Julia-Sofi skypt jeden Abend mit ihrer Oma in Buchau Geboren in Texas, getauft in Creußen

Von
Jeden Abend skypt Hansi Bauer aus Buchau mit Tochter und Enkelin in Texas. Foto: Münch Foto: red

Im Gemeindebrief der evangelischen St. Jakobusgemeinde Creußen werden die Täuflinge des vergangenen Monats begrüßt. Sie kommen aus den kleineren Ortsteilen Hagenohe, Althaidhof, Gottsfeld – und aus Texas. Am 21. Dezember war die kleine Julia-Sofi Billy Cooner von Pfarrerin Nicole Peter in der St. Jakobuskirche getauft worden.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Am 6. August vergangenen Jahres war das kleine Mädchen in Fort Hood, Texas, auf die Welt gekommen. Ihre Mama Nathalie (26) stammt aus dem Creußener Ortsteil Neuhof. Sie wurde ebenfalls in der St. Jakobuskirche getauft und konfirmiert. Und schon immer stand für sie fest, dass ihre Kinder auch dort getauft werden. Seit Ende 2013 lebt Nathalie mit ihrem Mann Joshua, einem US-Soldaten, der in Grafenwöhr stationiert war, in den USA. Jeden Abend skypt die 26-Jährige mit ihrer Mutter Hansi Bauer, die inzwischen in Buchau lebt. „Ich brauche das“, sagt Bauer lächelnd, „wenn ich sehe, dass es den Drei gutgeht, geht es mir auch gut.“ Aufmerksam betrachtet Bauer den Bildschirm ihres Laptops, während sich die Skype-Verbindung nach Texas aufbaut. Und auf einmal ist das Bild da und sie sieht Tochter und Enkelin. Lebhaft strampelt die kleine Julia-Sofi auf dem Schoß ihrer Mutter herum, spielt mit einem rosa Plastikhandy. „Hallo Bibby-Maus“, wird sie von ihrer Oma begrüßt. Ja, an manchen Tagen ist es schon schwer, sagt Bauer. Sie hätte alle Drei gerne näher bei sich.

Rückruf nach Texas

Dass der Schwiegersohn eines Tages wieder in die USA versetzt wird, sei vorauszusehen gewesen, erzählt Bauer.Vier Jahre war Joshua in Deutschland gewesen, als der Rückruf nach Texas kam. Erst im Juli 2012 hatten er und Nathalie in Grafenwöhr standesamtlich geheiratet. Als im November 2013 dann die Möbel der beiden geholt wurden, war das nicht einfach für Bauer. So richtig bewusst wurde ihr der bevorstehende Abschied aber erst, als auch das Motorrad des Schwiegersohns verladen wurde. „Zwei Tage vor dem Abflug hat mir Nathalie dann gesagt, dass sie schwanger ist. Sie hatte es auch erst kurz vorher erfahren“, erinnert sich Bauer. Und es sei ihr gleich bewusst gewesen, dass sie ihr Enkelkind nicht so oft sehen würde.

Ende Juli 2014 ist sie dann auch nach Texas geflogen, um bei der Geburt dabei zu sein. Sechs Wochen blieb sie drüben. Auch ihr Mann und ein weiterer Enkel kamen nach. Der Schwiegersohn war zu dieser Zeit bei einer Schulung. Nachts um 2.30 Uhr hat sie die Tochter dann geweckt. „Ich wusste erst gar nicht, was los war“, erzählt Bauer lachend weiter. Eine Stunde später waren sie im Krankenhaus und um 12.24 Uhr kam Julia-Sofi auf die Welt. 49 Zentimeter, 3000 Gramm, alles hatte gut geklappt. Ein Freund, der mit gekommen war, hat per Handy den werdenden Vater auf dem Laufenden gehalten.

Ansprache im Gottesdienst

Ja, und am vierten Advent war dann die Taufe in Creußen. Patin ist Nathalies Schwester Renate, die noch immer in Neuhof wohnt. Die Feuerwehr Neuhof hat der jungen Familie heimgeleuchtet. Mittagessen gab es in einem Pegnitzer Gasthaus, Kaffee trinken war daheim. Als besonders rührend empfand Nathalie die Ansprache, die ihr Mann während des Gottesdienstes hielt, erzählt sie über Skype. „Er hat unserer Tochter ein schönes und zufriedenes Leben gewünscht“, sagt die 26-Jährige. Die kleine Julia-Sofi wächst zweisprachig auf. Momentan hat sie nur die US-Bürgerschaft, im Frühjahr beantragen sie für die Kleine auch die deutsche. Am 6. Januar ist die junge Familie wieder nach Texas zurückgeflogen, im Sommer wollen sie wieder zum Urlaub kommen.

Wie war Julia-Sofis Taufspruch? „Denn er hat seinen Engel befohlen, dass sie dich behüten“, sagt Nathalie. Ganz bewusst haben sie diesen Spruch ausgewählt. „Wir werden noch öfter umziehen müssen, es wird eine harte Zeit und da ist es doch ganz wichtig, dass es Engel gibt, die auf unser Kind aufpassen“, erklärt die junge Frau. Hat sie manchmal Heimweh? Ja, manchmal schon, nickt sie mit dem Kopf, aber es halte sich in Grenzen. „Heimat ist für mich da, wo mein Mann und meine Tochter sind“, sagt Nathalie. Und Julia-Sofi merke, wenn ihr Vater nicht zu Hause ist. Dann ist sie ganz unruhig. Und sie erkennt mittlerweile auch ihre Oma, die ihr auf dem Bildschirm von Buchau aus zuwinkt.

Auch für Pfarrerin Nicole Peter war diese Taufe etwas Besonderes. „Es ist schön, wenn jemand so einen Bezug zu seiner Heimat hat“, sagt sie. In ihrer Predigt war sie darauf und auf den Beruf des Vaters eingegangen. Als sehr rührend hat die Pfarrerin auch die Ansprache des Vaters während des Gottesdienstes empfunden.

Autor