Im Dienst des Herrn Pfarrer Heidenreich geht in Ruhestand

Zehn Jahre war das Pfarrhaus von Mistelbach das Zuhause von Pfarrer Wolfgang Heidenreich und seiner Frau Sabine. Mit dem Wechsel in den Ruhestand zieht das Ehepaar nach Hummeltal. Foto: Gunter Becker

Er wollte nie aus Franken weg, wenn möglich irgendwo zwischen Nürnberg und Hof tätig sein. Das ist Pfarrer Wolfgang Heidenreich auch geglückt. Nach zehn Jahren in seiner letzten Stelle in Mistelbach wird er nun in den Ruhestand verabschiedet.

 
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Es musste Franken sein, egal wo, aber irgendwo zwischen Nürnberg und Hof wollte er tätig sein. Das ist Pfarrer Wolfgang Heidenreich auch gelungen. Nach 35 Jahren und mehreren Stationen als Seelsorger in Oberfranken zieht sich der gebürtige Bayreuther nun aus dem aktiven Pfarrdienst zurück. In der Mistelbacher Kirche wird er am Sonntag in einem Gottesdienst von Dekan Jürgen Hacker entpflichtet.

Elternhaus steht am Friedhof

So nah war Heidenreich nie an seinem Heimatort tätig, als er vor zehn Jahren die vakante Pfarrstelle in Mistelbach übernahm. Als Dreiviertelstelle. Dann, kaum im Amt, kam noch eine Viertelstelle als Altenheimseelsorger in drei Einrichtungen in Bayreuth hinzu.

Jetzt geht Wolfgang Heidenreich in den Ruhestand. Mit seiner Frau Sabine zieht er, nein, nicht nach Bayreuth, sondern nach Hummeltal. „Mit dem Rad ist man schnell in der Stadt“, sagt Heidenreich. Durchfährt, je nach Richtung, auch den Stadtteil, in dem er aufgewachsen ist: die Altstadt. Direkt am Stadtfriedhof steht das Elternhaus, in dem Großvater und zeitweise auch sein Vater eine Schreinerei betrieben.

Die Eltern sind in der Kirchengemeinde aktiv, singen im Kirchenchor, musizieren im Posaunenchor, gehören dem Kirchenvorstand an. Sohn Wolfgang engagiert sich im Jugendkreis, beim Christlichen Verein Junger Menschen und bei der Gruppe Luther, an der er bis heute hängt und der er auch in seinem „aktiven Ruhestand“ verbunden bleibt.

Dort will er auch weiterhin als Pfarrer aktiv sein, sich der Verkündigung widmen und Trauungen vornehmen. „Ich freue mich darauf“, sagt Heidenreich.

Aktive Gemeinde

Nach dem Studium in Erlangen, dem Vikariat in Trogen bei Hof wird er Pfarrer in Geroldsgrün. Vier Jahre bleiben er und seine Familie, zu der drei Kinder gehören, dort. Dann folgen zwei Jahrzehnte in Buchau, bevor die Familie nach Mistelbach umzieht.

„Eine ganz aktive Gemeinde mit vielen Menschen, die sich in der Kirchengemeinde engagieren“, lobt Heidenreich. Selbst im Corona-Lockdown sei das Gemeindeleben nicht zum Erliegen gekommen. Video-Gottesdienste wurden installiert, die Predigten wurden im Kircheneingang ausgelegt, um sie zuhause lesen zu können. Und vieles mehr.

Pfarr- und Gemeindehaus saniert

Pfarrer sein, das war und ist schon sein Traumberuf, sagt Heidenreich, der sich nach dem Abitur aber auch für Forst- oder Betriebswirtschaft interessierte, um dann doch die Pfarrerslaufbahn einzuschlagen.

Ein nie bereuter Schritt, bis auf ein Detail: „Ich bin nicht Pfarrer geworden, um zu verwalten“, sagt er. Gottes Wort verkünden, bei und mit den Menschen sein, das verbinde er mit dem Beruf. Aber die Verwaltungsarbeit nehme immer mehr zu, beanspruche immer mehr Zeit. Dazu gehörten auch die Renovierung von Pfarr- und Gemeindehaus in den ersten Jahren in Mistelbach.

Ein drittes, dringendes Projekt muss er nicht mehr verantworten: Die Sanierung der St. Bartholomäuskirche, die Setzungsrisse im Mauerwerk aufweist. Darum darf sich sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin kümmern. Wenn es eine Nachfolge geben wird.

Denn, so auch der Kenntnisstand von Heidenreich: Die Stelle in Mistelbach bleibt vorerst vakant, unbesetzt. Pfarrer Thomas Schikor aus Hummeltal wird die Verwaltung und den Konfirmationsunterricht übernehmen. Eine volle oder Dreiviertelstelle wird es aber nicht mehr geben in Mistelbach. „Allenfalls eine halbe Stelle“, sagt Heidenreich.

Nachwuchs händeringend gesucht

„Wir sind in einem laufenden Prozess“, sagt Dekan Jürgen Hacker, und meint damit, dass sich der Dekanatsausschuss Gedanken darüber macht, wie und welche Stellen zukünftig besetzt werden. Klar sei schon heute, dass einige Pfarrstellen eingespart werden müssen, sagt Hacker. Man warte jetzt auf den Landesstellenplan, bevor der Dekanatsausschuss Ende 2022 oder Anfang 2023 entscheide.

Ein schon heute großes Problem für die Kirche: „Wir suchen händeringend Nachwuchs“, sagt Hacker. Bis 2035, so seine Schätzung, werde die Hälfte der Pfarrstellen nicht mehr besetzt werden können. Für die Planung bedeutet der Pfarrermangel besonders eines: „Wir müssen flexibler werden“, sagt der Dekan. Geänderte Gottesdienstzeiten, eventuell auch mal zwei Gottesdienste am Tag oder am Vorabend.

Die vielen Besucher des Gottesdienstes am Samstagabend in der St. Rupert-Kapelle beweise, dass man nicht unbedingt an starren Traditionen festhalten müsse.

Wichtig sei aber trotzdem, dass sich Gläubige an „ihren“ Pfarrer wenden können, sagt Hacker. Es müsse eine Bezugsperson, der Pfarrer des Vertrauens, ansprechbar sein. „Es ist wichtig, dass man ein Vertrauensverhältnis zu seinem Pfarrer aufbauen kann“, sagt Hacker.

In Mistelbach wird das vorerst der Hummeltaler Pfarrer Schikor sein. Wie lange dieser die Kirchengemeinde in Mistelbach mitbetreuen darf? Darauf hat Dekan Hacker noch keine Antwort.

Abschied im Gottesdienst

Um eine letzte, ganz besondere Organisation muss sich Pfarrer Heidenreich nicht kümmern: Seine Verabschiedung im Gottesdienst am Sonntag, 24. Juli, um 14 Uhr in der St. Bartholomäuskirche in Mistelbach. Die Organisation liege in den bewährten Händen des Kirchenvorstands mit Vertrauensfrau Daniela Dütsch an der Spitze.

Im Anschluss könne man sich auch persönlich beim Kirchencafé von ihm verabschieden. Eine Gelegenheit, die viele nicht versäumen wollen: Bisher seien schon mehr als 100 Anmeldungen eingegangen. Kein Wunder. Denn, sagt Vertrauensfrau Dütsch: „Der Weggang von Pfarrer Heidenreich ist ein Riesenverlust für die Gemeinde, den wir sehr bedauern.“

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