Ich halte es für unabdingbar, den jungen Spielern die Kickers-DNA zu vermitteln. Da wird schon mal ein Fragebogen verteilt. Jeder sollte wissen, was die drei Sterne im Kickers-Emblem bedeuten. Jedem, der fast täglich in den ADM-Sportpark kommt, sollte klar sein, welche Bedeutung ADM für den Club hat. Was ich damit sagen will: Die Spieler sollen die Wurzeln kennen, diese Tugenden sollen sich auf den Platz übertragen. Ohne Identifikation, ohne Mentalität geht es bei einem Verein wie den Kickers nicht. Wir haben nun mal nicht die Möglichkeiten wie der VfB oder Hoffenheim.
Das heißt?
Wir müssen uns über unsere Werte definieren, uns zerreißen, noch härter trainieren, noch intensiver an den Basics arbeiten. Eine gelungene Grätsche darf und soll man mit einer geballten Faust gerne feiern. Hier in Degerloch müssen wir die Fans mit ins Boot kriegen, Wucht und Dynamik entwickeln. Dann steigen die Chancen für die erste Mannschaft, dann haben wir mit der U 17 oder der U 19 auch gegen die Großen eine Chance, dann laufen wir auch gegen den FC Bayern hoch und mutig an und lassen uns nicht abschlachten. Das muss in die Köpfe rein.
Wenn es so einfach wäre. Wie gelingt Ihnen das?
Ein Handy-Verbot 30 Minuten vor und nach dem Training erachte ich für sinnvoll. Das ist eine Kleinigkeit, schärft aber den Fokus. Ich gebe auch Denkanstöße in verschiedenen Bereichen. Wir wollen keine aalglatten Spieler, aber ich appelliere an die Eigenverantwortung der Spieler, was soziale Netzwerke, aber auch das Thema Ernährung betrifft.
Wie sehr profitieren Sie aus Ihrer eigenen Profi-Erfahrung, etwa beim TSV 1860 München II oder dem FC Bayern II?
Das hilft schon sehr. Wenn ich da etwa nur an Hermann „Tiger“ Gerland denke. Er hat mich ans Kopfballpendel geschickt. Trotz meiner 1,92 Meter gab er mir mit auf den Weg, mehr und härter für mein Kopfballspiel zu arbeiten. Der Ton war rau, und mit 22, 23 denkst du dir, muss das sein, aber ab und zu braucht es eben auch klare Ansagen. Mir hat das im Endeffekt garantiert nicht geschadet.
Wie lautet Ihr Tipp gegen den OFC?
Da kommt sicher eine starke Mannschaft zu uns, jedoch muss uns unsere Heimbilanz Mut machen. Wenn wir die Grundtugenden gepaart mit Spielfreude auf den Platz bringen, werden wir das Spiel erfolgreich gestalten können. Mein Tipp: Heimsieg!
Zur Person
Karriere
Julian Leist wurde am 11. März 1988 in Stuttgart geboren. Nach der Zeit in der Jugend und in der zweiten Mannschaft der Stuttgarter Kickers wechselte der Abwehrspieler zum TSV 1860 München II (2008 bis 2010) und zum FC Bayern II (2010/11). Von 2011 bis 2014 spielte er wieder für die Kickers. Von 2014 bis 2021 war Leist bei der SG Sonnenhof Großaspach am Ball. Danach kam er erneut zurück nach Degerloch und beendete 2023 seine aktive Karriere. Er arbeitete in der Kickers-Fußballschule und als U-19-Co-Trainer. Seit 1. Februar 2025 ist der Uefa-A-Lizenz-Inhaber als Übergangskoordinator tätig.
Persönliches
Leist hat bei der Garmo AG eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann abgeschlossen. Er ist verheiratet mit Julia. Das Paar hat die Söhne Lukas (4) und Niklas (2). (jüf)