Bereits seit 2015 wurden die verwendeten Baustoffe im Liebling-Haus untersucht und Seminare angeboten, Schulklassen zum Thema Architektur unterrichtet, ein Audio-Guide erklärte das Gebäude und präsentierte Geschichten der früheren Hausbewohner. Im vergangenen Jahr begann die rund 2,3 Millionen Euro teure Renovierung des Hauses, finanziert von der Stadt als Eigentümerin, wie Golan Yaron sagt.
Ronny Schüler, Architektur-Historiker an der Bauhaus-Universität in Weimar, betont, dass es sich in Tel Aviv nicht - wie oft behauptet - um eine große Ansammlung von Bauhausbauten handelt. Dies sei eine Art Werbespruch etwa für den Tourismus, aber wissenschaftlich nicht haltbar, sagt Schüler. Nur rund ein Dutzend der Häuser seien wirklich von Schülern des Bauhauses aus Deutschland entworfen worden.
Allerdings hält er die Unesco-Welterbe-Auszeichnung für absolut gerechtfertigt. Entscheidend sei dabei nicht die Qualität einzelner Häuser, sondern die schlichte Masse, sagt er. "Das gibt es sonst nirgendwo auf der Welt, dass sich ein ganzes Volk mit dieser Architektur identifiziert. Im damaligen Palästina hat das Identität gestiftet, den Juden das Gefühl gegeben, dass sie hier wirklich eine neue Gesellschaft aufbauen."
Golan Yaron betont, dass es im "White City Center" auch stark um die Bürger der Stadt geht. "Wir wollen, dass man auch in die Zukunft schaut und nicht nur in die Geschichte, das Interessante an der Weißen Stadt - oder Tel Aviv - ist, dass wir Denkmalschutz Hand in Hand mit Stadtentwicklung machen." Die von der Unesco zum Welterbe erklärten Häuser befänden sich fast alle in Privatbesitz. Schätzungsweise rund zwei Drittel der Häuser seien renovierungsbedürftig. Viele Eigentümer finanzieren eine Sanierung durch die Aufstockung ihres Hauses um ein oder zwei Stockwerke.
Das Bundesbauministerium unterstützt das Programm des Zentrums von 2014 bis 2025 mit insgesamt rund drei Millionen Euro. Staatssekretär Marco Wanderwitz sagt: "Es geht um unsere gemeinsame historische und baukulturelle Vergangenheit, die sich auch in der Weißen Stadt Tel Aviv manifestiert." Die Weiße Stadt habe eine herausragende architekturgeschichtliche Bedeutung. Einige der vertriebenen Architekten hätten am Bauhaus studiert. "Das Projekt soll dazu beitragen, einen angemessenen Umgang für diesen einzigartigen Bestand zu finden."