Hollfeld Der Neue im Pfarrhaus

Elmar Schatz

Als Geschenk dürfen es Hollfelds Katholiken begreifen, nun einen neuen, jugendlich wirkenden Pfarrer zu haben: Hans-Jürgen Wiedow sieht es niemand an, dass er bald seinen 50. Geburtstag feiert; am Mittwoch hat er seinen Dienst angetreten.

 
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Eingezogen ins Hollfelder Pfarrhaus: der neue Seelsorger Hans-Jürgen Wiedow. Foto: /Elmar Schatz

Hollfeld - Er kommt aus der Stadt Hof. Dort war er leitender Pfarrer des Seelsorgebereiches Hofer Land, und dort leben die Katholiken in der Diaspora; die evangelischen Gläubigen bilden die Mehrheit. Nun hat er den Seelsorgebereich Fränkische Schweiz Nord übernommen mit überwiegend katholischen Kirchenmitgliedern. Doch herzliche und unkomplizierte Ökumene, die Gemeinschaft mit den evangelischen Christen, hat der neue Hollfelder Pfarrer schon während seiner elf Jahre in Hof praktiziert.

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Hans-Jürgen Wiedow, der dem in den Ruhestand getretenen Hollfelder Pfarrer, Monsignore Bernhard Simon, nachfolgt, hat seine Wurzeln in der Fränkischen Schweiz; er ist im Wallfahrtsort Gößweinstein aufgewachsen. Fünf Geschwister waren sie zu Hause; ein Bruder ist vor Kurzem an Krebs gestorben. Sein Zwillingsbruder hat einen Betrieb für Landschaftsgartenbau, der älteste Bruder die vom Großvater gegründete Gärtnerei in Gößweinstein übernommen.

Warum wurde Hans-Jürgen Wiedow katholischer Priester? Seine Familie wohnt in Gößweinstein an der Hauptstraße. Als Bub hört er schon in aller Frühe die Wallfahrer hereinziehen. Seine evangelische Oma ist dem Pfarrer der Wallfahrts-Basilika, der oft zum Kaffeetrinken kommt, freundschaftlich verbunden. Hans-Jürgen Wiedow wird Ministrant, dann Gruppenleiter der Pfarrjugend.

Als ganz normaler junger Mann ist er mit seiner Clique unterwegs, zum Tanzcenter in Breitenlesau, ins Kino in Hollfeld oder zur katholischen Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte Burg Feuerstein. Mit seiner Jugendgruppe provoziert er ein wenig. Die Mädchen und Jungen gestalten ihren Fronleichnams-Altar nicht in der althergebrachten Weise, sondern zum Beispiel mit Jesus in der Steinwüste, was Kopfschütteln und Diskussionen bei Älteren erzeugt.

Hans-Jürgen Wiedow interessiert sich in seiner Jugend für Sozialpädagogik und theologische Themen. Fragen bewegen ihn, wie: Was bedeutet das Leben? „Irgendwann stellt sich die Glaubensfrage“, sagt er, und kommt zu dem Schluss: „Der Glaube bietet auch Antworten“, wenn der Mensch in der Krise sonst keine Antworten findet.

Ein besonderes Erweckungserlebnis hat Hans-Jürgen Wiedow nicht; Berufung verspüre jeder Mensch, sagt er, auch ein Familienvater. Zum Thema Zölibat, dem ehelosen Leben, meint er im Gespräch mit dem Kurier: „Ich bin froh, nicht die Verantwortung für eine Familie zu haben, wenn ich abends heimkomme.“ Dafür trage er eben andere Verantwortung, in der Gemeinde.

Das Single-Leben sei ja heute so ungewöhnlich nicht, verweist er auf die vielen Singles in den Großstädten wie etwa in München.

Wiedow hat seit seiner Priesterweihe 2007 im Bamberger Dom durch Erzbischof Ludwig Schick bereits vielfältige Erfahrung gesammelt: am Anfang in St. Gangolf in Bamberg im Pastoralkurs, als Kaplan in der Forchheimer Gemeinde Sankt Marien sowie in der Coburger Gemeinde Sankt Augustin, bevor er 2010 – noch als Kaplan – nach Hof kommt.

Nun startet er in Hollfeld, einer 5300-Einwohner-Stadt nach der 46 .000-Einwohner-Stadt Hof. Wie erlebt er die Angriffe auf die katholische Kirche infolge der Missbrauchsskandale? Viele Menschen könnten durchaus unterscheiden zwischen den Taten Einzelner und der Kirche insgesamt, sagt er. „Es gibt immer Fehlverhalten, wo Menschen sind, die Macht haben und ihre Triebe ausleben.“

Der Seelsorger Hans-Jürgen-Wiedow versucht, den Menschen beizustehen, etwa auf der Palliativ-Station, oder er geht hin, wenn er mitbekommt, da ist jemand in einer verzweifelten Lage. Er ist nun Landpfarrer, das wird ganz anders sein als in der größeren Stadt, weiß er. Doch grundsätzlich bleiben für ihn die Anliegen: „Wie können wir uns gegenseitig tragen und unterstützen? Wie können wir Kirche sein? Was brauchen wir dazu?“ Was hindert uns daran?“

Hans-Jürgen Wiedow hat in seinem Wirkungsbereich in Hof auch harte Entscheidungen treffen müssen. Eine Kirche wurde vermietet, ein Gemeindehaus verkauft, St. Otto wird abgerissen. Der „Frankenpost“ sagte er: „Dass etwas früher so schön gewesen sei, darf nicht das einzige Kriterium für eine Entscheidung sein.“ Aber in seiner Zeit in Hof wurde auch Neues geschaffen: der Neubau des Kindergartens Sankt Konrad und des Pfarrzentrums in der Nailaer Straße, zum Beispiel.

Über Hans-Jürgen Wiedow heißt es: „Er ist der Erste, der zum Wischlappen greift, damit die Fenster im Gemeindezentrum für die Jugendveranstaltung abends sauber sind.“


Offiziell ins Amt eingeführt wird Pfarrer Hans-Jürgen Wiedow am Sonntag, 12. September, in Hollfeld.