Unterstützung Assistenzhunde im Rathaus willkommen

Bundestagsabgeordnete Anette Kramme und zweiter Bürgermeister Andreas Zippel mit Assistenzhund Matou bringen den Aufkleber „Assistenzhund willkommen“ am Neuen Rathaus an. Links Martina Hellriegel vom Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund mit Hund Raven. Foto: Gunter Becker

Menschen und ihren Hunden bleiben viele Türen verschlossen. Aber viele Menschen sind auf ihre Assistenzhunde angewiesen. Sie warnen vor epileptischen Anfällen, unterstützen Diabetiker und helfen Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen, die Isolation zu durchbrechen.

 
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Bayreuth - Ein schlichter Aufkleber mit großer Wirkung: Seit Montag weist er an der Eingangstür des Neuen Rathauses darauf hin, dass Assistenzhunde „hier und überall“ willkommen sind. Damit sind Hunde gemeint, die Menschen mit einer chronischen Beeinträchtigung unterstützen. Aber auch die Hunde von Menschen mit einer Sehbehinderung, sogenannte Blindenleithunde. Denn auch ihnen wird noch immer in vielen Bereichen der Zutritt verwehrt.

Breites Spektrum

Das Spektrum der Leistungen, die Assistenzhunde erbringen können, sei schier unerschöpflich, sagte die Bayreuther SPD-Bundestagsabgeordnete Anette Kramme. Dass sie am Montag einem Treffen vor dem neuen Rathaus beiwohnte, das von Margit Lebershausen von der Fachstelle für Inklusion der Stadt Bayreuth organisiert wurde, hat einen driftigen Grund: als parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales war und ist sie eingebunden in die Ausarbeitung des Teilhabestärkungsgesetzes, das zum 1. Januar 2022 in Kraft treten wird. Mit diesem Gesetz sollen weitere Verbesserungen und mehr Teilhabechancen für Menschen mit Behinderungen erreicht werden. Dazu gehört auch die Mitnahme von Assistenzhunden.

Türen bleiben verschlossen

In vielen öffentlich zugänglichen Stellen – ob Behörden oder privatwirtschaftlich betriebene Einrichtungen wie Restaurants – ist es nicht selbstverständlich, dass Menschen ihre Assistenzhunde mitführen dürfen. Selbst Menschen mit einer Sehbehinderung, die von einem Blindenleithund unterstützt werden, stoßen immer wieder auf Ablehnung, auf Türen, die ihnen verschlossen bleiben, sagt die eigens aus München angereiste Martina Hellriegel, Referentin für Führhund-Angelegenheiten beim Bayerischer Blinden- und Sehbehindertenbund. Obwohl Blindenleithunde seit vielen Jahren aus dem öffentlichen Bild nicht mehr wegzudenken seien, müssen sie und ihr Hund Raven immer wieder die Erfahrung machen, dass sie nicht willkommen sind. „Ganz egal, ob das Lebensmittelgeschäfte, Restaurants oder Krankenhäuser sind“, sagt Hellriegel.

Speziell ausgebildet

Assistenzhunde sind – speziell ausgebildet – in vielen Bereichen einsetzbar, sagt Kramme. Sie können Diabetikern unterstützend zur Seite stehen, an Epilepsie leidenden Menschen, Gehörlosen und Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen. Hundetrainer Manfred Burdich von der Arbeitsgemeinschaft Mantrailing - Rettungshundestaffel und Therapiehundezentrum mit Sitz in Kronach berichtete vom Einsatz von Assistenzhunden bei der Behandlung von Bundeswehrsoldaten, die traumatisiert aus dem Kriegseinsatz zurückkamen. Insgesamt gebe es 17 verschiedene Assistenzhunde.

Aktion Pfotenpiloten

Um den Bekanntheitsgrad und die Wichtigkeit von Assistenzhunden zu verbessern, wurde die Aktion Pfotenpiloten gegründet, die erreichen will, dass alle Räume geöffnet werden. Dazu gehört eine vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderte Kampagne namens „Assistenzhund willkommen“, die Verständnis für Assistenzhundeteams aufbauen will. Außerdem soll, erklärte Kramme, in einer europaweit ausgeschriebenen Studie erforscht werden, wie wichtig und bedeutsam das Zusammenwirken von Mensch und Hund ist.

In Bayreuth ist die Kampagne am Montag nicht nur angekommen, sondern auch gleich mit einem entsprechenden Aufkleber an der Eingangstür zum Neuen Rathaus umgesetzt worden. Und er werde sich, sagte zweiter Bürgermeister und bekennender Hundefreund Andreas Zippel, dafür einsetzen, dass auch an den Türen anderer Behörden die Aufkleber angebracht werden.

Assistenzhunde sind mehr als nur der Grund zum Ausführen. Sie ermöglichen den Menschen die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Vorausgesetzt, die dürfen ihre Hunde mitnehmen. Vorurteile sind nicht angebracht, beteuern die Pfotenpiloten. Hunde können die soziale Isolation vieler Menschen aufbrechen, sagte Kramme. Und fügte sie an: „Hunde sind auch die besten Seelentröster.“

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