Bundestagswahl 2025 Klappt es mit der Jamaika-Koalition im zweiten Versuch?

Michael Haug und Michael Maier , aktualisiert am 07.02.2025 - 20:51 Uhr

Merz zwischen „Pizza-Connection“ und „österreichischen Verhältnissen“ – kommt eine Drei-Parteien-Koalition, weil es für zwei Parteien nicht reicht? „Jamaika“ würden manche aber wohl als Höchststrafe empfinden.

 
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Die Jamaika-Sondierungsgespräche in Berlin fanden zwischen dem 24. Oktober und dem 19. November statt. Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Steht nach der Bundestagswahl eine Art „Ampelkoalition von rechts“ bevor? Die Regierungsbildung nach dem 23. Februar könnte sehr schwierig werden, aber bis trotzdem eine Jamaika-Koalition entsteht, muss viel zusammenkommen – zumal diese Koalition aus CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP eine unrühmliche Vorgeschichte auf Bundesebene hat. 2017 waren hoffnungsvolle Sondierungsgespräche zwischen diesen drei Parteien kläglich gescheitert. Nach zähen Verhandlungen bis tief in die Nacht verkündete FDP-Chef Christian Lindner seinerzeit: „Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren.“

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Ein Novum wäre eine Jamaika-Koalition aber nicht. Auf Landesebene gab es bereits zwei Koalitionen zwischen Schwarz, Grün und Gelb: Zwischen 2009 und 2012 regierte Annegret Kramp-Karrenbauer im Saarland mit Grünen und FDP.

Die CDU-Politikerin beendete die Koalition aufgrund von Querelen in der FDP-Fraktion, die eine Weiterführung des Bündnisses laut Kramp-Karrenbauer „nicht mehr länger mit der Verantwortung für die Zukunftssicherung des Landes vereinbar“ machten. Zwischen 2017 und 2022 gab es unter Ministerpräsident und „Merkel-Fan“ Daniel Günther (CDU) in Schleswig-Holstein eine weitere Jamaika-Koalition.

ARD-Deutschlandtrend vom 6. Februar

  • CDU/CSU: 31 Prozent (+1)
  • AfD: 21 Prozent (+1)
  • Grüne: 14 Prozent (-1)
  • SPD: 15 Prozent (0)
  • Linke: 5 Prozent (0)
  • FDP: 4 Prozent (0)
  • BSW: 4 Prozent (0)

Friedrich Merz für Jamaika-Koalition?

Auch Friedrich Merz scheint zumindest atmosphärisch die Nähe zu den Grünen zu suchen. Jüngst fand trotz aller Differenzen in Berlin jedenfalls ein Weinabend der ehemaligen „Pizza-Connection“ von Schwarzen und Grünen statt. Merz war laut Medienberichten zugegen, um mit der scheidenden Außenministerin Annalena Baerbock anzustoßen.


Jamaika-Szenario

Damit es 2025 zu einem neuen Anlauf für „Jamaika“ auf Bundesebene kommt, müssen voraussichtlich einige Dinge zusammenkommen. Zunächst einmal müsste die FDP die Fünf-Prozent-Hürde knacken, was nach aktuellem Stand alles andere als garantiert ist. Zudem müssten die Mehrheitsverhältnisse so ausfallen, dass weder eine Große Koalition zwischen CDU/CSU und SPD noch eine Koalition zwischen CDU/CSU auf eine ausreichende Mehrheit kommt.

Darüber hinaus gibt es das Szenario, dass die SPD-Linke eine Koalition mit Merz und der CDU/CSU wegen „Rechtspopulismus und AfD-Nähe“ ablehnt – und dass es gleichzeitig auch nicht für eine Mehrheit zwischen Schwarz und Grün reicht.

Erst Ampel, dann Jamaika?

Für die FDP wäre eine Jamaika-Koalition sicherlich keine Wunschvorstellung, schließlich hat man mit Dreierkoalitionen schlechte Erfahrungen gemacht. Für die Grünen wiederum sind CSU und insbesondere die FDP keine Wunschpartner. Zudem lehnen Teile der CDU/CSU eine Koalition mit den Grünen entschieden ab, da es große Meinungsverschiedenheiten über die Migrationspolitik gibt. Der Weg zu einer Jamaika-Koalition scheint also sehr weit zu sein. Sogar Neuwahlen oder eine Minderheitsregierung mit wechselnden Mehrheiten könnten für einige Beteiligte womöglich attraktiver sein.