Eine eher traurige Einschätzung, die allerdings auch heute noch Gültigkeit hat. In einigen Punkten zumindest. Andererseits offenbart sie auch Positives. Wie etwa die pragmatische Einstellung hierzulande. Leerstand etwa, wird genutzt. Unabhängig davon, was dieser einst darstellte. Belege für diese Praxis finden sich im Übrigen auch in jüngerer Vergangenheit. Etwa, als man 1913 in Regie von Oberbürgermeister Leopold von Casselmann auf dem von der Stadt erworbenen Gelände der Mainkaserne ein schmuckes Rathaus in historisierendem Stil mit Rathausturm errichten wollte. Der Ausbruch des ersten Weltkrieges eliminierte diesen Plan. Doch als im März 1915 das Reitzenstein-Palais in den Besitz der Stadt überging, fackelte man nicht lange und funktionierte es – der Umbau verschlang trotzdem noch rund 100.000 Goldmark – zum Rathaus um.
Auch heute ist der Wille, die Stadt mit Leben zu erfüllen, die Stadt weiterzuentwickeln, durchaus vorhanden – an Ideen mangelt es wahrlich nicht. Auch ganze Konzepte hat man erarbeitet, nicht nur in jüngster Zeit, doch umgesetzt hat man sie nicht. Zum Teil, weil die Zeit dagegen sprach, zum Teil, weil sie keinen Konsens fanden, zum Teil auch, weil dafür schlicht das Geld fehlte. Denn auch das prägt diese Stadt: der feste Glaube, in der Provinz Großes schaffen zu können. Siehe Richard Wagner. Doch der hatte damals, im Gegensatz zur Stadt Bayreuth heute, den Mäzen schlechthin im Rücken: den bayerischen König. Von solch einem Rückhalt aus München kann man im Bayreuth heute nur träumen.