In Bayern Hilfen für ukrainische Schüler

Jürgen Umlauft
Viele ukrainische Schüler lernen schnell. Foto: /dpa/Robert Michael

25 000 geflüchtete Kinder und Jugendliche besuchen derzeit bayerische Bildungseinrichtungen. Sie sollen rasch am Regelunterricht teilnehmen.

 
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Zur Beschulung ukrainischer Flüchtlingskinder hat Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) für das kommende Schuljahr ei n umfassendes Konzept vorgestellt. So sollen Kinder im Grundschulalter direkt in den Regelunterricht aufgenommen werden. Ergänzend erhalten sie Sprachförderangebote. Piazolo folgt damit den Empfehlungen der Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz.

An allen weiterführenden Schulen soll es „Brückenklassen“ geben. Deren Ziel sei es, die jungen Flüchtlinge spätestens nach einem Schuljahr in die Regelklasse zu überführen, erklärte Piazolo. Die Brückenklassen werden laut Kultusministerium von der fünften bis zur neunten Jahrgangsstufe geschaffen.

Aktuell werden rund 25 000 ukrainische Flüchtlingskinder an bayerischen Schulen unterrichtet, der Großteil davon in 1100 „Willkommensklassen“. Für das kommende Schuljahr rechnet Piazolo mit rund 35 000 Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine, weil dann für die meisten die Schulpflicht greifen wird. Um die Beschulung sicherzustellen, würden in Absprache mit dem Finanzministerium zunächst für ein Jahr 1620 neue Stellen an den Schulen geschaffen.

Die Kosten dafür dürften sich auf gut 100 Millionen Euro summieren, die der Landtag noch freigeben muss. An den Gymnasien und Realschulen werde man „über Bedarf“ neue Lehrkräfte einstellen, zum Beispiel Anwärter von den Wartelisten, sagte Piazolo. Zudem wolle man pensionierte Lehrkräfte sowie pädagogisches Personal aus der ukrainischen Community anwerben.

Die Brückenklassen an den weiterführenden Schulen sieht Piazolo als Weiterentwicklung der Willkommensgruppen. Im Mittelpunkt soll dabei der Erwerb der deutschen Sprache mit zehn Wochenstunden stehen. Ergänzt wird dieser Sprachunterricht durch insgesamt neun Pflichtstunden in Mathematik und Englisch. Dazu kommen vier Stunden in Wahlpflichtfächern nach den individuellen Interessen der Schüler sowie bis zu sieben Stunden freiwillige Wahlfächer. Alternativ dazu kann laut Piazolo die Teilnahme am Fernunterricht ukrainischer Schulen genutzt werden. Für Flüchtlingskinder mit entsprechenden Lernfortschritten soll der Wechsel in die Regelklasse bereits zum Halbjahr möglich sein. Älteren Jugendlichen, die nicht mehr der Schulpflicht unterliegen, will Piazolo auf freiwilliger Basis die Teilnahme in Regelklassen oder den Besuch von Integrationsklassen an den Berufsschulen öffnen.

Besonders leistungsstarke Schüler mit guten Deutschkenntnissen sollen an den Gymnasien in speziellen „InGym-Senior-Gruppen“ auf das Abitur vorbereitet werden.

Piazolo betonte die Notwendigkeit von breit gefächerten und flexiblen Angeboten, da nicht absehbar sei, wie viele ukrainische Flüchtlingskinder wie lange an bayerischen Schulen bleiben werden. Die Arbeitsgemeinschaft bayerischer Lehrerverbände begrüßte die Konzeption Piazolos als „gangbaren Weg“. Voraussetzung sei aber, dass ausreichend zusätzliches und qualifiziertes Personal eingestellt werden könne.

„Unabhängig vom Stand der Deutschkenntnisse und egal, ob sie bald wieder in die ukrainische Heimat zurückkehren oder in Bayern bleiben werden – wir richten im kommenden Schuljahr passende Angebote für alle ein, die bei uns Hilfe suchen“, sagte Piazolo. „Das Ziel ist, dass die ukrainischen Schülerinnen und Schüler künftig am Regelunterricht teilnehmen und begabungsgerecht gefördert werden.“

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