Sie predigen zur Wiedereinweihung der Stadtkirche. Zu welchem Thema?
Bedford-Strohm: Es geht um Jesu Einzug in Jerusalem. Wir ziehen ja nun auch in gewisser Weise neu ein in die wunderbar renovierte Stadtkirche. Ich hoffe und vertraue darauf, dass Jesus immer mit uns ist, wenn Menschen sich in dieser Kirche versammeln.
Was sind die drei wichtigsten Themen des neuen EKD-Chefs?
Bedford-Strohm: Wie können wir Menschen, vor allem junge Leute, neu für den Glauben begeistern? Wie können wir als Kirche ausstrahlen, wovon wir sprechen? Wie können wir in den öffentlich diskutierten ethischen Fragen Orientierung geben?
Kirche muss sich mehr einmischen?
Bedford-Strohm: Wenn es richtig ist, dass Gott lieben und den Nächsten lieben nie auseinandergerissen werden darf, dann ist mit dem Glauben jedenfalls immer das Engagement für andere verbunden, und das hat natürlich auch politische Dimensionen.
Sie suchen neue Wege der Glaubensvermittlung. Welche Wege meinen Sie?
Bedford-Strohm: Das Persönliche wird immer im Zentrum stehen. Deswegen ist die Seelsorge so wichtig. Aber Glauben können wir auch dadurch vermitteln, dass wir zeigen, wie wichtig es ist, dass Menschen nicht nur auf sich selbst zentriert leben, sondern sich an Werten orientieren, die über das eigene Leben hinaus gehen.
Ganz konkret?
Bedford-Strohm: Wir dürfen nicht darauf warten, dass Menschen zu uns kommen. Wir müssen in den Lebenswelten präsent sein, in denen die Menschen ihre Zeit verbringen. Dazu gehört auch das Internet. Deswegen müssen wir auch in den sozialen Netzwerken im Internet dabei sein. Das kann natürlich nie Ersatz sein für die direkte menschliche Begegnung.
Der Mitgliederrückgang kann gestoppt werden?
Bedford-Strohm: Wir sollten nicht immer auf Mitgliederzahlen starren. Sondern wir sollten einfach mit Lust und Freude Christ sein, damit gewinnen wir mehr Ausstrahlungskraft als mit angestrengten Mitgliederbindungsprogrammen.
Kirche braucht mehr Gehör und mehr Profil?
Bedford-Strohm: Wir haben jedenfalls eine klare und ungeheuer starke Botschaft. Und die werden wir auch entsprechend deutlich sagen.
Wie viel Zeit kostet das neue Amt? Ein Drittel, die Hälfte ihrer Arbeitszeit?
Bedford-Strohm: Das kann ich jetzt noch schwer sagen. Aber es könnte so halbe-halbe werden. Schon bisher hat die EKD allerdings durch meine Mitgliedschaft im Rat der EKD einen nicht unerheblichen Teil meiner Zeit bekommen.
Sie sind zunächst für ein Jahr gewählt. Dass Sie nächstes Jahr wieder antreten, gilt als sicher. Korrekt?
Bedford-Strohm: Dass Sie zwei Wochen nach meiner Wahl schon wieder nach der nächsten Wahl fragen, amüsiert mich.
Das Gespräch führte Roland Töpfer.
INFO: In einer Beilage fasst der Kurier die Sanierung der Stadtkirche zusammen und blickt in die Zukunft. Denn nach der baulichen Sanierung muss die Gemeinde jetzt einen inhaltlichen Neuanfang schaffen. Der Kurier überträgt außerdem den Festgottesdienst am Sonntag ab 10 Uhr live auf seiner Homepage.