Jugendherberge Foodtruck füllt den Essens-Engpass

Kerstin Goetzke
Der Foodtruck „Bernd liebt Burger“ hat bei der Pottensteiner Jugendherberge ausgeholfen, um Gäste mit Abendessen zu versorgen. Foto: red

An der Pottensteiner Jugendherberge muss ein Foodtruck kommen, weil in der Küche Personal fehlt – und nicht nur da.

 
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Abendessen vom Foodtruck: Was klingt wie ein Ausflug zum Volksfest, wurde für die Besucher der Pottensteiner Jugendherberge zur Alternative auf ein warmes Abendessen, denn die Einrichtung leidet unter Corona-Nachwehen.

Lange Anreise des Foodtrucks

Das Personal fehlt, deswegen musste die Leiterin der Einrichtung, Kathrin Püst, kreativ werden: Sie ließ den Foodtruck aus dem Landkreis Weißenburg nach Pottenstein kommen, damit sie ihren Gästen ein Abendessen anbieten konnte. „In der ersten Woche hat das gut funktioniert, weil wir 160 Gäste hatten und die Mindestabnahme der Burger garantiert war“, berichtet sie.

In der zweiten Woche war es knapp, sie habe die Pottensteiner aufgerufen, sich ihr Essen am Foodtruck zu kaufen. Trotzdem sei es für sie ein Draufzahlgeschäft: Normalerweise werde das Abendessen mit etwa sieben Euro kalkuliert, ein Burger samt Pommes frites lag jedoch bei rund 14 Euro.

Für den Betreiber des Foodtrucks müsse sich die Anfahrt lohnen. „Es ist schwer, einen mobilen Essensverkauf zu finden, weil auch dort das Personal knapp ist“, sagt Püst.

Fast die Hälfte des Personals fehlt

Doch weil etwa die Hälfte ihres Personals fehlt, müsse sie in den sauren Apfel beißen. Von 19 Voll- und Teilzeitkräften seien derzeit noch zehn im Einsatz. Sechs Mitarbeiter seien während der Corona-Einschränkungen gegangen, weil sie als 450-Euro-Kräfte kein Kurzarbeitergeld erhalten hatten. Zu besetzen wären nun Stellen in der Küche, bei der Reinigung und an der Rezeption.

Mangel und keine Bereitschaft, am Wochenende zu arbeiten

Viele Bewerber wollten nicht an Wochenenden oder Feiertagen arbeiten und am liebsten nur Frühschichten übernehmen. Auch die Bewerberkultur habe sich verändert: Viele erscheinen nicht zum Termin, sagen aber auch nicht ab. Die Leiterin der Jugendherberge fragt sich: „Wohin sind die Menschen denn gegangen? In vielen Bereichen hört man, dass Personal fehlt – aber irgendwo muss es ja abgeblieben sein.“ Diesen Mangel gebe es nicht nur in Pottenstein, sondern überall, gerade in der Gastronomie.

Mittags gibt es kein Essen mehr

Als Konsequenz sei die Rezeption nicht mehr so oft besetzt, eine externe Firma unterstütze bei der Reinigung und das warme Mittagessen entfalle, angeboten werden nur noch Frühstück und Abendessen. Bislang gab es immer Gerichte, die sich schnell zubereiten ließen, beispielsweise Bratwürste mit Kartoffelbrei. Tagsüber dürfen sich die Gäste nun nach dem Frühstück Lunchpakete mit belegten Brötchen, Obst, Gemüse, Getränken und Müsliriegeln packen. „Einmal pro Woche gibt es keine Wurst und kein Fleisch, dann nehmen die Gäste Käse-Sticks statt Salami mit.“

Zeitintensiv: Vor- und Nachbereitung im Speisesaal

Das Essen von extern zu beziehen sei keine Option, sagt sie. Denn das Zeitintensivste sei nicht die Zubereitung der Speisen, sondern die Vor- und Nachbereitung des Speisesaals, die Essensausgabe, das Auffüllen der Behälter, das Spülen. Insgesamt 110 Stunden pro Sieben-Tage-Woche sind vier Angestellte – zwei Köche und zwei Küchenhilfen – mit der Versorgung der Feriengäste beschäftigt, wenn nötig im Teildienst, also mit längeren Pausen zwischen den Diensten.

Eventuell künftig an den Wochenenden geschlossen?

„Wenn ich gewusst hätte, dass sich die Personalsituation so entwickelt, hätte ich nicht so viele Reservierungen angenommen“, sagt Püst. Sie wolle jetzt niemandem mehr absagen, spiele aber mit dem Gedanken, nächstes Jahr an einigen Wochenenden zu schließen. „Niemand will mehr am Wochenende arbeiten.“ Deshalb werden sie und ihre Kollegen auch in Zukunft kreative Ideen brauchen, wenn sich kein Personal findet.

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