Ja, wo sind denn die Pfeffernüssla?

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Pfeffernüssla gibt es schon in Bad Berneck. Aber eben nicht das ganze Jahr. Foto: red Foto: red

Wo sind die Nüssla? Sie sind hart, alt – und es gibt sie fast nicht mehr. Trotzdem waren die Pfeffernüsse mit ein Grund dafür, dass Bad Berneck einer von 100 Genuss-Orten geworden ist. Doch auch seltene Spezialitäten rechtfertigen den Titel.

 
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Die älteren Bad Bernecker kennen sie noch aus ihrer Kinderzeit: die Pfeffernüssla. Aber im Moment sucht man sie im Ort vergebens. Frans van den Heuvel, der Tierpräparator, hat sie in seinem Laden „vor einem Jahr noch verkauft“. Seitdem nicht mehr. Also, wo sind die Nüssla?

Keine Nüssla? "Jein."

Eine Zeitlang hat sie die Lanzendorfer Bäckerei gebacken und verkauft, aber die ist seit Ende vergangenen Jahres nicht mehr vor Ort. Auch die Frau, die das Rezept hat – ist nicht mehr da. Doch keine Nüssla? „Jein“, sagt Sandra Schiffel, die Stadträtin, die für Bad Bernecks Bewerbung als Genussort verantwortlich ist. „Es gibt verschiedene Quellen.“ Die Pfeffernuss-Frau, eine Nichte der Familie Lautenbach, wohnt nicht mehr im Ort. Sie hatte das Rezept geerbt und nach diesem exklusiv für Bad Berneck gebacken. „Sie musste das Backen aus privaten Gründen einstellen“, sagt Schiffel. Derzeit backt sie ein Mitglied des Fördervereins Historische Stätten, deshalb gibt es sie nur bei bestimmten Anlässen.

Nach historischem Rezept

Also, da sind die Nüssla! Gebacken wurden sie früher am historischen Marktplatz. Leb- und Pfefferküchner gibt es in Berneck vermutlich seit dem Mittelalter. Der älteste Beleg für einen Lebküchner stammt von 1709. Die Familie Lautenbach hütete später ein historisches Rezept in ihrer Lebküchnerei, ein Familienrezept aus dem 19. Jahrhundert. Der Lanzendorfer Bäcker habe ein ähnliches Rezept, das allerdings schwächer gewürzt sei. „Auch andere Familien haben ihre Rezepte“, sagt Schiffel. Die Nüssla beschreibt sie als „vom Teig her schaumig, mit einer Model ausgeformt und oben kariert“. Früher gab es das Gebäck ganzjährig. Der Name rühre daher, dass früher der Pfeffer allgemein als Begriff für Gewürze genannt wurde. Im Prinzip seien die Nüssla also ein Würzgebäck. „Der Vorläufer von Chips, man hatte nichts Salziges.“ Es gab sie in einigen Orten. Abweichend von der typischen Würzung (Anis, Zimt, Muskat, Nelken) enthalten Bernecker Pfeffernüsse auch feingehacktes Zitronat. Selbst der Schriftsteller Jean Paul erwähnt sie in seinem Werk. Er soll sie zu Bier und Rotwein gegessen haben. Denn früher wurden sie ganzjährig gebacken.

Das aber scheiterte in Bad Berneck. Man habe mit verschiedenen Bäckern verhandelt, aber die wollten alle nicht im Sommer. „Jeder verbindet damit Weihnachten“, sagt Schiffel.

Nicht die einzige Spezialität, die den Titel rechtfertige

Florian Fraas von der Tourist-Info weist darauf hin, dass die Nüssla nicht die einzige Spezialität gewesen sei, die für den Titel Genussort ausschlaggebend gewesen sei. In der Bewerbung stehen neben den Nüssla zwei exklusiv für Bad Berneck produzierte Kräuterliköre, Molke- und Kräuterkuren, Kräuterküche, Kräuterwanderungen, Kräuterkochkursen, der Walpotenschinken und „einer für die Ortsgröße hohen Gastronomiedichte“, die Brez‘nwochen, Burgenfest, Sommerparkfest und der Veranstaltung Singen, Spilln und Tanzn.

Am Freitag wurde in Würzburg in der Residenz der Titel verliehen. Neben Schiffel war auch Stadtrat und Genussbotschafter Joachim Beth mit dabei. Aber keine Nüssla.

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