Auffallend ist laut Hauptgeschäftsführerin Hohenner, dass dem Gesamtergebnis dabei eine sehr differenzierte Brancheneinschätzung zugrunde liegt. Äußerst positiven Beurteilungen aus dem Bausektor, dem Tourismus und mit Abstrichen auch dem Dienstleistungssektor stehen deutlich schwächere Werte in der Industrie und im Großhandel gegenüber.
Treiber dieser Entwicklung ist demnach der seit Frühjahr dieses Jahres anhaltende Abschwung bei den Umsätzen und Auftragseingängen. Sowohl im Inland als auch auf dem internationalen Parkett vermeldeten mehr oberfränkische Unternehmen Umsatzrückgänge als -zuwächse. Dieser Rückgang sei im Ausland stärker ausgeprägt als im Inland.
Im Kammerbezirk der IHK zu Coburg ist der Saldo aus positiven und negativen Bewertungen im Vergleich zum Frühjahr auf 34 Punkte gefallen. In der Summe bewerten branchenübergreifend 86 Prozent der heimischen Betriebe die derzeitige Lage immerhin noch als „befriedigend“ oder „gut“; 14 Prozent sind unzufrieden.
Besonders die Industriebetriebe blicken dabei besonders negativ auf die Wirtschaftslage. Nur noch ein Drittel der Industrieunternehmen im Einzugsgebiet der IHK für Oberfranken Bayreuth ist mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden, im Frühjahr waren es noch 40 Prozent. Umgekehrt ist der Anteil der Industrieunternehmen, die ihre Geschäftslage negativ beurteilen, von 13 auf 22 Prozent gestiegen. Bei den Coburger Industriebetrieben bezeichnen nur noch 38 Prozent die Lage als „gut“, 21 Prozent hingegen als „schlecht“.
Ein sinkender Auftragsbestand und eine rückläufige Kapazitätsauslastung gehen mit dieser Entwicklung einher, wie die IHK für Oberfranken schreibt. Vor allem für die Hersteller von Vorleistungsgütern – wie Automobilzulieferer – und von Gebrauchsgütern ist das Marktumfeld spürbar schwieriger geworden.
Optimistischer Großhandel
Entsprechend schlecht sind auch die Erwartungen an die kommenden Monate. Ein Fünftel aller Befragten im Kammerbezirk der IHK für Oberfranken rechnet mit einer rückläufigen Entwicklung, 18 Prozent mit einem Aufwärtstrend. Erstmals seit Januar 2013 prognostizieren damit mehr oberfränkische Unternehmen im Saldo eine Verschlechterung der Geschäftslage im kommenden Jahr.
Auffallend optimistisch ist der Großhandel und in Maßen auch der Dienstleistungssektor. Eine im Saldo merkliche Verschlechterung erwarten dagegen die Industrie und der Bausektor.
Auch die prognostizierten Geschäftserwartungen der Coburger Industrieunternehmen deuten nicht auf eine schnelle Besserung hin. Lediglich acht Prozent rechnen mit Geschäftsbelebung, 27 Prozent mit Eintrübung. Gemessen am Saldo sind die Erwartungen im Vergleich zum Frühjahr damit nochmals gesunken: von minus zwölf auf minus 19 Punkte. Sowohl was das In- als auch das Auslandsgeschäft betrifft, haben die Unternehmen ihre Erwartungen herabgesetzt.
Als positiv betrachtet die IHK für Oberfranken die weiterhin hohe Investitionsneigung der oberfränkischen Wirtschaft, die im Vergleich zum Frühjahr sogar leicht zulegt. 27 Prozent wollen verstärkt im Inland investieren, nur 15 Prozent gehen von rückläufigen Investitionen aus. Damit entkoppelt sich die Investitionsplanung der Unternehmen von den Erwartungen an die Geschäftslage, wie die Kammer schreibt.
Ruf nach der Politik
Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage nehmen beide Kammer-Präsidenten die Politik in die Pflicht. „Unsere Coburger Unternehmen brauchen bezahlbare, zuverlässige Energieversorgung, schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren, größere Anstrengungen beim digitalen Infrastrukturausbau und ein wettbewerbsfähiges Steuersystem“, fordert Herdan.
Und Weigand ergänzt: „Wichtig ist eine Unternehmenssteuerreform, die unseren Wirtschaftsstandort international wettbewerbsfähiger macht.“ Ferner müssten Steuereinnahmen sinnvoll und vor allem nachhaltig eingesetzt werden für die Zukunftssicherung Deutschlands, also für Schulen, Forschungseinrichtungen und Infrastruktur.“