Kapellen in der Region Postkartenmotiv als Inspiration

Rosi Thiem
Regina Polster schließt von Ostern bis Allerheiligen die Kapelle jeden Tag morgens auf und abends zu. Die Mariä-Himmelfahrt-Kapelle ist der Dorf-Mittelpunkt Foto: red

Wenn die Michelfelder Wallfahrer nach Gößweinstein ziehen, dann halten sie immer in Kleinkirchenbirkig. Hier wird an der schmucken Mariä-Himmelfahrt-Kapelle eine verdiente Rast mit einer kleinen Andacht eingelegt, und die Glocken läuten extra für die einkehrenden Wallfahrer. Jetzt in der Coronazeit ist es ruhiger geworden.

 
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Kleinkirchenbirkig - Doch die junge Kapelle steht nach wie vor einladend und bodenständig an der abschüssigen Dorfstraße für Gläubige oder Rastsuchende bereit.

„Einfach war es nicht, diese Kapelle zu bauen“, sagen die Eheleute Konrad und Regina Polster aus Kleinkirchenbirkig. „Die Mitglieder vom Ortsverschönerungsverein haben damals viel auf sich genommen“, erinnert sich Konrad Polster. „Jede Woche stellten sich neue Fragen“, erzählt der 76-Jährige. Aber ein Wunsch stand fest.

Konrad Polster holt in der Geschichte etwas aus: „Unser Ort gehörte früher zu Kirchenbirkig“, sagt er. „Das war damals auch ein Durcheinander mit den Hausnummern – ein Teil wurde in Kirchenbirkig vergeben, der andere Teil der Nummern existierte hier im Dorf.“

Fränkisches Kirchlein sollte es sein

Seit 1985 ist Kleinkirchenbirkig eine eigenständige Ortschaft. „Und wir wollten einen Ortsmittelpunkt schaffen. Unser Wunsch im Dorf war, ein fränkisches Kirchlein zu bauen“, betont Regina Polster.

So fuhren sie und das Ehepaar Anni und Werner Brütting jeden Sonntag in der Gegend herum, um Kapellen und Kirchen anzuschauen. Vorher stellten die Polsters ihr Grundstück, auf dem früher Erdbeeren, Kartoffeln und Weizen wuchsen, kostenlos zur Verfügung, weil sich kein anderes geeignetes Grundstück gefunden hatte.

„Der Ortsverschönerungsverein hatte 35.000 Mark, der Kostenvoranschlag lautete aber auf 137.000 Mark“, erläutert Konrad Polster die damalige finanzielle Situation. „Der frühere Stadtbaumeister Heinrich Schaffer griff uns unter die Arme, zeichnete uns den Bauplan kostenlos und half uns bei Baufragen“, erinnert er sich heute noch dankbar.

Das Bauholz durfte aus dem Stadtwald geschlagen werden. Die Grundsteinlegung erfolgte am 7. Juli 1991. „Gott sei Dank waren immer ehrenamtliche Helfer da, die dem fleißigen Maurer Andreas Potzler halfen und die sich auch später immer wieder einbrachten.“

Der Frage der benötigten Sandsteine – um den fränkischen Charakter zu wahren – nahm sich eine Weidenseeser Baufirma an, die helfender Engel in vielen Bauphasen gewesen sei.

Die Polsters zeigen sich heute, nach 30 Jahren, immer noch sichtlich dankbar. „Das ging nur, weil jeder sich mit seinen Stärken einbrachte. Da denke ich auch an Edmund Kaul, der die Holzbänke fertigte und an den verstorbenen Studienrat Willi Hofmann. Dieser gab uns damals den Rat, die Fenster bleiverglasen zu lassen und dazu Marien-Motive zu wählen“, sagen sie stolz.

Die Bronzeglocke wurde gestiftet und der Altartisch erhielt einen Reliquienstein aus der aufgelösten Kapelle des Bayreuther Bezirkskrankenhauses. Zahlreiche Spender unterstützten einst den Bau. Stolz konnte der 160-Seelen-Ort 1993 die Marienkapelle zeigen, die von Domkapitular Norbert Przibyllok eingeweiht wurde. 40 großzügige Sitzplätze wurden geschaffen.

Das Ergebnis kann sich auch nach drei Jahrzehnten noch sehen lassen. Auffallend sind die bunten und lichtdurchfluteten Fenster mit den unterschiedlichen Motiven, der moderne Kreuzweg aus Bronzeguss und hinter dem Altar die handgefertigte Darstellung von „Mariä Himmelfahrt“, einer hölzernen Kunsthandwerkarbeit.

Regina Polster muss schmunzeln: „Diese Heiligenfigur hat ihre besondere Geschichte. Auf einer Rückreise entdeckten wir das Gnadenbild von Mariä Himmelfahrt in Rohr am Inn. Das faszinierte uns. Wir haben eine Postkarte mitgenommen. Auf eine Empfehlung kamen wir zu einem Holzschnitzer aus Passau, dem wir die Ansichtskarte zeigten“, erzählt sie. Und der Künstler nahm den Auftrag an. Nach der Fotografie schnitzte er in seinem Wohnzimmer in einem alten Fährenhaus die Kleinkirchenbirkiger Mutter Gottes.

Regina Polster tut es gerne

Gerne staubt die 71-Jährige das Unikat ab und putzt die übrige Kapelle blitzblank. Das macht sie nun schon seit 1993. Regina Polster ist bescheiden. Sie möchte im Hintergrund bleiben und kein Aufhebens um ihre Person machen. „Solange ich gesund bleibe und mir der Herrgott die Kraft gibt, mache ich das schon weiter.“ Sie macht es für den Ort, für Gott und für die Mutter Gottes. „Ich tue es einfach nur gerne, mehr nicht.“ Die aus Zeubach stammende Frau muss an einen Spruch denken, der bei der Einweihung so klang: „Drückt dich ein weh, zur Mutter geh’ und sag es ihr, so hilft sie dir.“

Im vergangenen Jahr haben die Rosen vor der Kapelle wunderbar geblüht, freut sich Regina Polster. Sie kümmert sich auch um die Außenanlage und sorgt im Sommer für frische Blumen für den Innenraum. Die nimmt sie meist aus dem eigenen Garten.

Von Ostern bis Allerheiligen sperrt sie jeden Morgen die Kapelle auf und jeden Abend schließt sie zu. Immer am 15. August, an Mariä Himmelfahrt, wird ein Festgottesdienst in der top-gepflegten Kapelle abgehalten. „Sonst beten wir für die Verstorbenen des Ortes, Maiandachten, Kreuzweg und im Oktober das Rosenkranzgebet“, zählt sie auf. „Schön wäre es, wenn wieder mehr Leben einkehren würde“, hofft sie auf das Ende der Pandemie.

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