig für dieses zweite Heimspiel?
Dass wir den Kopf frei bekommen und uns von diesem Druck nicht fertigmachen lassen. Wenn wir so einerseits so locker, andererseits so kompromisslos und leidenschaftlich wie in Bad Tölz auftreten, habe ich keine Bedenken. Wir müssen aber auch wirklich alles in diese restlichen Spiele hineinlegen, unsere Batterie komplett entleeren.
Wie geht es mit Ihnen weiter, sehen wir Sie auch in der kommenden Saison in Bayreuth?
Tatsache ist, dass es mir in Bayreuth sehr gut gefällt und ich mich auch abseits des Stadions unheimlich wohlfühle. Es gab auch schon erste Gespräche. Letztlich aber wird meine Familie, die ja in Heilbronn lebt, maßgeblich mitbestimmen. Es wird also zuerst eine Familienentscheidung geben, darüber werde ich dann mit Matthias (Wendel, Tigers-Geschäftsführer; Anm. d. Red.) sprechen.