Jazzfestival Markus Stockhausen auf der Seebühne

Von , aktualisiert am 27.08.2020 - 15:55 Uhr

BAYREUTH. Mit einem schlichten „Hallo“ betrat er die Bühne. Auch für einen so erfahrenen und erfolgreichen Musiker wie Markus Stockhausen dürfte dies am Mittwochabend in der Wilhelminenaue ein ganz besonderer Moment gewesen sein. Für den Trompeter und seine Band Quadrivium war es der erste Auftritt nach der sechsmonatigen Corona-Zwangspause. „Da gehen Klangwelten auf“, wie er selbst sagte.

 
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Nun muss man nicht – und wenn, dann wär’s allein dem Ort Bayreuth geschuldet – krampfhaft nach Parallele zum Beginn von Richard Wagners „Rheingold“ suchen. Doch das erste Konzert in der Reihe Jazz Summertime 2020 wurde eröffnet, in dem die vier Musiker nichts als den schieren Klang in den Raum beziehungsweise die abendliche Naturbühne stellten. „Es tut auch uns gut, wieder in die Klänge einzutauchen“, sagte Stockhausen. So war das erste Stück denn auch hörbar vom Gestus des Herantastens geprägt, vom Aufspannen eines Klanghorizonts und vom sich allmählich frei schwimmen. Erst mit dem zweiten, jazzigeren Stück nahm die Band Fahrt auf. Man schaltete einen Gang höher.

Video: Andreas Harbach

Das Programm bestand aus Eigenkompositionen und freien Improvisationen. Immer wieder schimmerte der enorme musikhistorische Fundus durch, aus dem die Akteure schöpften. Barocke Bogentechniken des Cellisten Jörg Brinkmann, fast schon klassisch anmutende Klaviersoli des Pianisten Angelo Comisso, die schlichten, samtweich gespielten Melodielinien von Markus Stockhausen – all diese Bestandteile verschmolzen mit Hilfe von elektronischen Mitteln zu einem eigenen Kosmos. Zu magischen Klängen.

Man kann es nicht wissen: Aber vielleicht war einst die Wirkung von Wagners Musik auf das Publikum des 19. Jahrhunderts ganz ähnlich wie die von Stockhauses Musik auf die heutigen Zuhörer – sofern sie bereit waren, sich dafür zu öffnen. Die Techniker und Mitarbeiter rund um die Seebühne jedenfalls hatte die Voraussetzungen für einen super Sound geschaffen.

Und auch dies wurde angesichts der sich immer wieder über das filigrane musikalische Geschehen wölbenden Melodiebögen der Trompete oder des Flügelhorns deutlich: Markus Stockhausen beherrscht die Kunst, mit wenigen Noten viel auszudrücken. Ein großer Musiker.


Am Freitag geht’s weiter mit dem Pianisten Markus Becker, der um 16 Uhr und 19.30 Uhr in der Klaviermanufaktur Steingraeber spielt. Ab 20 Uhr spielt das Nils Wogram Nostalgia Trio auf der Seebühne in der Wilhelminenaue.

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