Geschmackloser Vergleich
Vergangene Woche sollen bei dem Zusammentreffen am gleichen Ort Zettel ausgelegt worden sein, auf denen ein Vergleich mit Machenschaften aus dem Dritten Reich herangezogen wurde. Was hält er davon? „Das ist schon ein geschmackloser Vergleich“, sagt der Mann, „so etwas würde ich nicht machen.“
Schiebt dann aber nach, dass sich die Situationen entfernt ähneln. „Die Gesellschaft wird von der Politik gespalten und Randgruppen werden gebildet“, sagt er. Kritik übt er auch an den Medien. „Die Presse wiegelt in ihrer Berichterstattung gegen die Ungeimpften auf.“
Zwei-Klassen-Gesellschaft
Mittlerweile haben sich noch andere Personen dazugesellt. Auch sie wollen nicht sagen, wie sie heißen, bestätigen nur, dass sie aus der näheren Umgebung sind. „Es gibt zwei Klassen mit dieser Impfstrategie“, sagt ein weiterer Mann. Auch er hat sich bislang nicht impfen lassen. Seine Eltern schon. „Die gehören ja zu einer Risikogruppe.“
Er habe schon mit mehreren Infizierten gesprochen. Diese hätten gesagt, dass Corona eigentlich wie eine Erkältung ist. Das Geld, das von der politischen Seite zurzeit für Tests ausgegeben wird, sollte lieber für die Aufstockung von Pflegepersonal eingesetzt werden. „Das wäre sinnvoller, weil es jetzt trotz Impfung mehr Infizierte gibt, als zuvor.“ Hat er selber Angst vor Corona? „Nein“, sagt der Mann kurz und bündig.
Für Freiheit einsetzen
„Meine Meinung über den Staat hat sich geändert“, sagt sein Vorredner. Die Säulen der Demokratie, von der die Judikative eine ist, würden nicht mehr existieren. „Die Polizei ist weisungsgebunden“, sagt er mit Blick auf die beiden Polizisten.
Verkehrsrechtliche Anordnungen
Was sagen die beiden zu dem Zusammentreffen? „Freilich kann sich jeder für Freiheit einsetzen“, sagt Oberkommissar Körber, aber wenn eine Versammlung dazu geplant ist, müsse die angemeldet werden, müsse es einen Veranstalter geben. „Ansonsten ist das eine Ordnungswidrigkeit.“ Die Polizei sei bei dem ganzen Thema neutral, müsse nur darauf schauen, dass die verkehrsrechtlichen Anordnungen eingehalten werden. „Die Polizei schützt Veranstaltungen, egal ob rechts oder links – solange sie sich im Rahmen des Erlaubten bewegen“, so Körber.
Er habe kein Problem, wenn sich friedliche Bürger treffen, sagt Bürgermeister Thomas Thiem am Tag danach auf Nachfrage. Das Treffen am Nausea-Platz sei nicht angemeldet gewesen. „Impfgegner gibt es überall.“ Wenn Personen ihren Unmut äußern, sei das für ihn in Ordnung. „Wir haben Meinungsfreiheit.“
Wenn die Impfpflicht komme, müssten die Gegner eben mit den Konsequenzen, wie wahrscheinlich Geldstrafen, leben. „Ich will aber nicht, dass sich die überörtliche Szene in Waischenfeld trifft, um ihre Plattformen zu verbreiten. Solange es keine rechtsradikalen Ausfälligkeiten gibt, habe ich nichts gegen solche Zusammenkünfte.“
Als Thiem Dienstagmittag nach den Grablichtern schaut, sind sie verschwunden. Weder er noch die Bauhofmitarbeiter wissen, wo sie hin sind.