IHK-Umfrage Krisen belasten Oberfrankens Wirtschaft

red
Die oberfränkische Wirtschaft ist stark vom Export abhängig. Gibt es auf den weltweiten Handelswegen – wie zuletzt durch Brexit und Handelskriege – Probleme, merken das die Unternehmen sofort. Foto: Magnifier/Adobe Stock Quelle: Unbekannt

BAYREUTH. So schlecht wie aktuell haben die Unternehmen Oberfrankens ihre Lage schon lange nicht mehr eingeschätzt. In den Konjunkturumfragen der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken Bayreuth und der IHK zu Coburg zeichnen die befragten Unternehmen ein durchaus düsteres Bild der aktuellen Lage. Es zeigen sich deutliche konjunkturelle Bremsspuren, und über den Zukunftsprognosen liegen dunkle Wolken.  

 
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„Die Konjunktur im Wirtschaftsraum Coburg trübt sich zunehmend ein“, kommentiert Friedrich Herdan, Präsident der IHK zu Coburg, die aktuelle Lage. „Besonders unsere sehr exportstarke Industrie verspürt Abkühlung.“ Herdan macht das vor allem an sich zuspitzenden Handelskonflikten der USA mit China und der EU fest sowie am Strukturwandel in der Automobilindustrie.

Für die Hauptgeschäftsführerin der IHK für Oberfranken Bayreuth, Gabriele Hohenner, hat auch die Unklarheit über den Brexit maßgeblichen Anteil an der aktuellen Lage. „Ein sicherer Rahmen für die Weltwirtschaft sieht anders aus“, sagt sie. 

Im Kammerbezirk der IHK zu Coburg fiel der Konjunkturklimaindex, der als Stimmungswert sowohl die aktuelle Geschäftslage der Unternehmen als auch ihre Geschäftserwartungen abbildet, auf 109 Punkte und rangiert demnach zum ersten Mal seit der Finanzkrise 2009 unter dem langjährigen Durchschnitt von 116 Punkten.

Im Kammerbezirk der IHK für Oberfranken sank der Konjunkturklimaindex mit 113 Zählern auf den niedrigsten Wert seit Januar 2013. „Die Zeit der Hochkonjunktur ist wohl auch in Oberfranken vorerst einmal vorbei“, konstatiert auch die Präsidentin der IHK für Oberfranken in Bayreuth, Sonja Weigand.

Robust, aber abkühlend

Die aktuelle Wirtschaftslage im Kammerbezirk der IHK für Oberfranken erweist sich im Herbst 2019 zwar noch als robust, kühlt nach Angaben der IHK aber ab. 45 Prozent der befragten Unternehmen beurteilen ihre derzeitige Geschäftslage positiv. 14 Prozent sind nicht zufrieden, im Frühjahr waren es acht Prozent.

Auffallend ist laut Hauptgeschäftsführerin Hohenner, dass dem Gesamtergebnis dabei eine sehr differenzierte Brancheneinschätzung zugrunde liegt. Äußerst positiven Beurteilungen aus dem Bausektor, dem Tourismus und mit Abstrichen auch dem Dienstleistungssektor stehen deutlich schwächere Werte in der Industrie und im Großhandel gegenüber. 

Treiber dieser Entwicklung ist demnach der seit Frühjahr dieses Jahres anhaltende Abschwung bei den Umsätzen und Auftragseingängen. Sowohl im Inland als auch auf dem internationalen Parkett vermeldeten mehr oberfränkische Unternehmen Umsatzrückgänge als -zuwächse. Dieser Rückgang sei im Ausland stärker ausgeprägt als im Inland. 

Im Kammerbezirk der IHK zu Coburg ist der Saldo aus positiven und negativen Bewertungen im Vergleich zum Frühjahr auf 34 Punkte gefallen. In der Summe bewerten branchenübergreifend 86 Prozent der heimischen Betriebe die derzeitige Lage immerhin noch als „befriedigend“ oder „gut“; 14 Prozent sind unzufrieden.

Besonders die Industriebetriebe blicken dabei besonders negativ auf die Wirtschaftslage. Nur noch ein Drittel der Industrieunternehmen im Einzugsgebiet der IHK für Oberfranken Bayreuth ist mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden, im Frühjahr waren es noch 40 Prozent. Umgekehrt ist der Anteil der Industrieunternehmen, die ihre Geschäftslage negativ beurteilen, von 13 auf 22 Prozent gestiegen. Bei den Coburger Industriebetrieben bezeichnen nur noch 38 Prozent die Lage als „gut“, 21 Prozent hingegen als „schlecht“.

Ein sinkender Auftragsbestand und eine rückläufige Kapazitätsauslastung gehen mit dieser Entwicklung einher, wie die IHK für Oberfranken schreibt. Vor allem für die Hersteller von Vorleistungsgütern – wie Automobilzulieferer – und von Gebrauchsgütern ist das Marktumfeld spürbar schwieriger geworden.

Optimistischer Großhandel

Entsprechend schlecht sind auch die Erwartungen an die kommenden Monate. Ein Fünftel aller Befragten im Kammerbezirk der IHK für Oberfranken rechnet mit einer rückläufigen Entwicklung, 18 Prozent mit einem Aufwärtstrend. Erstmals seit Januar 2013 prognostizieren damit mehr oberfränkische Unternehmen im Saldo eine Verschlechterung der Geschäftslage im kommenden Jahr.

Auffallend optimistisch ist der Großhandel und in Maßen auch der Dienstleistungssektor. Eine im Saldo merkliche Verschlechterung erwarten dagegen die Industrie und der Bausektor.

Auch die prognostizierten Geschäftserwartungen der Coburger Industrieunternehmen deuten nicht auf eine schnelle Besserung hin. Lediglich acht Prozent rechnen mit Geschäftsbelebung, 27 Prozent mit Eintrübung. Gemessen am Saldo sind die Erwartungen im Vergleich zum Frühjahr damit nochmals gesunken: von minus zwölf auf minus 19 Punkte. Sowohl was das In- als auch das Auslandsgeschäft betrifft, haben die Unternehmen ihre Erwartungen herabgesetzt.

Als positiv betrachtet die IHK für Oberfranken die weiterhin hohe Investitionsneigung der oberfränkischen Wirtschaft, die im Vergleich zum Frühjahr sogar leicht zulegt. 27 Prozent wollen verstärkt im Inland investieren, nur 15 Prozent gehen von rückläufigen Investitionen aus. Damit entkoppelt sich die Investitionsplanung der Unternehmen von den Erwartungen an die Geschäftslage, wie die Kammer schreibt. 

Ruf nach der Politik

Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage nehmen beide Kammer-Präsidenten die Politik in die Pflicht. „Unsere Coburger Unternehmen brauchen bezahlbare, zuverlässige Energieversorgung, schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren, größere Anstrengungen beim digitalen Infrastrukturausbau und ein wettbewerbsfähiges Steuersystem“, fordert Herdan.

Und Weigand ergänzt: „Wichtig ist eine Unternehmenssteuerreform, die unseren Wirtschaftsstandort international wettbewerbsfähiger macht.“ Ferner müssten Steuereinnahmen sinnvoll und vor allem nachhaltig eingesetzt werden für die Zukunftssicherung Deutschlands, also für Schulen, Forschungseinrichtungen und Infrastruktur.“