Jugendliche helfen mit Schmierereien übermalt

Eigentlich sollte es ein Ort der Ruhe und Besinnung sein. Eine Freiluftkirche auf dem Gelände der einstigen Landesgartenschau. Doch das so genannte Oratorium sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Mehr als einmal entstand durch Randale und Zerstörungswut nächtlicher Besucher der Wilhelminenaue großer Schaden. Am Samstag ging‘s an die Restaurierung. Mehrere Jugendliche und der ehemalige Bayreuther Dekan Hans Peetz machten sich daran, die beschmierten Bretter zu überstreichen und einige auch abzureißen.

 
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Bayreuth - Zuletzt im Mai hatten Randalierer Bretter aus der Konstruktion herausgetreten. Auch die drei überdimensionalen Sofas im Bereich des Auenblicks wurden teilweise schwer beschädigt. Die Täter hatten auch hier ihre Lust am Zerstören ausgetobt. Ein größerer Einsatz der Polizei war die Folge. „So schlimm war das Ausmaß eigentlich bislang noch nicht“, sagte Peetz damals im Kurier-Bericht. Der frühere Dekan war einst am Aufbau des rund 120 000 Euro teuren Oratoriums beteiligt. Auch viele Ehrenamtlich hatten mit großem Einsatz mitgeholfen. Jeweils von April bis Oktober wurden dort jeden Sonntag um 17 Uhr Freiluft-Andachten gefeiert. Künftig sollen sie einmal im Monat stattfinden. Überdies wurde die Freiluftkirche auch gerne von Jugendlichen mit friedlichen Absichten als Treffpunkt genutzt. Man traf sich zum Chillen. Oder auch zum Feiern.

An diesem Samstag nun griffen einige von ihnen zu Pinsel und Farbtopf, um die vielen Schmierereien auf den Brettern zu übermalen. Wäre es nach Hans Peetz gegangen, hätte der ein oder andere christlich geprägte Spruch, der etwa den Begriff Nächstenliebe enthielt, durchaus stehenbleiben können. Doch die Jugendlichen gingen die Sache gründlich an. Alles wurde überpinselt. Man war durchaus mit Eifer dabei und sammelte erste handwerkliche Erfahrungen.

Bretterwand komplett weg

„Geht Farbe wieder aus Klamotten raus?“, wollte einer der Jugendlichen wissen. „Mit der Zeit, ja.“ Plötzlich ein Schrei: „Das ist einfach nur eklig.“ Doch halb so schlimm. Der junge Helfer hatte unter einer Platte schlicht eine Spinne entdeckt. Auch einige Mitglieder vom Förderverein Wilhelminenaue arbeiteten am Samstag mit und bauten den Nebenraum ab, in dem ursprünglich Gartengeräte abgestellt und Liederbücher für die Andachten untergebracht waren. Dieser Raum war ziemlich zerstört worden. Daher wurde nun die äußere Bretterwand komplett weggenommen, damit die Stelle von außen einsehbar ist.

Mit dabei war am Samstag auch Sara Straub aus Bindlach. Sie hatte nach den jüngsten Randalen einen Brief an das Stadtgartenamt geschrieben und angeboten, beim Wiederaufbau des Oratoriums mitzuhelfen. Schließlich will man den Ort auch weiterhin an lauen Sommerabenden als Treffpunkt nutzen. „Wir wollen nicht, dass es abgerissen wird“, sagt die Jugendliche aus Bindlach. „Wir haben uns bereiterklärt, etwa zu tun, damit das stehen bleibt.“

„Wir haben hier immer gechillt“

Das kam beim Stadtgartenamt gut an. „Sie freuen sich über unser Angebot“, sagt Sara Straub. Von Seiten des Amtes wurde das Material bereitgestellt. Knapp 20 Leute haben sich schließlich bereit erklärt, bei der Restaurierung mitzuarbeiten. Einer von ihnen ist der 14-jährige Fabrizio Auletta. „Wir haben hier immer gechillt“, sagt er. Das soll auch in Zukunft so sein. „Deshalb machen wir das.“

Hans Peetz, der auch Vorsitzender des Fördervereins Wilhelminenaue ist, zeigt sich zufrieden. „Ich bin überrascht von der großen Zahl an Jugendlichen, die da sind“, sagt er am Samstagvormittag. Schon bald will er in der Freiluftkirche wieder Andachten feiern. Und zwar jeden dritten Sonntag im Monat, jeweils um 17 Uhr.

Und auch die Jugendlichen aus Bayreuth und Bindlach wollen sich bald wieder an den Wochenenden hier treffen. An diesem Samstagabend freilich eignete sich der Platz noch nicht so recht zum chillen. Im Oratorium roch es nach Farbe.

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