Iwalewahaus Künstlerisches Erwachen

Unser Bild zeigt (von links) Btihal Remli, Fotografin und Künstlerin, Emeka Alams, Designer und Künstler, Zainab Omaki, Roman-Autorin und Essayistin. Sie sind drei der derzeitigen „Artists in Residence“ im Iwalewahaus und arbeiten an unterschiedlichen Projekten. Foto: red

Vor 40 Jahren wurde das Iwalewahaus der Universität Bayreuth gegründet. Die Forschung und Diskussion zeitgenössischer, moderner afrikanischer Kunst steht von Anfang an im Mittelpunkt.

 
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Bayreuth - Ein offenes Haus für bildende Kunst und Musik aus Afrika, das war in den Achtzigerjahren etwas völlig Neues für Bayreuth. Das Ehepaar Ulli und Georgina Beier, ein Kulturwissenschaftler und eine bildende Künstlerin, eröffneten das Iwalewahaus im Jahr 1981. Ein Kulturzentrum, auch für Alltagskunst aus Afrika. Kein Museum im klassischen Sinne, sondern ein Forum zum Diskurs über, Ausstellungen mit und Sammlungen von noch weitgehend unbekannter afrikanischer Kunst.

Afrikanische Gastkünstler

Künstlerisch tätige Männer und Frauen aus Afrika sollten im Iwalewahaus Zeit zur Produktion neuer Werke haben. „Iwalewa“ bedeutet in der Sprache der Yoruba „Charakter ist Schönheit“. Auch im 40. Jahr nach der Gründung im Jahr 1981 kommen afrikanische Künstler nach Bayreuth,um hier als „Artists in Residence“ an neuen Werken zu arbeiten. „Für das Team des Iwalewahaus ist es wie ein Erwachen: Das Leben kehrt zurück – wenn auch mit Pandemie-bedingten Einschränkungen, die keinesfalls gleich in der Welt verteilt sind“, stellt Katharina Fink, die stellvertretende Leiterin des Iwalewahaus, fest. Für viele der internationalen Gäste sei es noch immer unmöglich, nach Deutschland zu reisen. „Nur, wer einen deutschen Pass besitzt, darf einreisen.“ Die Visa-Bestimmungen sind streng. Wer aus einem Virusvariantengebiet kommt, hat schlechte Karten.

Die Fotografin Btihal Remli, Designer Emeka Alams und die Autorin Zainab Omaki sind schon da: Alle drei sind über das Iwalewahaus in Kooperation mit dem Exzellenzverbund „Africa Multiple“ sowie dem Institut für Afrika-Studien mittlerweile in Bayreuth.

Noch weitere Gastkünstler arbeiten in den Sommermonaten an spannenden Projekten: Eine südafrikanische Künstlerin befasst sich mit Orten des Erinnerns und dem ehemaligen Konzentrationslager Flossenbürg. „Dabei geht es um eine gemeinsame Form des Erinnerns an Verbrechen an der Menschheit“, sagt Katharina Fink im Gespräch mit unserer Zeitung. Das Gestein Granit spielt dabei eine Rolle. Mehr dazu ist beim Künstlergespräch mit Talya Lubinsky am 5. Juli um 19 Uhr im Hof des Iwalewahaus zu erfahren.

Ein weiterer Gast von der Elfenbeinküste, Obou Gbais, wird eine nicht-denkmalgeschützte Wand im Iwalewahaus künstlerisch gestalten. Das Kunstwerk steht in Verbindung mit einer Arbeit mitten in der Stadt am Roten Main.

Der Sound der Flussgötter

Während der Festspielzeit soll eine Sound-Installation des brasilianischen Künstlers D’Andrade für Aufmerksamkeit sorgen. Die Arbeit „Osun on the Moon“ will die Rheintöchter aus dem Nibelungenlied mit dem Gott Osun aus der Yoruba-Kultur in Beziehung setzen. „Kulturübergreifende Mythen“ über Flüsse und ihre Geheimnisse werden dabei aufgegriffen und hinterfragt. „Die Installation wird in der Eingangskuppel des Iwalewahaus zu erleben sein“, schildert Katharina Fink.

Außerdem wird Chief Muraina Oyelami , Osogbo-Künstler, Meister-Trommler und Maler, der allererste „Artist in Residence“ des Iwalewahaus im Juli in Bayreuth sein. Er begegnet jungen Künstlern wie Kae Sun, einem Musiker und Poeten.

Und natürlich widmet sich eine Ausstellung dem vierzigjährigen Bestehen des Iwalewahaus: „not yet“ lautet der Titel der sechsteiligen Schau. Dazu geht am 1. Juni um 19 Uhr Nicole-Marina Klug unter dem Titel „not yet: equal“ einer wichtigen Frage nach. „Wo sind eigentlich die Frauen in der Sammlung Iwalewahaus?“ Das ist eine Frage, die nicht in der gesamten Kunstwelt diskutiert werden sollte. Denn es gibt nicht weniger Künstlerinnen als Künstler. Nur standen sie bislang nicht im Fokus.

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