Ehrgeiziges Ziel gesetzt
Bettina Wurzel war schon damals optimistisch. Sie vertritt die Belange der Behinderten in der Stadt seit 2005. Mit dem Aktionsplan hatte sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Oft habe sie gehört: "Das bekommen wir hier doch nicht hin." Doch dann war der erste Schritt getan. Schon ein Dreivierteljahr später, sprich Sommer 2017, sollte der fertige Aktionsplan vorgestellt werden und dem Stadtrat zum Beschluss vorliegen. Doch dann wurde es April 2018.
Die Arbeitsgruppen beschäftigten sich mit den Themen Wohnen sowie Freizeit, Kultur und Sport. Information. Ein weiterer Kreis befasste sich mit Fragen der Öffentlichkeitsarbeit und der Barrierefreiheit in den Köpfen. Andere Gruppen berieten über Mobilität und Barrierefreiheit sowie frühkindliche Erziehung und das Thema Arbeit und Beschäftigung.
Praktische Vorschläge
Die oft praktischen Vorschläge sehen unter anderem Verbesserungen im Busverkehr vor. Es gibt aber Vorschläge, die langfristig gedacht sind: So im Bereich des behindertengerechten Wohnens. Der Aktionsplan ist die Grundlage für die nächsten Jahrzehnte.
Zeitnah stehen auch die Schulung und Sensibilisierung von Mitarbeitern der Stadt im Umgang mit Menschen mit Behinderung an. Es gelte aber auch, die Bereitschaft für den Bau von barrierefreien Wohnraum für Menschen mit Behinderung und für inklusive Wohnprojekte zu stärken.
Derartige Aktionspläne gibt es auch in Fürth, Regensburg, Fürstenfeldbruck und München.Bayreuth war im November 2016 die erste Stadt in Nordbayern, die sich um einen Aktionsplan kümmerte - trotz der angespannten Haushaltslage. Die für 2018 bereit gestellten Sachmittel bezifferte Brozat auf 25 000 Euro. Es sei aber sinnvoll, diesen Betrag im kommenden Jahr auf 50 000 Euro zu erhöhen. Derzeit prüfe die Regierung von Oberfranken den städtischen Haushalt. Liege die Genehmigung vor, könne die halbe Stelle fürs Inklusionsbüro ausgeschrieben werden. Darauf folgende das Auswahlverfahren unter den Bewerbern, so Brozat.
Jeder Zehnte schwerbehindert
Das Thema geht in Bayreuth viele an. In der Stadt ist die Zahl der Menschen mit Schwerbehinderung in den vergangenen 20 Jahren von 6858 auf 8160 gestiegen. Mehr als jeder zehnte Bayreuther ist schwerbehindert. Noch größer ist der Anteil derer, die eine körperliche oder geistige Einschränkung haben. Die meisten davon sind 65 bis 80 Jahre alt. Die größte Gruppe mit 67 Prozent bilden die Menschen mit körperlicher Behinderung, dann folgen chronisch Kranke und psychisch behinderte Menschen. 27 Prozent darunter sind gehörlos oder blind. ub