Im Berufsverkehr "Letzte Generation" klebt sich in Bayreuth fest

Manfred Scherer

Acht Mitglieder der „Letzten Generation“ versuchten es am Abend im Bayreuther Berufsverkehr. Einer kam durch. Zuvor gab es ein Katz- und Maus-Spiel mit der Polizei.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Bürger waren nicht begeistert. Stadteinwärts, im Stau, standen Fahrer, die ihrem Unmut mit Hupen kundtaten. Passanten an der Einmündung der Bernecker Straße in die Albrecht-Dürer-Straße machten das verbal: „Sauerei. Kein Verständnis. Für die Ziele schon, aber nicht für die Methode“, sagte einer. Eine Frau ergänzt: „Einfach kleben lassen, die Autos drum rumfahren lassen. Über Nacht. Ich bewundere die Polizei, dass die so geduldig sind.“

Die Klebeaktion der „Letzten Generation“ war Tage zuvor konspirativ bei den Medien angekündigt worden, mit der Auflage, nichts zu verraten. Ein Presseansprechpartner werde die interessierten Medien am Skaterplatz in der Egerländer Straße abholen, dann zum Klebe-Einsatzort bringen. Die Polizei, die durch eine Meldung auf Radio Mainwelle von dem Plan erfahren hatte, machte diesem einen Strich durch die Rechnung. Zuerst wurden die Pressevertreter am Skaterplatz kontrolliert. Die Pressemeute wartete – der Ansprechpartner der Aktivisten kam nicht. Als Polizeisirenen zu hören waren und Streifenwagen mit Blaulicht in der Verlängerung der Seestraße zu sehen waren, wurde den letzten Presseleuten klar: Das läuft anders als geplant.

Insgesamt acht Aktivisten waren unterwegs. Zwei wurden von Polizeistreifen auf der Albrecht-Dürer-Straße gestellt und vom Festkleben abgehalten. Im Gras sitzend, wurden sie beaufsichtigt.

Einem Aktivisten gelang schließlich das Festkleben. Simon Lachner (25) aus Regensburg saß etwa zehn Minuten mitten am Fußgängerüberweg der stadteinwärtigen Spur der Bernecker Straße in Höhe eines Biosupermarkts. Sein Mitstreiter Michael Winter aus Garching hielt derweil am Gehsteig ein Banner hoch mit einem Verweis auf Artikel 20a des Grundgesetzes: „Recht auf Leben“.

Die Polizei hatte die Bernecker Straße mit einem Streifenwagen blockiert – es liegt nahe: Zum Schutz des Aktivisten. Simon Larcher wurde von einer Polizistin mithilfe von Speiseöl vom Asphalt gelöst. Die Aktion dauert rund zehn Minuten.

Larcher sagte dies über sich: Er ist aus Regensburg, studierte Elektrotechnik und arbeitete als Ingenieur für die Energiewende. Dann entschloss er sich hauptberuflicher Aktivist bei der „Letzten Generation“ zu werden. Larcher war schon bei 20 bis 40 derartigen Aktionen dabei, in München, Berlin, Frankfurt, Regensburg, Passau. Nicht überall hatte er Klebeerfolg. Es sagte, er bedauere es, dass die Politik „leider nicht mit einer besseren Klimapolitik auf unsere Aktionen reagiert.“ Er wünscht sich das Neun-Euro-Ticket und Tempo 100 auf Autobahnen.

Bilder