Je weniger, desto mehr
Nackt – da zuckt man als Bayreuther Festspielbeobachter natürlich immer erstmal zusammen. Mögen die Sänger und Statisten auf der Bühne sonst auch Röcke aus einzeln aufgenähten Schwanenfedern tragen (wie im Hans-Neuenfels-„Lohengrin), übermannshohe Kunststoffplatten auf die Schultern geschnallt bekommen (wie die Riesen im Rosalie-“Ring“) oder edle und teure Couture des japanischen Designers Yoji Yamamoto auf den Leib geschneidert kriegen (wie im Heiner-Müller-„Tristan“) – der Aufwand, der für ein Kostüm betrieben wird, ist grundsätzlich gegengleich zur allgemeinen Aufmerksamkeit dafür: je weniger, desto mehr. Und am meisten bei gar nichts. Das Opernpublikum, das generell ja nicht gerade wegen seines geringen Durchschnittsalters von sich reden macht, ist in diesem Punkt dann doch sehr zwölfjährig.