Seit Jahrhunderten versuchen Forscher, Runen genauer zu verstehen, um zu erfahren, wie die Menschen im frühen Europa die Welt sahen.
Als dieses Messer auf der dänischen Insel Fünen vergraben wurde, stand das Römische Reich auf dem Höhepunkt seiner Macht. Seine Runeninschrift gehört zu den ältesten nordischen Schriftzeugnissen. Archäologen sind begeistert und sprechen von einem „Jahrhundertereignis“.
Seit Jahrhunderten versuchen Forscher, Runen genauer zu verstehen, um zu erfahren, wie die Menschen im frühen Europa die Welt sahen.
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Die Archäologen fanden die geheimnisvollen Schriftzeichen – insgesamt wurden rund 6500 Inschriften entdeckt – eingeritzt vor allem in Stein, aber auch in Knochen, Holz, Metall, auf Waffen, Schmuck und Grabplatten.
24 Runen umfasste das sogenannte gemeingermanische Alphabet, das von 150 v. Chr bis 800 n. Chr. bei allen germanischen Stämmen verbreitet war. Nach seinen ersten sechs Lauten wurde dieses Runenalphabet Futhark genannt. Runen stehen zum einen als Zeichen für einen Laut, zum anderen für die jeweiligen Begriffe, deren Namen sie tragen.
Mit der Christianisierung der Germanen wurde die Runenschrift durch die lateinischen Buchstaben und in Russland durch die kyrillischen Buchstaben ersetzt. Nur in den nordischen Ländern hielt sich der Gebrauch der Runen bis ins 15. Jahrhundert.
In Dänemark haben Archäologen jüngst ein kleines Jagdmesser mit einer fast zwei Jahrtausende alten Runeninschrift entdeckt. Die Inschrift sei völlig einzigartig und könne auf die Zeit um das Jahr 150 n. Chr. zurückdatiert werden, teilte die Museumsorganisation Museum Odense mit.
Die acht Zentimeter lange Klinge befand sich unter den Spuren eines Urnengrabs bei Odense, das auf der Insel Fünen liegt. Nur 15 Kilometer vom Fundort entfernt stieß man im Jahr 1865 auf ein ähnlich altes Objekt, einen beschrifteten Knochenkamm.
Man könne mit Fug und Recht sagen, dass der Fund des Messers ein Jahrhundertereignis sei, erklärte der Archäologe und Museumskurator Jakob Bonde.
Die Runenschrift wurde von den Germanen verwendet und ist die älteste bekannte Form des Schreibens in Skandinavien. Von ihr wurde von Beginn der Zeitrechnung über die Wikingerzeit bis hin ins späte Mittelalter rege Gebrauch gemacht.
Das Messer wurde nach Museumsangaben unter den Überresten eines Urnengrabs an einer kleinen Grabstätte östlich von Odense gefunden. Auf der Klinge wurde demnach das Wort „hirila“ eingeritzt, was im Urnordischen so viel wie „Kleines Schwert“ bedeutet und auf Dänisch „lille sværd“.
Ob dies der Name des Messers an sich oder seines Besitzers gewesen sei, lasse sich unmöglich sagen, schrieb das Museum. Ab dem 2. Februar wird der äußerst seltene Fund nun in einer Sonderausstellung im Museum Møntergården in der drittgrößten Stadt Dänemarks auf der Insel Fünen ausgestellt.
Die Runenschrift wurde von den Germanen verwendet und ist die älteste bekannte Form des Schreibens in Skandinavien. Von ihr wurde von Beginn der Zeitrechnung über die Wikingerzeit bis hin ins späte Mittelalter rege Gebrauch gemacht.
„Es ist, als ob man eine Nachricht aus dem Jenseits, aus der Vergangenheit erhält“, betont Entdecker Bonde. Der außergewöhnliche Fund gebe Neues über die Entwicklung der frühesten skandinavischen Sprache preis.
Die Runenforscherin Lisbeth Imer vom dänischen Nationalmuseum ergänzt: „Es ist unglaublich selten, dass wir Runen finden, die so alt sind wie die auf diesem Messer.“ So könne man auch mehr über die Sprache erfahren, die damals, während der skandinavischen Eisenzeit, gesprochen wurde.
Damals seien nur relativ wenige Menschen des Lesens und Schreibens mächtig gewesen, weshalb ein solches Objekt auf einen besonderen Status hindeutet. „In der Frühzeit der Geschichte der Runen bildeten diejenigen, die schreiben konnten, eine kleine intellektuelle Elite, und die ersten Spuren dieser Menschen finden sich auf Fünen“,sagt Lisbet Imer.
Die ersten Spuren einer Besiedlung im heutigen Dänemark gehen auf die Steinzeit, ungefähr 4000 v.Chr., zurück. Es gibt allerdings keinen Nachweis für den Gebrauch von Schrift vor der römischen Eisenzeit (0 bis 400 n. Chr.).
Der 1865 entdeckte Kamm aus Knochen mit Runeninschrift stamme etwa aus demselben Zeitraum wie das Messer, erläutert Bonde. Die Anfänge der Schrift in Skandinavien hätten aus kleinen Inschriften vor allem auf Gegenständen bestanden.
Erst im Januar 2023 hatten norwegische Archäologen mitgeteilt, den ältesten Runenstein der Welt in einem Gräberfeld bei O entdeckt zu haben, der auf den Zeitraum von 1 bis 250 n. Chr. datiert wird. Dies überschneidet sich mit der Altersschätzung des dänischen Messers. Über die Wikingerzeit bis ins späte Mittelalter wurde von der Runenschrift rege Gebrauch gemacht.
Die Inschriften stammen aus Anfängen der geheimnisvollen Runenschrift. Sie liefern allererste Beispiele für Wörter, die schriftlich in Skandinavien aufgezeichnet wurden. Die Botschaft auf dem gut 30 mal 30 Zentimeter großen Sandsteinblock zu entschlüsseln sei jetzt der Traum aller Runologen, erklärte das Museum für Kulturgeschichte der Universität von Oslo.
„Dieser Runenstein ist somit eines der allerersten Beispiele für Wörter, die schriftlich in Skandinavien aufgezeichnet worden sind. Irgendwann vor 1800 bis 2000 Jahren habe jemand in der Nähe des Tyrifjords gestanden und Runen in den 31 mal 32 Zentimeter großen Sandsteinblock geschnitzt.
Die Botschaft auf dem Stein zu entschlüsseln ist nach Museumsangaben keine einfache Aufgabe. Acht Runen auf der Vorderseite bedeuten demnach umgewandelt in lateinische Buchstaben „idiberug“. „Der Text bezieht sich möglicherweise auf eine Frau namens Idibera und die Inschrift könnte „Für Idibera“ bedeuten“, vermutet die Runologin Kristel Zilmer.