Das verletzte Janina auch etwas, verrät sie. Sie hatte schon lange nicht mehr dieses Gefühl und nun kam es in ihrer Heimatstadt wieder. Zurück in Berlin sei das überhaupt kein Problem. „Dort laufen die Uhren anders.“
Ihrem Beruf als Sozialversicherungsfachangestellte/Kundenberaterin ist sie treu geblieben. In ihrer Freizeit „postet“ sie gerne Bilder auf Instagram. Auf ihrem Kanal erreicht sie damit inzwischen über 16 .000 Menschen und das Interesse an ihr steigt stetig.
„Ich könnte noch lange nicht davon leben, aber darum geht es ja auch gar nicht“, erklärt sie und verrät auch zugleich warum. „Es macht mir Spaß. Ich möchte über mein Leben berichten und als Ansprechpartner für Eltern mit kleinwüchsigen Kindern dienen.“ Aber auch Frauen im Allgemeinen gehören zu ihrer Zielgruppe.
Aus eigener Erfahrung berichten, ist das, was anderen Menschen hilft. Denn viele Eltern hätten zunächst Hemmungen: Was kann man mit dem eigenen Kind machen und worauf muss man sich vorbereiten? Janina beantwortet gerne diese Fragen und wird sehr oft auf ihren Alltag angesprochen.
Ihre Eltern hatten es da nicht so einfach. „Als ich jünger war, kostete eine Minute im Internet noch fünf Mark“, übertreibt sie absichtlich und deutet damit daraufhin, dass man sich nicht einfach mal alles Wichtige aus dem Internet herunterladen oder nachlesen konnte.
So habe ihre Mutter zunächst eine Zeitungsannonce geschaltet und in einer speziellen Rubrik nach weiteren Eltern gesucht, die Ähnliches erleben. Damals habe sie noch Adressen erhalten und diese per Brief angeschrieben. Nur eine Familie habe damals geantwortet, wodurch sie letztendlich auf den Kleinwuchsverein stieß und Unterstützung und Hilfe fand. „Viele haben sich eben isoliert und wollten das nicht nach draußen tragen. Alles musste geheim gehalten werden. Das ist heute um so vieles einfacher.“
Per Direkt-Nachricht erhält sie unter anderem Anfragen von Eltern, die sich rund um ihr Leben drehen. Zum Beispiel, wie es in der Schule war, was sie für ihre körperliche Fitness macht oder wie sie ihren Führerschein erhalten hat. Den hat Janina nämlich noch in Pegnitz erworben – trotz der körperlichen Einschränkungen. Seitdem kann sie ihr Auto nutzen, wann sie möchte.
Zusätzlich zu ihrem Instagram-Kanal spricht Janina in einem Podcast über ihr Leben und die Hürden, die es mit sich bringt. „130 Zentimeter“ heißt dieser, die Größe von Janina und ihrer Kollegin, die mit ihr das Ganze betreibt. In den Gesprächen gehe es genau um die Dinge, die Eltern so bewegen, erklärt sie. Um Führerschein über Berufsmöglichkeiten bis zur Sexualisierung von Kleinwüchsigen.
Denn leider erhält Janina per Instagram auch unangenehme Anfragen von Menschen, die sie auf ihren Körper reduzieren. „Auch als eine Frau mit einer Behinderung wirst du sexualisiert. Da kommen Nachrichten und Bilder, das glaubt einem zunächst keiner. Zum Beispiel: „Dich will ich mal ausprobieren.“ Das ist super verstörend.“ Dabei sei sie einfach eine Frau, die auch mal gerne Bikini-Fotos hochlädt, weil sie sich damit wohlfühlt, und nicht, weil sie jemanden provozieren möchte. Sie verstehe auch nicht die Aussagen, dass sie sich bei solchen Bildern nicht wundern brauche. Genau so gehe sie ja auch ins Freibad und das bedeute ja auch nicht gleich, dass sie auf der Suche nach einem Mann sei.
Partner muss einiges aushalten können
Das sei sie so oder so nicht, denn seit eineinhalb Jahren ist sie glücklich vergeben. Ihren Benjamin hat sie per Dating-App kennengelernt und zu Beginn auch gleich eine große Gemeinsamkeit entdeckt. Ihr Freund stammt nämlich ursprünglich aus Nigeria und hat in Berlin des Öfteren mit Rassismus und Diskriminierung zu kämpfen.
Es sei keine schöne Gemeinsamkeit, aber eine, die verbindet. „Mein Partner muss einiges aushalten können, das weiß ich aus Erfahrung. Die Blicke und Zurufe. Damit kann nicht jeder umgehen“, verrät sie aus ihrer Vergangenheit. „Da Benjamin Ähnliches erlebt, hat er gelernt, damit umzugehen. Das ist mir viel wert.“
Ihre Heimat besucht sie so oft es geht – zuletzt an Weihnachten. Die meisten ihrer Freunde wohnen ebenfalls nicht mehr in Pegnitz und sind in andere Städte gezogen. „Eigentlich lebt nur noch meine Familie dort. Manche sind nach Nürnberg, das wäre auch schon die nächstgelegene Stadt. Die meisten sind weiter weggezogen.“ Trotzdem komme sie immer wieder und freue sich auf einen Besuch bei ihren Eltern und ihrer alten Heimatstadt Pegnitz.