Jagdhunde: Stark und ausdauernd

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„Wir Jäger brauchen wesensstarke Hunde“, sagt Harald Höhn. „Denn Jäger können keine Hunde haben, die Angst haben.“ Familienfreundlich, kinderlieb und trotzdem wildscharf müssen sie sein, die besten Kameraden des Jägers. Damit das so bleibt, dafür sorgt der Jagdgebrauchshundeverein Oberfranken.

 
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Seine Gründung vor 50 Jahren feierte der Verein am Sonntag an der Waldhütte mit den Jagdhornbläsern und einer Hundeschau. 1966 von acht Mitgliedern gegründet, zählt der Jagdhundeverein heute 230 Unterstützer.

Gute Anlagen fördern

Dieser versteht sich vor allem als Prüfungsverein: Er will die guten Anlagen der Hunde fördern und erhalten. Dabei geht es nicht nur um das formgerechte Aussehen, sondern um das zuverlässige Erledigen jagdlicher Aufgaben. Ob der Jagdhund den Anforderungen genügt, zeigt sich bei den Leistungsprüfungen, die der Verein abnimmt. Denn das Jagdgesetz schreibt vor, dass nur ausgebildete Hunde zur Jagd zugelassen sind. „Je nach Art der Jagd, setzt der Jäger den entsprechenden Hund ein“, erklärt der 65-jährige Vorsitzende. Die einen Hunde wühlen in der Erde und stöbern Wild auf, die anderen verfolgen Schweißspuren, apportieren oder werden als Vorsteherhunde eingesetzt. Seine eigene Hündin leistet Höhn treue Dienste bei der Suche nach Rehkitzen, um sie vor dem Mähtod zu bewahren.

Ausbildung beginnt im Welpenalter

Die Ausbildung eines Jagdhundes beginnt bereits im Welpenalter. Nach der Stubendressur übt der Hund Gehorsam. „Dabei nutzt man die Prägungsphasen, die der Hund durchläuft“, schildert Höhn. „Ein Jäger braucht einen Hund mit einem starken Charakter, der sich in Feld, Wald und Wasser bewährt. Er darf weder aggressiv noch ängstlich sein.“ Der Hund lerne zum Beispiel, Fährten zu lesen, um das Wild aufzuspüren. Bei Wildunfällen nutzen Jäger ihre Hunde, um verletztes Wild aufzuspüren. „Ein guter Hund arbeitet mit seinem Hundeführer uneingeschränkt zusammen“, erläutert Höhn, der seit 1967 zur Jagd geht und seit 1988 oberfränkischer Vorsitzender des Jagdgebrauchshundevereins ist. Höhn hatte schon sieben Hunde. „Sie waren alle meine Kameraden“, sagt er. Am liebsten sind ihm Deutsche Drahthaar-Hunde wie seine Gusti. Vorgestellt haben die Jäger zudem den Ungarischen Vorstehhund, Weimaraner, Münsterländer und Setter. Sie stellen die Beute und verharren vor ihr, bis der Jäger kommt. Eine Tiroler Bracke zählt zu den jagenden Hunden. Teckel, Border und Fox Terrier, die fleißig die Erde und Bauten durchpflügen, wurden ebenfalls gezeigt.

Höhn: Leistung nicht vernachlässigen

Die Prüfungsordnung wird zwar vom Gesetzgeber vorgegeben. Der Jagdgebrauchshundeverein bildet jedoch nicht nur aus, sondern er sortiert auch aus. Das kann manchmal problematisch werden, wenn Hundebesitzer gerne züchten wollen, die Richter jedoch etwas dagegen haben. Eine „Schönheitszucht“ lehnt der erfahrene Ausbilder und Prüfer Höhn ab. „Wenn die Leistung vernachlässigt wird, folgen meistens Kompromisse beim Wesen, die oftmals körperliche Mängel zur Folge haben.“

Ruhig, belastbar und schlau

Stark, ruhig und belastbar – so sollte ein idealer Jagdhund sein. Und mutig: Er muss Laut geben, wenn er Wild entdeckt und darf keine Angst zeigen. Zu dem Einwand von Tierschützern, dass Jagdhunde von manchen Jägern regelrecht scharfgemacht werden, sagt Höhn: „Scharfmachen und Hetzen sind heutzutage längst vorbei.“ Früher jedoch habe es das gegeben, zum Beispiel „Härtetests“ mit Katzen: Die Hunde haben dabei den Katzen das Genick gebrochen. Mittlerweile seien solche Prüfungen undenkbar. „Was zählt, sind die Intelligenz und der Finderwille des Hundes. Eine übertriebene Wildschärfe können wir nicht gebrauchen.“

Hunde können sich bei der Jagd verletzen

Doch bei einer Jagd kann auch der Hund zum Opfer werden. Denn die Verletzungsgefahr ist teilweise groß, zum Beispiel wenn der Hund das Tier auch über Straßen hinweg verfolgt. „Unfälle passieren leider immer wieder“, bestätigt Höhn, daher sei es umso wichtiger, dass der Hund gehorcht.

Als sein Hund eines Tages einen Hirsch bis ins Wasser verfolgte, hätte dieser ihn beinahe mit dem Huf erschlagen. Und der Terrier seiner Tochter sei kürzlich von einem wehrhaften Dachs am Hals verletzt worden. Er wurde dann in eine Tierklinik gebracht und kämpfte ums Überleben. Andere Hunde treten in Glasscherben oder stoßen sich an anderem Unrat, der im Wald herumliegt. Ein anderer Hund von Höhn verausgabte sich einmal so sehr bei einer Jagd, dass er hinterher einen Herzfehler hatte. „Er bekam einen Herzschrittmacher.“

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