Hydrazinvergiftung kann zu Nierenschäden führen F-16-Absturz: Die Retter sollen zum Arzt

Von Christina Knorz

Die US-Behörden lagen falsch. Nach dem Absturz des F-16-Kampfjet hieß es, es seien keine gefährlichen Stoffe ausgetreten. Jetzt steht fest: der giftige Raketentreibstoff Hydrazin ist sogar noch im weiteren Umfeld der Absturzstelle nachweisbar. Das kann "erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit" haben. Das Landratsamt sagt: Feuerwehrleute und Rettungskräfte sollen sich untersuchen lassen.

 
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Das Problem ist der Raketentreibstoff Hydrazin. Die US-amerikanischen Einsatzkräfte hatten am Tag des Absturzes den deutschen Rettungskräften kommuniziert, die Tanks seien nicht beschädigt. "Deshalb sind wir wieder abgerückt", sagte Thomas Keller, Kommandant der Nürnberger Feuerwehr, unserer Zeitung im August. Die Nürnberger waren zur Absturzstelle gerufen worden, um Hydrazin nachzuweisen.

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Nach aktuellen Erkenntnissen müssen die Tanks aber beschädigt worden sein. Denn bei Bodenuntersuchungen ist der giftige Stoff, der Leberschäden und Nierenfunktionsstörungen hervorrufen kann, gefunden worden.

Oberpfälzer Behörden untersuchen Absturzstelle

Nach dem Abrücken der US-Militärs von der Unglücksstelle Mitte August hat das Landratsamt Neustadt an der Waldnaab die Untersuchungen übernommen. Bei den Bodenproben seien an der Absturzstelle "eine große Konzentration an Kerosin und eine geringe Menge Hydrazin" gefunden worden, heißt es in einem Schreiben des Landratsamts Bayreuth an alle am Absturz beteiligten Hilfsorganisationen, das unserer Zeitung vorliegt. Im "weiteren Umfeld" um die Absturzstelle herum, sei jedoch "eine erhöhte Konzentration von Hydrazin" festgestellt worden.

Drei Mediziner kommen zum selben Schluss

Drei Mediziner hätten sich die Untersuchungsergebnisse angeschaut und seien zum Schluss gekommen, dass sich die Einsatzkräfte untersuchen lassen sollen. Und zwar nicht nur die Einsatzkräfte, die unmittelbar an der Absturzstelle waren. Sondern auch die, die auf dem Waldweg zwischen Staatsstraße und Absturzstelle unterwegs gewesen sind.

Helfer ohne ausreichenden Schutz

Der Betriebsarzt vom Landratsamt Neustadt an der Waldnaab hat am 18. September schriftlich mitgeteilt, dass er "erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit" der Einsatzkräfte nicht ausschließen kann. Solange alle Vollschutz und Atemschutz getragen hätten, wäre keine Kontamination mit Hydrazin möglich gewesen. Aber es hätten sich seiner Information nach "Einsatzkräfte in Bereichen der Absturzstelle teilweise ohne ausreichende Schutzmaßnahmen aufgehalten".

Hydrazin riecht nach Ammoniak

Hydrazin rieche intensiv nach Ammoniak, teilt das Landratsamt mit. "Einsatzkräfte, die den Ammoniakgeruch wahrgenommen haben, könnten in Kontakt mit dem Gefahrstoff gekommen sein", schreibt das Landratsamt Bayreuth. Feuerwehrleute und Rettungskräfte sollen einen Arbeitsmediziner aufsuchen und auf den möglichen Kontakt mit Kerosin und Hydrazin hinweisen.

"Kein Grund zur Beunruhigung"

Das Landratsamt schließt mit den Worten, dass "die Wahrscheinlichkeit einer Kontamination gering ist" und "kein Grund zur Beunruhigung" bestehe.