Zwischen Normalität und Terror
Ein Stück Normalität kehrte nach Mogadischu zurück: Die Wiedereröffnung des Lido Beach, der jahrelang ein No-Go-Gebiet war, wurde vor einigen Jahren gefeiert, seitdem flanieren gerade am Wochenende Gruppen von Freunden dort oder Familien genießen die Zeit am Strand. Cafés und Restaurants in Mogadischu ziehen vor allem junge Menschen an. Und im Fußballstadion, das in der Vergangenheit an der Frontlinie zwischen Regierungstruppen und Islamisten lag, wurde im Januar zum ersten Mal seit mehr als 30 Jahren ein Fußballturnier organisiert.
Doch immer wieder plant Al-Shabaab Anschläge - oder schlägt zu. Ein Selbstmordattentäter konnte während des Fußballturniers gerade noch vor dem Stadion gestoppt werden. Im März griffen Terrorkämpfer ein Hotel in unmittelbarer Nähe des Wohnsitzes des Präsidenten an.
Während des EM-Finales explodierte eine Autobombe vor einem Café, in dem zahlreiche Fußballfans das Spiel verfolgten. Gerade die Angriffe auf solche "weichen" Ziele versetzen die Einwohner Mogadischu in Angst und Schrecken. Alle, die sich an solchen beliebten Orten aufhalten, wissen: Es könnte auch sie treffen.
Wer ist Al-Shabaab?
Seit bald 20 Jahren versucht Al-Shabaab in Somalia einen islamistischen Gottesstaat zu errichten. In den Gebieten, die die Miliz vor allem im Zentrum des Landes unter Kontrolle hat, herrscht eine radikale Auslegung der Scharia, also der islamischen Gesetzgebung. UN-Experten schätzten die Zahl der Kämpfer der Miliz im Januar auf rund 7.000 bis 12.000.
Zu den Zielen von Al-Shabaab gehört nicht nur der Sturz der Regierung in Mogadischu, sondern auch der Aufbau eines Groß-Somalia unter Einschluss der ethnischen Somalier in den Nachbarstaaten. Die Miliz lehnt alles ab, was mit dem zu tun hat, was sie als westliche Werte ansieht: Musik oder Sport, Theater und Unterhaltung. Die Miliz ist lose mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbunden, ein Flügel der dezentral organisierten Gruppe hat sich dagegen dem Islamischen Staat (IS) angeschlossen. Gemeinsam ist ihnen der Kampf gegen die Regierung, aber auch gegen Vertreter der Zivilgesellschaft, die sich beispielsweise für Frauenrechte einsetzen. Auch Journalisten wurden wiederholt gezielt ermordet.
Schon lange begrenzt sich Al-Shabaab nicht auf Somalia. Vor allem die Nachbarstaaten, die sich auch militärisch im Kampf gegen die Miliz engagieren oder engagiert haben, wurden Ziel von Angriffen.