Job-Abbau Glen Dimplex spürt harten Wettbewerb

Von Roland Töpfer
Der Wärmepumpenhersteller Glen Dimplex mit Sitz in Kulmbach hat jüngst einen Stellenabbau und eine Werksschließung bekannt gegeben. Foto: Roland Töpfer Quelle: Unbekannt

KULMBACH. Der Markt für Wärmepumpen wächst, doch der Kulmbacher Hersteller Glen Dimplex Thermal Solutions (GDTS) baut Personal ab. Wie passt das zusammen? „Die Struktur der Firma ist für die Zukunft nicht wettbewerbsfähig“, sagt Geschäftsführer Clemens Dereschkewitz im Gespräch mit unserer Zeitung.

 
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Wie ausführlich berichtet, wird das Werk Sonneberg mit knapp 90 Beschäftigten Ende Juni nächsten Jahres geschlossen. Am Hauptsitz in Kulmbach werden rund 60 Stellen abgebaut, sagt Dereschkewitz. Kündigungen werden nicht ausgeschlossen, sollen aber weitgehend vermieden werden. Es gibt Aufhebungsverträge, Altersteilzeit, Rentenbrücken. Muss mit weiteren Personalmaßnahmen gerechnet werden? Dereschkewitz: „Ich gehe davon aus, dass das reicht.“

Den Job-Abbau begründet der Chef vor allem mit einem in Zukunft schärferen Wettbewerb. Auch hat Kulmbach zuletzt Millionenverluste geschrieben. Die Gruppe, zu der auch zwei Standorte in China und den USA (Shenyang und Kalamazoo) zählen, ist hingegen profitabel und kommt auf rund 240 Millionen Euro Umsatz.

Der Wärmepumpenmarkt – GDTS macht seinen Umsatz zu 60 Prozent mit Wärmepumpen und zu 40 Prozent mit Kühlanlagen – wird nach Einschätzung von Dereschkewitz „radikal wachsen“. In den kommenden zehn Jahren rechnet der Geschäftsführer mit einer Verdreifachung der Absatzmenge in Deutschland von heute 100.000 auf dann 300.000 Pumpen.

Die Kulmbacher halten aktuell einen Marktanteil von rund zehn Prozent. Fast in jedem zweiten Neubau wird eine Wärmepumpe installiert. Tendenz steigend. Diesen Markt würden dann mehr und mehr die ganz Großen wie Vaillant, Viessmann und Bosch bedienen wollen und die Preise drücken. „Die haben viel mehr Power als wir Mittelständler.“

Dereschkewitz macht deutlich: „Weil es einen Preisverfall am Markt geben wird, müssen wir schlanker werden.“ Wenn eine Firma zu administrativ werde, fange sie an, sich zu sehr mit sich selbst zu beschäftigen. Der Personalabbau, der sich über die kommenden Monate hinziehen werde, sei nötig, um die künftig noch rund 650 Stellen in Kulmbach zu sichern. Insgesamt hat die Gruppe etwa 1000 Beschäftigte.

Dereschkewitz ist seit Anfang Juli als Nachfolger von Jochen Engelke neuer Chef bei Glen Dimplex in Kulmbach. Die Firma ist für ihn eine alte Bekannte. Der 56-Jährige war bereits von 2007 bis 2010 Geschäftsführer bei Glen Dimplex und wechselte 2011 zum Konkurrenten Ait, damals noch Alpha-Innotec, in Kasendorf im Landkreis Kulmbach. Seine Frau habe zu ihm gesagt, „das ist, wie wenn man zum zweiten Mal die gleiche Frau heiratet“.

Dereschkewitz, ein gebürtiger Ost-Berliner, der es vom Elektromechaniker bis in die Chefetage geschafft hat, will in Kulmbach nicht als kurzzeitiger Sanierer wirken. „Ich will länger bleiben“, sagt er. Das habe er auch seiner Mannschaft gesagt: „Wenn ihr mitzieht, dann bleibe ich da.“ Bis zur Pensionierung? Gut möglich.


Die Firmengruppe

Die Glen Dimplex Thermal Solutions (GDTS) ist Teil der international agierenden Glen Dimplex Gruppe mit Stammsitz in Irland – ein weltweit führender Anbieter von elektrischen Heizungslösungen und Haushaltsgeräten mit rund 10.000 Mitarbeitern und knapp zwei Milliarden Euro Umsatz. GDTS vereint die Tochtergesellschaften der Gruppe in Kalamazoo (USA), Shenyang (China) sowie in Kulmbach.

Am Hauptsitz in Kulmbach werden die Systeme der Heizungs- und Klimatechnik von Ingenieuren und Technikern konzipiert und zur Marktreife gebracht.