Die gute Mischung macht’s Immer mehr Frauen bei der Feuerwehr

Astrid Löffler
Winona Rippl ist eine von sieben aktiven Feuerwehrfrauen der Bronner Wehr, die sich in den vergangenen Jahren über einen starken Zulauf weiblicher Aktiver freuen konnte. Auch Verkehrsunfälle gehören zum Einsatzgebiet von Lea Büttner. Sie hofft dann, dass diese immer einigermaßen glimpflich ausgehen. Foto: NEWS 5 Foto: Fotos:Feuerwehr

Schlauchleitungen legen, Erste Hilfe und einmal selbst einen Feuerlöscher ausprobieren: „Als ich noch jünger war, war es mir schon wichtig, dass da noch andere Frauen in der Feuerwehr waren“, erinnert sich Winona Rippl. „Sonst wäre ich damals nicht geblieben.“ Mit 13 kam die heute 18-Jährige zusammen mit einer Freundin zur Jugendfeuerwehr Bronn und fand den Probetag so spannend, dass sie kurz darauf in die Wehr eintrat.

 
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Bronn - Der jeweilige Freundeskreis und die Angebote der Jugendfeuerwehr spielen eine große Rolle bei der Gewinnung von Nachwuchs, bestätigt Kommandant Alexander Lehner. Mit 112 Mitgliedern, darunter 44 Aktiven, sieht er seine Wehr gut aufgestellt. In den vergangenen Jahren sei der Anteil weiblicher Mitglieder spürbar gewachsen: 1995 traten die ersten beiden Frauen ein; 2002 waren es bei den Aktiven schon doppelt so viele. Heute gibt es sieben aktive Frauen in der Feuerwehr Bronn und auch in den Vorstand haben sie es mittlerweile geschafft.

Breite Basis durch Frauen

So sind die beiden ersten Frauen – Sabine Steinbrecher (geborene Weibart) und Simone Sukale – noch immer bei den Aktiven. Steinbrecher ist zudem Schriftführerin. Etwa zeitgleich ist damals Kirsten Bauer eingetreten, die heute stellvertretende Vorsitzende ist, berichtet Jürgen Rippl, Vorsitzender der Feuerwehr Bronn. Für ihn ist wichtig, dass ein Verein auf möglichst breiter Basis ruht: „Dazu gehört, dass wir Frauen im Vorstand haben, da es gerade die Mischung ausmache. Jeder sieht die Welt ein bisschen durch seine Brille. Da ist es nur von Vorteil, wenn im Vorstand jüngere und ältere, weibliche und männliche Mitglieder sind.“ Dadurch seien alle Gesellschaftsschichten gut vertreten und es entstünden auch leichter neue Ideen, wenn man die Dinge mal aus einer anderen Perspektive sehe. Und noch ein weibliches Gesicht ist häufig bei Vorstandssitzungen der Bronner Wehr zu sehen: Jugendvertreterin Lea Büttner wird dazu stets eingeladen.

Lea Büttner engagiert sich seit ihrem zwölften Lebensjahr bei der Feuerwehr Bronn. „Bei mir war das von Anfang an klar. Mein Papa ist schon als Jugendlicher zur Feuerwehr gegangen, die große Schwester auch“, erzählt die 18-Jährige. Seitdem sie 16 ist, fährt sie auf Einsätze mit: „Man darf da zwar nur außerhalb des Gefahrengebietes agieren, aber es ist trotzdem gut, um einen Eindruck zu bekommen.“ Seit einem Jahr ist Büttner aktives Mitglied und will der Wehr noch länger erhalten bleiben.

Was sie antreibt? „Ich helfe sehr gerne Menschen – gerade solchen, die in Not sind“, sagt die junge Frau, die derzeit ein Jahr Bundesfreiwilligendienst in der Grundschule Pegnitz absolviert und danach studieren will. Einen Todesfall habe sie glücklicherweise noch nicht erlebt. „Alle Verletzten, die ich gesehen habe, wurden danach wieder gesund. Da war es schön, ihnen geholfen zu haben.“ Mitte Dezember hat sie ihren ersten Brandeinsatz als Aktive bei einer Pegnitzer Firma erlebt: „Man ist aufgeregt, funktioniert dann aber einfach, ohne darüber nachzudenken“, beschreibt Büttner ihre Gefühle. „Erst später reflektiert man: Was habe ich gut gemacht, was hätte ich besser machen können?“ Dank ihrer Feuerwehrfamilie habe sie stets jemanden, mit dem sie über ihre Eindrücke und Gefühle sprechen könne.

In so manchem Bereich engagierten sich Frauen besonders, zum Beispiel als Begleitungswart, im Jugendbereich oder bei der Organisation des Bürgerfests und in der dortigen Bar, berichtet Kommandant Lehner. Für die Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger werde körperlich viel verlangt. So müssten beispielsweise 20 zusätzliche Kilogramm getragen und eine Person mit mindestens 80 Kilogramm gerettet werden können. Aber auch in diesem Bereich gebe es schon die ersten Frauen, die das machen möchten und sich seit einigen Jahren dafür qualifizierten, sagt Alexander Lehner.

Die Jugendfeuerwehr sei nicht nur für den weiblichen Nachwuchs wichtig, sondern der Nachwuchs im Allgemeinen für die Feuerwehr, betont der Kommandant. „Frauen kommen aber auch über andere Wege zur Feuerwehr. Zum Beispiel, wenn es gebrannt hat und einem klar wird, dass man hätte helfen können, wenn man in der Feuerwehr gewesen wäre.“ Auf diese Weise fänden allgemein viele Mitglieder den Weg zur Wehr.

Für die Jugendfeuerwehr habe in der Pandemie keine Ausbildung auf Landkreisebene stattfinden können. „Auch bei uns wurde weniger bis gar nicht mehr geübt“, bedauert Lehner. „Die Gefahr für eine Ansteckung mit dem Virus und einen möglichen Komplettausfall wäre dadurch höher gewesen.“ Die Bronner Kameraden hätten sich deshalb schon Gedanken gemacht, wie nun theoretische Inhalte über Streaming beziehungsweise Konferenzschaltungen vermittelt werden könnten. Auch gebe es Whatsapp-Gruppen, um Kontakt zu halten. Trotz der Pandemie sei es heuer gelungen, zwei neue Jugendliche für den Feuerwehrdienst zu gewinnen, freut sich Vorsitzender Rippl.

Mit dem Trend zu verstärkt weiblichen Mitgliedern stehen die Bronner Kameraden in der Region nicht alleine da. Es sei bereits im Rückblick bis zum Jahr 2013 erkennbar, dass sich immer mehr Frauen bei den Freiwilligen Feuerwehren im Stadtgebiet engagierten, berichtet Adrian Döres, der bei der Stadt neuerdings für das Feuerwehrwesen zuständig ist. In Führungspositionen als erster Kommandant oder als erster Vorsitzender gebe es derzeit aber noch keine Frauen.

Besonders im Bereich der Jugend- und Kinderfeuerwehren seien naturgemäß viele Frauen tätig, die die Betreuung des Nachwuchses übernähmen. Insgesamt gibt es im Stadtgebiet 17 Feuerwehren mit 623 Aktiven. Darunter sind inzwischen 51 Frauen. Somit ist immerhin circa jeder zwölfte Aktive weiblich.

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